Burda-Tochter abgemahnt

Fragwürdiges Gewinnspiel lockt mit Zusatzrente

Mit der Chance auf 50.000 Euro Zusatzrente warb in diesem Sommer scheinbar die Deutsche Rentenversicherung. In Wirklichkeit steckte dahinter aber eine gewinnorientierte Werbemaßnahme – nicht der erste Fall dieser Art.

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16:09 Uhr | 19. September | 2023
Fragwürdiges Gewinnspiel lockt mit Zusatzrente

Die Optik der offiziellen Rentenbescheide wird von Firmen anscheinend gerne für Werbezwecke zweckentfremdet, wie hier durch die Burda Direct GmbH.

| Quelle: Screenshot swr.de

Viele Menschen hätten gerne eine höhere Rente. Wenn dann scheinbar die Deutsche Rentenversicherung (DRV) selbst diese mit einem Schreiben in Aussicht stellt, ist die Bereitschaft bei manchen erst einmal groß, die angegebene Telefonnummer zu wählen, um die Chance zum Gewinn der Zusatzrente nicht verstreichen zu lassen. Schließlich sieht der Brief, der zahlreichen Haushalten in diesem Sommer zugeflogen kam, dem jährlichen Rentenbescheid der DRV ja verdammt ähnlich.

Doch am anderen Ende wartete nicht diese, sondern die Burda Direct GmbH, ein Tochterunternehmen der Hubert Burda Medien Gruppe, zu der unter anderem die Magazine Chip und Focus oder das Karrierenetzwerk Xing gehören. Die Firma, die unter anderem als Daten- und Kundenbringer für die Gruppe agiert, hatte sich die bekannte Optik der Rentenbescheide zu Nutze gemacht, um auf diesem Wege mehr Teilnahmen für ihr Gewinnspiel zu akquirieren.

Erfolgreiche Abmahnung

Ein Geschäftsgebaren, das man bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg nicht gutheißen konnte. „Immer wieder versuchen Anbieter von Gewinnspielen ihren Anschreiben einen offiziellen Anstrich zu verpassen, um so das Vertrauen von Verbraucherinnen und Verbrauchern zu erschleichen,“ sagt Oliver Buttler von der VZ BaWü. Die Kombination aus einem DRV-ähnlichen Logo im Briefkopf, eine ähnliche Gestaltung des Schreibens und beinahe gleichlautende Formulierungen, beispielsweise zum zusätzlichen Vorsorgebedarf, würden die Tatbestände der Irreführung erfüllen.

Die Verbraucherschützer verschickten deshalb eine Abmahnung an Burda Direct. Laut der VZ BaWü gab die Firma daraufhin eine Unterlassungserklärung ab und verpflichtete sich dadurch, das beanstandete Schreiben nicht mehr zu verwenden. Der SWR, aus dessen Beitrag wir Screenshots der Briefe angefertigt haben, hatte bereits im Juli über die Aktion berichtet, nachdem sich erste Verbraucher darüber beschwert hatten.

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Beliebtes Lockmittel

Die Hubert Burda Media Gruppe ließ eine Anfrage der procontra-Redaktion bis zu unserem Redaktionsschluss am Dienstag unbeantwortet. Dass sie oder andere Gewinnspielanbieter auch in Zukunft eine vergleichbare optische Masche nutzen werden, um Menschen zur Teilnahme zu bewegen, da ist sich Buttler sicher. „Bei vielen Anbietern liegt das nächste scheinbar seriöse Schreiben schon in der Schublade“, so der Verbraucherschützer. Der Sinn dahinter sei das Abgreifen von Daten, Werbung und der Abschluss von Verträgen. Buttler rät, solche Schreiben direkt zu entsorgen.

Tatsächlich wird die Optik der DRV anscheinend gern genutzt, um Aufmerksamkeit zu erhaschen. Ein prominentes Beispiel aus der Versicherungsbranche war vor etwa drei Jahren die Hannoversche Lebensversicherung, die versuchte, über ein solches Schreiben Kunden für ihre Berufsunfähigkeitsversicherung zu gewinnen. Auch wenn für Juristen darin keine Irreführung zu erkennen war, reagierte die Hannoversche auf den Eingang mancher Kundenbeschwerden und stellte den Versand der Werbung ein.