Kinderversicherungen: Für die Kleinen nur das Beste

Eltern begleiten ihre Kinder intensiv von der Geburt bis weit ins Studium oder den Beruf hinein. Diese Fürsorge will den Nachwuchs optimal geschützt wissen. Eine gute Chance für Vermittler, eine hohe Kundentreue zu erreichen.

Author_image
07:07 Uhr | 10. Juli | 2020
Kinderunfallversicherung Schüler BU Kinderversicherung

Der Wunsch nach Absicherung für Kinder ist groß. Wie unterschiedlich Makler an dieses Beratungsthema herangehen. Bild: pixabay

Das Potenzial ist groß. Seit einigen Jahren werden in Deutschland wieder mehr Kinder geboren. 2019 waren es 778.129 und damit über 40.000 mehr als noch 2015. Gegenüber 2018 schwächelte die Geburtenrate mit etwas über 9.000 Babys leicht. Der Langzeittrend bleibt jedoch intakt. Mit ihm die steigende Fürsorge der Eltern. Die werden bei ausgeprägter Fürsorglichkeit auch abschätzig als „Helikopter-Eltern“ bezeichnet. Im Grunde zeigen sie aber bloß ein hohes Sicherheitsbedürfnis, das Vermittler mit einer gezielten Ansprache und Beratung befriedigen können. Auch wenn Eltern ihre Kinder am liebsten keine Sekunde aus den Augen lassen würden, sie müssen es doch. Und dann sind die Kids vielen Gefahren ausgesetzt, wie Unfällen im Straßenverkehr, beim Spielen oder im Haushalt. Gesetzlichen Kinderschutz gibt es nur in der Schule und auf dem Weg dorthin oder nach Hause.

Hohe Erwartungen

In einem solchen Klima ist der beste Schutz vielfach willkommen. „Die Eltern kommen in der Regel mit hohen Erwartungen in die Beratung und wollen einen umfassenden Schutz für ihr Kind“, hat Patrick Knittel, Vorsorgeberater und Versicherungsfachmann aus Peine, beobachtet. Er berät für den Versicherungsmakler transparent-beraten.de Familien zur Risikovorsorge. Vermittler können meist den Wünschen und Bedürfnissen der Eltern entsprechen: Denn Kinderversicherungen gibt es in jeder Variante. Die Information über Vor- und Nachteile des Schutzes muss aber vollständig sein, denn funktioniert etwas nicht, ist die Community der Eltern besonders nachtragend. Knittel: „Die Beratung für Kinderschutz ist sehr aufwendig. In der Regel telefonieren wir ausgiebig vier- oder fünfmal und tauschen Mails aus.“ Erst dann seien die Eltern in der Lage, selbst zu entscheiden.

Vorab: Voller Elternschutz

Anfänglich hätten die Eltern in der Regel nur etwas über Invaliditätsschutz gelesen und wollten eine Renten- oder Kapitalleistung, falls ihr Kind krank wird. Denn sie möchten ihrem Nachwuchs im Ernstfall finanziell möglichst flexibel helfen können. Bessere Versorgung, die Bezahlung von Pflegekräften oder die Überlegung, dass ein Elternteil künftig zu Hause bleibt, um sich um das kranke Kind zu kümmern, sind die wesentlichen Beweggründe der Eltern. Zulauf hat beispielsweise der Versicherungsmakler Matthias Helberg aus Osnabrück, der sich als Spezialist für Berufsunfähigkeitsversicherungen einen Namen gemacht hat. „Es melden sich aber auch immer wieder Eltern, die wir nicht versichert haben“, so Helberg. Und dann müsse er bei null anfangen. Denn natürlich müssten erst die Eltern abgesichert werden. „Werden sie berufsunfähig und müssen allein von einer gesetzlichen Erwerbsminderungsrente leben, können sie sogar ihre gesunden Kinder kaum noch versorgen“, erläutert Helberg. Erst dann kümmert sich der Experte um den Kinderschutz.

Seite 1: Vorab: Voller Elternschutz Seite 2: Erste Wahl: Kinder-Invaliditäts-Zusatzversicherung

Erste Wahl: Kinder-Invaliditäts-Zusatzversicherung

„Für ein Kleinkind ab der sechsten Woche halten wir derzeit die Kinderinvaliditätsversicherung – kurz Kiss – der Barmenia für die sauberste Lösung“, beziehen die Versicherungsmakler Stefan und Tobias Bierl aus Kirchenrohrbach bei Regensburg Stellung. Damit sind sie sich mit den Verbraucherschützern der Stiftung Warentest einig. „Ein schwerbehindertes Kind kann eine Familie auch finanziell enorm belasten“, führen die Verbraucherschützer aus. Daher empfehlen sie aktuell bei Kinder-Invaliditäts-Zusatzversicherungen – kurz KIZ. KIZ-Policen leisten bei Invalidität. Dabei spielt die Ursache – Unfall oder Krankheit – keine Rolle. Doch es gibt eine hohe Auslöseschwelle. Das Kind muss durch Unfall oder Krankheit einen Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent erreichen. Das wissen die Eltern, so die einhellige Aussage der Praktiker, meist nicht. Denn wer im Internet nachliest, findet erst im Kleingedruckten, dass die Kinder nicht gegen jede Krankheit oder jeden Unfall durch die KIZ-Policen geschützt sind. Das Maklerduo Bierl verweist zudem darauf, dass die Annahmequote bei der Barmenia „recht hart“ sei. Es gibt also eine umfassende Risikoprüfung. Daher hält Helberg es für gefährlich, dem Rat der Stiftung Warentest zu folgen und eigenständig bei den Versicherern Angebote einzuholen, selbst wenn das Kind Vorerkrankungen hat. „Wir halten es für besser, wenn erst einmal über einen Makler anonym angefragt wird“, erläutert Helberg.

