Investieren in Edelmetalle

So wandelt sich der Goldmarkt

Die jährliche Produktion aus Goldminen steigt, zahlreiche Banken wollen in den kommenden Monaten ihre Goldreserven aufstocken. Das sollten Anleger beim Investieren jetzt beachten.

15:07 Uhr | 31. Juli | 2023
Goldbarren

Der Goldmarkt hat in den vergangenen 30 Jahren große Veränderungen durchgemacht.

| Quelle: Khanisorn Chaokla

Das ewige Anlageobjekt Gold sorgt wieder für reichlich Schlagzeilen. Im April übersprang die Feinunze mehrfach die magische Marke von 2.000 US-Dollar und bewegt sich seit rund drei Jahren im Korridor zwischen 1.800 und der Höchstmarke aus August 2020 von 2.063 US-Dollar. Im Jahr 2023 liegt das Metall mit rund 5 Prozent im Plus. Einer der Treiber dürfte die gestiegene Nervosität nach der Pleite mehrerer Banken sein, was Gold als „sicheren Hafen“ attraktiver macht. Hinzu kommt eine stark gestiegene Nachfrage nach Schmuck, Barren und Münzen in China nach dem Ende der Null-Covid-Politik, wie das World Gold Council (WGC) berichtet.

Große Marktveränderungen in den vergangenen 30 Jahren

Der Markt hat in den vergangenen 30 Jahren große Veränderungen durchgemacht, wie der Weltgoldverband in einem Report ausführt. „Anfang der 1990er Jahre wurde die Goldnachfrage überwiegend von den Konsumenten bestimmt“, heißt es dort. „Die Netto-Produktionsnachfrage für Schmuck und Technologie hat von 1992 bis 2002 den größten Teil der Goldnachfrage ausgemacht.“ Goldgewinnung aus Recycling ist bei der Netto-Angabe nicht enthalten. 1994 etwa lag der Anteil der Bereiche Schmuck und Technologie am Goldmarkt bei rund 80 Prozent. Im vergangenen Jahr war es mit etwa 40 Prozent die Hälfte.

2003 kam mit dem Gold Bullion Securities der erste Vertreter eines neuen Marktsegments hinzu: Exchange Traded Commodities (ETCs), an der Börse gehandelte Wertpapiere, die in den Rohstoff Gold investieren. Börsengehandelte Indexfonds, ETFs, die einen Goldindex nachbilden, zogen bald nach, ebenso ähnlich gelagerte Finanzprodukte, die in Gold anlegen. Der Marktanteil dieser Produktgruppe lag stellenweise bei mehr als einem Viertel. Das klassische Segment Goldbarren und -münzen hat im Finanzkrisenjahr 2008 einen starken Nachfrageschub erfahren und das Level seither gehalten.                                 

Steigender Wohlstand sorgt für Nachfrage

Auf der Angebotsseite hat sich ebenfalls einiges getan. „Die jährliche Produktion aus Goldminen ist von 2.270 Tonnen 1992 auf 3.612 Tonnen Ende 2022 angestiegen – leicht unter der Wachstumsrate, die die Nachfrage in diesem Zeitraum verzeichnet hat“, informiert das WGC. Auf Nachfrage aus Asien entfielen zunächst 45 Prozent des Gesamtmarktes. „Heute macht die Nachfrage aus dieser Region einen Anteil von nahezu 60 Prozent aus, was aus einem transformativen Wirtschaftswachstum insbesondere in Indien und China herrührt“, erläutert der Verband. „Das ist eine klare Illustration von steigendem Wohlstand als einer der wichtigsten Treiber der Goldnachfrage auf lange Sicht.“

Zentralbanken als weiterer großer Marktteilnehmer kaufen seit 2010 unter dem Strich mehr als sie verkaufen, insbesondere in Schwellen- und Entwicklungsländern. Nach hohen Zukäufen vor allem im vergangenen Jahr wollen zahlreiche Banken laut einer Umfrage des WGC auch in den kommenden Monaten ihre Goldreserven aufstocken. „Hauptgründe für die geplanten Käufe sind der verstärkte Ankauf der inländischen Goldproduktion, die Umstellung auf ein bevorzugtes strategisches Niveau der Goldbestände und die Besorgnis über die Finanzmärkte, einschließlich höherer Krisenrisiken und steigender Inflation“, berichtet der Verband. „Insbesondere die Zentralbanken der Entwicklungsländer haben ihre anhaltende Besorgnis über die Auswirkungen der Geopolitik auf ihre Entscheidungen zur Verwaltung der Währungsreserven zum Ausdruck gebracht.“ Der verstärkte Fokus auf Gold bei diesen Banken liegt der Umfrage zufolge auch darin begründet, dass dort das Vertrauen in die Vormachtstellung des US-Dollar als Währungsreserve geringer ist als bei vielen Kollegen in Schwellen- und Industrieländern.

Die Vermögensverwaltung Incrementum rechnet in ihrer branchenweit anerkannten Analyse „In Gold We Trust“ bis 2030 mit einem Goldpreis von 4.800 Dollar. Der langjährige Goldkommentator und Investor Charlie Morris, Gründer von Bytetree Asset Management, hat kürzlich seine Einschätzung von 7.000 Dollar bis 2030 bekräftigt. Goldene Kursfantasien in dieser Größenordnung werden allerdings immer wieder geäußert und kamen bislang nie nachhaltig über die magische Grenze von 2.000 US-Dollar hinweg.