Amazon, Google & Co.: Darum ist ein Versicherungseinstieg unwahrscheinlich
Laut einer Umfrage aus dem Vorjahr geht die Hälfte der Deutschen davon aus, dass eines der großen US-Tech-Unternehmen Google, Amazon, Facebook und Apple – kurz GAFA – innerhalb der nächsten zehn Jahre eine bedeutsame Rolle auf dem hiesigen Versicherungsmarkt einnehmen wird. Doch diesen Erwartungen, ob sie nun freudig oder besorgt sind, verpasste Dr. Jürgen Cramer heute einen Dämpfer. Denn das Vorstandsmitglied der Sparkassen Direktversicherung (Provinzial-Tochter) geht nicht davon aus, dass diese Unternehmen einen echten Einstieg in den deutschen Markt hinlegen werden.
Das sagte Cramer heute auf der K-Tagung, einer gemeinsamen Fachveranstaltung des aktuariellen Beratungsunternehmens Meyerthole Siems Kohlruss und des Rückversicherers Scor Deutschland. Um die Erwartungen an die Versicherungsambitionen von Mark Zuckerbergs Facebook-Konzern einzuordnen, genügte Cramer sogar nur ein Satz: „Facebook ist Gartenparty und auf Gartenparties werden keine Versicherungen verkauft.“
Einen Einstieg ins Modell Risikoträger oder Anbieter von Deckungskonzepten sieht er nicht. Gleichwohl sollten Vermittler aber im Hinterkopf behalten, dass Facebook gute Möglichkeiten bietet, um sich Reichweite zu verschaffen und durch die richtige Zielgruppenansprache Neukunden zu akquirieren.
Amazon nutzt lieber Netzwerke
Auch bei Apple könne der Direktversicherungsvorstand keinen großen Ehrgeiz für einen aktiven Einstieg ins Versicherungsgeschäft erkennen. Zwar gebe es aktuell Gerüchte um Aktivitäten des Konzerns als Autobauer. Doch auch hier sei es viel realistischer, dass sich das Tech-Unternehmen an seine Kernkompetenzen halte, anstatt sich völlig neu auf das komplexe Versicherungsterrain zu bewegen.
Etwas anders sehe es bei Amazon aus. Der Handelsriese hatte vor rund drei Jahren mit einem eigenen Krankenversicherer für seine Angestellten auf sich aufmerksam gemacht. Das Projekt wurde aber mittlerweile wieder eingestellt. Seit kurzem verlangt Amazon von den US-Verkäufern auf seiner Plattform den Abschluss einer Haftpflichtversicherung. „Um unsere Kunden für den unwahrscheinlichen Fall abzusichern, dass ein über Amazon erworbenes Produkt zu Sachschäden oder Verletzungen führt“, erklärt der Konzern. Die gesamte Abwicklung inklusive dem Risiko trägt aber nicht Amazon selbst, sondern ein Netzwerk aus internationalen Makler- und Versicherungsunternehmen.
Versicherungsprodukte für seine Handelspartner oder auch den Kunden Annexpolicen direkt beim Kauf anzubieten, das sei für Amazon alles denkbar beziehungsweise schon Realität, sagte Cramer. Doch darüber hinaus erwarte er kein eigenes Versicherungsunternehmen als Teil des Amazon-Konzerns.
Google verdient schon viel Geld mit Versicherungen
Google hingegen würde bereits gutes Geld mit dem deutschen Versicherungsmarkt verdienen. „Die Kfz-Versicherer wissen alle, wie viel es kostet, während der Kfz-Wechselsaison mit der eigenen Marke bei den Suchergebnissen weit oben zu stehen, wenn die Verbraucher nach Kfz-Versicherung oder Autoversicherung googeln“, so Cramer.
Deshalb seien bei Google ebenfalls keine Ambitionen zu erwarten, plötzlich selbst Versicherer zu werden. Das aktuelle Modell mit Werbeeinnahmen für Suchergebnisplatzierungen sei viel zu lukrativ, um es sich in irgendeiner Form zu beschneiden.
Auf Tesla als Kfz-Versicherer sei er gespannt, sagte Cramer. Bei den GAFA sei aber maximal zu vermuten, dass sie ein deutsches Insurtech kaufen könnten, um damit hierzulande zu experimentieren. Selbst zum Versicherer werden, dürfte aber keiner der Tech-Giganten.
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