Diese neuen Anbieter wollen den Versicherungsmarkt aufmischen
Die Versicherungsbranche gilt gemeinhin nicht als besonders innovationsfreudig. Im Zuge der voranschreitenden Digitalisierung entstehen aber immer wieder Geschäftsmodelle und Produktbereiche, die auf teils neue Kundenbedürfnisse abzielen und den Wettkampf anheizen sollen. Drei davon sind Blanket, Cherrisk und Tesla.
Blanket will die Fahrradversicherung modernisieren
Das Frankfurter Insurtech-Unternehmen Blanket bietet seit April situative Versicherungsprodukte für Fahrräder, E-Bikes und Pedelecs an. Der Anbieter wirbt mit unkomplizierter digitaler Kommunikation via App und Chats und kurzen Vertragslaufzeiten. Bezahlt werde lediglich für den Zeitraum, in dem der Schutz aktiv sei, sei es für einen Monat oder länger. Ähnlich wie der Rostocker Anbieter Hepster hat es auch Blanket unter anderem auf Kooperationen mit Fahrradhändlern und -herstellern abgesehen. Im Schadenfall verspricht das Unternehmen eine schnelle und einfache Abwicklung über einen Chatbot, der die wichtigsten Informationen aufnimmt und den Versicherten ohne lange Wartezeiten über den Stand der Bearbeitung auf dem Laufenden hält. Wermutstropfen für Makler: Bislang werden die Policen ausschließlich über die Website oder App von Blanket angeboten.
Blanket ist eine Schwestergesellschaft des Versicherungsvergleichsportals Covomo. Die Erfahrungswerte, die man mit diesem gesammelt hat, habe dazu motiviert, ein eigenes Versicherungsprodukt auf den Markt zu bringen, so das Unternehmen. Risikoträger ist die Allianz.
Tesla entert den europäischen Versicherungsmarkt
Der US-amerikanische Hersteller von Elektroautos hat sich innerhalb weniger Jahre den Ruf als eines der innovativsten Unternehmen weltweit erarbeitet. Zu diesem beigetragen hat auch die Medienpräsenz des exzentrischen Firmengründers Elon Musk. Für den derzeit entstehenden Standort in Berlin-Brandenburg werden nun Versicherungsexperten gesucht. Ausgeschrieben ist unter anderem die Position „Program Manager, Insurance Product & Underwriting (Europe)“. Ziel ist es, künftig maßgeschneiderte Versicherungsprodukte für Tesla-Eigentümer zu entwickeln.
In den USA gibt es diese bereits: Laut „Teslamag“ können kalifornische Fahrer ihren Tesla direkt beim Hersteller versichern, eine Ausweitung auf andere Bundesstaaten sei geplant. Bisher gibt im Angebot der monatlich zahlbaren Tarife, die jederzeit kündbar sind, allerdings noch Probleme, das System gilt als noch nicht ausgereift. Musks Ziel mit der Tesla Insurance ist es, besonders günstige und flexible Policen anzubieten, die Vorteile der modernen Technologie der Autos einbeziehen. Begründet wird der Bedarf damit, dass Tesla-Fahrzeuge insbesondere bei der Autopilot-Nutzung seltener in Unfälle verwickelt seien. Langfristige Zahlen und Statistiken, die das belegen, gibt es allerdings bislang kaum.
Uniqa-Tochter Cherrisk bringt ihr Geschäftsmodell nach Deutschland
Das Insurtech Cherrisk gilt als wertvollstes Start-up Ungarns. Nun will das Unternehmen, eine Tochter der österreichischen Versicherungsgruppe Uniqa, sein Angebot auf Deutschland erweitern. Vorerst sollen die Reise- Hausrat- und Unfallversicherungen ausschließlich über den Direktvertrieb angeboten werden. Ab dem kommenden Monat sollen Versicherungen für Auslands- und Inlandsreisen sowie Reiserücktrittsversicherungen folgen, wie das Unternehmen auf procontra-Nachfrage bestätigt.
Das Besondere am Versicherungsmodell ist der Rückgriff auf persönliche Daten zum Verhalten der Versicherten, die über ein Punktesystem bewertet werden. Eine App erfasst, ob diese sich risikobewusst verhalten. Spielerisch lassen sich virtuelle „Cherries“, also Kirschen, sammeln, die gegen Rabatte und Prämien eingetauscht werden können. Zieht der Versicherte beispielsweise seine Winterreifen rechtzeitig auf, kann er mit einem Foto-Upload davon Cherries gutgeschrieben bekommen.
Der Launch in Deutschland soll aus Ungarn heraus gesteuert werden. "Das Modell basiert auf einem vollständig digitalen, grenzüberschreitenden Ansatz, der von einem Zentrum aus gesteuert wird. Damit zielen wir darauf ab, das Dienstleistungsniveau in allen Ländern auf gleich hohem Niveau zu halten. Aus diesem Grund konzentrieren wir aller Aktivitäten in unserem Hauptquartier in Budapest", so Uniqa-Sprecher Norbert Heller gegenüber procontra.