So wäre ein Kind, das nach Größe und Alter ein klein wenig untergewichtig gewesen sei, erst einmal abgelehnt worden. „Wir haben dann eine Zeitlang später eine neue Anfrage gestellt und darauf verwiesen, dass die gesamte Familie, genetisch bedingt, leicht untergewichtig ist.“ Prompt sei das Kind ohne Erschwernis angenommen worden. Die Barmenia kommt hier Vermittlern entgegen, denn es ist per Internet eine fallabschließende Risikoprüfung möglich. „Wenn der Kunde nicht möchte, dass das über seinen Namen oder den seines Kindes erfolgt, kann die Prüfung problemlos vorab anonym durchgeführt werden“, erläutert Barmenia-Vorstand Frank Lamsfuß. Möglich ist ein Abschluss bei der Barmenia schon ab der sechsten Lebenswoche. Allein die Versicherungskammer Bayern greift mit ihrem KIZ-Angebot noch etwas früher, denn die vorher notwendige U3-Vorsorgeuntersuchung sollte bis zur fünften Lebenswoche durchgeführt werden. Alle anderen KIZ-Angebote starten erst ab dem zweiten Lebensjahr. Lamsfuß: „Wir merken, dass unser Angebot von vielen Eltern angenommen wird. Gut ein Drittel der Abschlüsse der Kiss werden im ersten Lebensjahr des Kindes getätigt.“

Unfallschutz mit Krankenzusatz-Leistung

Doch die schwere Behinderung ihres Kindes stellt ein höchst sensibles Thema dar, über das manche Eltern gar nicht nachdenken wollen. Zudem ist die Prämie für den KIZ-Schutz oft ein K.o.-Kriterium. Diese Erfahrung hat zumindest Thorsten Bohn, Versicherungsmakler aus dem schwäbischen Filderstadt, gemacht. „Daher umfasst unsere per E-Mail versandte Erstempfehlung an Eltern eine private Unfallversicherung und den stationären Zusatzschutz, falls die Kinder nicht privat krankenversichert sind.“ Für den „besten“ Kinderunfallschutz empfiehlt Bohn die InterRisk. Deren „starke“ Police enthalte auch kosmetischen Operationsschutz – was für die Zukunft der Kinder besonders wichtig sei. Guter Kinderunfallschutz zeichne sich zudem durch eine „Updategarantie“ aus, damit Leistungsverbesserungen auch für bestehende Verträge gelten. „Die Gesundheitsfragen sollten knapp bemessen sein und eine verbesserte Gliedertaxe über eine hohe Progression von mindestens 350 Prozent umfassenden Schutz bieten“, so Bohn. „Die Risiken schwere Krankheit und Pflege sowie die Vorsorge per Sparplan sprechen wir erst im persönlichen Gespräch mit den Eltern an.“ Dabei spiele das Kindergeld von 200 Euro pro Monat eine wichtige Rolle. „Wir fragen einfach nach, ob das Geld für den Haushalt notwendig ist oder etwas für das Wohl des Kindes abgezweigt werden kann“, erläutert Bohn. In sehr vielen Fällen bleibe es dann aber in Sachen Risikoschutz bei Einbettzimmer und Chefarztbehandlung im Krankenhaus sowie bei der privaten Unfallversicherung.

Schüler-BU?!

Empfänglicher sind aber später viele Eltern, wenn es um die Absicherung älterer Kinder geht. Und für die Skeptiker hat der Versicherungsmakler Gerd Kemnitz aus Stollberg im Erzgebirge einen pragmatischen Vergleich parat. „Mit dem Abschluss einer Motorradversicherung können ihre Kinder warten, bis sie ein Motorrad besitzen. Warten Schüler mit der Berufsunfähigkeitsversicherung, bis sie einen Beruf erlernen, ist es häufig zu spät.“ Der frühe Abschluss habe den Vorteil, dass der zu zahlende Beitrag niedrig ist. Er liegt für Gymnasiasten bei rund 30 Euro im Monat und für Realschüler bei etwa 36 Euro, wenn 1.000 Euro Monatsrente bis zum 65. Lebensjahr abgesichert werden. Wer später einen körperlich oder psychisch anstrengenden Beruf anstrebt, etwa Handwerker, Künstler oder Sportler werden will, muss nämlich mit einer Einstufung in eine teure, weil riskante Berufsgruppe rechnen. „Damit die Beiträge dauerhaft niedrig bleiben, muss jedoch ein Tarif gewählt werden, bei dem keine Nachmeldung bei Beginn einer Berufsausbildung oder Berufstätigkeit gefordert wird“, erklärt Kemnitz, der sich mit seinem Vergleichsrechner bu-portal24.de auf die Beratung zu Arbeitskraftschutz spezialisiert hat. Doch gute Ratschläge hätten es oft schwer. „Weil Vertreter und auch so manches Analysehaus suggerieren, eine Grundfähigkeitsversicherung sei eine ‚preiswerte Alternative‘ zur Arbeitskraftabsicherung“, kritisiert Kemnitz. Die gutgläubigen Eltern könnten nicht wissen, dass dies nur unbefriedigende Notlösungen seien.

Hinweis: Dieser Text erschien zuerst mit Zusatzmaterial in der Printausgabe von procontra.

Seite 1: Vorab: Voller Elternschutz Seite 2: Erste Wahl: Kinder-Invaliditäts-Zusatzversicherung