Ex-Getsafe-Manager will Wohngebäudeversicherung aufmischen

Leitungswasserschäden sind für viele Wohngebäudeversicherer ein kostspieliges Problem. Ein neues StartUp tritt nun an und will neue Akzente setzen. Sein Ansatz: Prävention.

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08:05 Uhr | 03. Mai | 2022
Marvin Follmann (links) und Sascha Wolf. Bild: Enzo

Wollen neue Wege in der Wohngebäudeversicherung beschreiten: Marvin Follmann (links) und Sascha Wolf. Bild: Enzo

Leitungswasserschäden sind für die deutschen Wohngebäudeversicherer ein riesiges Problem: 2019 zählten sie insgesamt 1,1 Millionen Schäden in Folge eines gebrochenen Rohres, undichter Schläuche oder Armaturen – das ist ein Leitungswasserschaden alle 30 Sekunden. Erstmalig überstieg die Schadensumme dabei die 3-Milliarden-Euro-Schwelle, für viele Anbieter ist die Sparte seit Jahren defizitär.  

Ausgerechnet in der Wohngebäudeversicherung will nun das Heidelberger StartUp Enzo punkten. „Für die meisten Menschen ist das eigene Haus das größte Investment im Leben. Ein Schaden kann eine Wertminderung bedeuten, schlecht versichert zu sein, kann existenzbedrohend sein. Unsere Vision ist es, dass Menschen ausschließlich die positiven Aspekte des Wohneigentums genießen können. Um die Risiken kümmern wir uns“, erklärt Sascha Wolf, der das Heidelberger InsurTech zusammen mit Marvin Follmann gegründet hat.Während Software-Ingenieur Follmann zuletzt beim Münchener Software-Unternehmen Celonis tätig gewesen ist, verfügt Wolf über reichlich Erfahrung im InsurTech-Geschäft. Fast sechs Jahre wirkte er als Manager bei Getsafe, dem anderen bekannten Versicherungsunternehmen aus Heidelberg.  

Während der von Christian Wiens geleitete Versicherer sein Produktportfolio nach und nach ausbaut und mittelfristig auch als Lebensversicherer agieren, will sich Enzo vorrangig auf die Wohngebäudeversicherung beschränken. „Wir sind davon überzeugt einen Service für Wohneigentümer zu bauen, der das aus unserer Sicht ausgediente Modell der klassisch reaktiven Versicherung vergessen lässt. Das erfordert jedoch auch den notwendigen Fokus von uns“, erklärt Gründer Wolf auf procontra-Nachfrage. Allerdings soll es in Zukunft auch eine Absicherungslösung für den Hausrat geben.  

Der Ansatz von Enzo lautet: Prävention. Der beste Leitungswasserschaden ist der, der ausbleibt beziehungsweise möglichst klein ausfällt. Noch stehen nicht alle Einzelheiten fest, eines will Wolf dann aber schon preisgeben: So sollen Besitzer von Einfamilienhäusern zusätzlich zur Police einen Leckage-Sensor erhalten, mit dem undichte Rohre frühzeitig erkannt werden können.

Ein Ansatz, den auch andere Versicherer, beispielsweise die Bayerische oder die Gothaer, ausprobieren beziehungsweise ausprobiert haben. Doch im Gegensatz zur Konkurrenz, die häufig auf Sensoren aus dem Hause Grohe setze, will Enzo einen ähnliches, aber dennoch anderes Konzept wählen. „Der maximal-invasive Einbau einer zusätzlichen Hardware, beispielsweise durch das Durchtrennen der Wasserleitung, um ein zusätzliches Durchlaufventil einzusetzen, das auch remote abgestellt werden kann, bietet sicherlich die maximale Funktionsvielfalt. Allerdings ist diese Strategie auch sehr kostenintensiv“, erklärt Wolf. So werden beispielsweise für den „Grohe Sense Guard“ Preise bis zu 600 Euro aufgerufen. Zudem benötigen die Geräte auch W-Lan, wodurch sie störungsanfällig werden.

Enzo will aus diesem Grund auf externe Sensoren setzen, die ohne große Montage an der Oberfläche der Hauptwasserleitung angebracht werden können „und uns Daten in Echtzeit darüber liefern werden, ob das Wasser in der Leitung steht oder fließt“, so Wolf. Mittels künstlicher Intelligenz werde erkannt, ob es sich bei fließendem Wasser um normalen oder nicht normalen Verbrauch handelt. Stellt der Sensor eine Leckage fest, wird automatisch der Hausbesitzer informiert und gegebenenfalls auch schon ein Termin mit einem Handwerker vereinbart.

Die Sensoren sollen für die Kunden kostenlos sein und durch die eingesparten Schadenkosten finanziert werden. Darüber hinaus sollen auch die Kunden in Form von günstigeren Beiträgen vom Präventionsansatz profitieren. Neu ist auch, dass Kunden keinerlei Angaben zu ihrem Haus machen müssen. „Wir benötigen lediglich die Adresse des Gebäudes um ein erstes Angebot zu berechnen“, so Wolf.  

Vertrieben werden sollen die Policen des Heidelberger InsurTech über alle gängigen Kanäle, auch über Makler, bestätigt Wolf. Man sehe darüber hinaus aber großes Potenzial in neuen Akquisestrategien. „Aufgrund unseres ,API-first Ansatzes‘ ist beispielsweise das Thema Embedded Insurance sehr interessant für uns“, erklärt Wolf. Als Startkapital haben die Heidelberger eine Million Euro von Investoren eingesammelt, darunter 2bx, Styx Urban Investments, Ruben Haas und Jens Bader. Eine weitere Finanzierungsrunde ist noch für dieses Jahr geplant. Der Startschuss für den Versicherungsverkauf soll noch in diesem Mai erfolgen. Dann wollen Wolf und Frollmann auch bekannt geben, wer als Risikoträger tätig sein wird.