Zuschüsse für Mehrgefahrenpolicen

Bayern greift dürregeplagten Landwirten unter die Arme

Als erstes Bundesland finanziert der Freistaat künftig die Prämien für Mehrgefahrenversicherungen im Ackerbau mit. Damit sollen vor allem Dürreschäden besser abgesichert werden. Der GDV sieht nun auch die anderen Länder am Zug.

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12:01 Uhr | 19. Januar | 2023
Vertrocknetes Feld

In Bayern sollen Landwirte besser vor den Folgen von Dürre geschützt werden. Um den Abschluss entsprechender Policen zu fördern, stellt der Freistaat dieses Jahr 17,5 Millionen Euro bereit.

| Quelle: Marccophoto

Starkregen, Stürme, Hagel oder Dürre. Der Effekt des Klimawandels ist nicht erst seit der Flutkatastrophe im Ahrtal messbar: Etliche Landwirte haben mit den Folgen der Erderwärmung in Form von Wetterextremen zu kämpfen und sind so schnell in ihrer Existenz bedroht. Bayern will nun als erstes Bundesland dafür sorgen, dass nach meteorologischen Katastrophen die Rufe nach staatlicher Unterstützung seltener werden und hat zum 1. Januar ein bundesweites Novum eingeführt: Künftig übernimmt der Freistaat bis zur Hälfte die Kosten für die Mehrgefahrenversicherung im Ackerbau. Im Rahmen der Police sind Landwirte unter anderem gegen Schäden durch Frost, Hitze, Überschwemmungen und Dürre abgesichert.

Risiken durch Klimawandel kaum zu beherrschen

Dazu teilt das bayerische Landwirtschaftsministerium auf procontra-Nachfrage mit: „Wie man in den letzten Jahren beobachten konnte, ist auch die bayerische Landwirtschaft immer häufiger von den Folgen des Klimawandels betroffen.“ So seien durch extreme Wetterverhältnisse regelmäßig die Ernten bedroht. Zwar müssten Landwirte grundsätzlich selbst die Verantwortung für das betriebliche Risikomanagement tragen, allerdings seien die Risiken durch den Klimawandels mittlerweile kaum noch „beherrschbar“.

Gegen das Risiko Hagel, so führt das Ministerium an, gebe es zwar ein „seit vielen Jahren am Markt etabliertes Versicherungsangebot“ – die Absicherung gegen andere Risiken des Klimawandels sei allerdings noch wenig verbreitet und für die Betriebe oft wirtschaftlich kaum zu tragen.  

Weniger als ein Prozent der deutschen Landwirte ist nach Angaben des GDV gegen Dürreschäden abgesichert. Ein Grund dürften vor allem die hohen Kosten sein: Bei einer Mehrgefahrenversicherung, in der neben Hagel auch Starkregen und Frost abgesichert sind, liegt die Versicherungsprämie je nach Region bei drei bis mehr als zehn Prozent des versicherten Wertes. Dementsprechend können sich die Beiträge je nach Größe des Betriebs auf mehrere Tausend oder Zehntausend Euro im Jahr summieren.

Extremwettereignisse sind ein Mega-Problem in der Zukunft
Alexander Lührig

Im Zuge der bayerischen Pionierarbeit fordert nun der Branchenverband GDV, dass auch die übrigen 15 Bundesländer dem Beispiel folgen. „Angesichts zunehmender Dürreperioden und sich häufender Wetterextreme fordern wir Versicherer schon seit langem eine Bezuschussung der landwirtschaftlichen Mehrgefahrenversicherung – als Hilfe für die Bauern“, so die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach. Die Versicherer seien nur mit einer entsprechenden staatlichen Unterstützung in der Lage, die erhöhte Nachfrage zu bedienen.

Andere Länder subventionieren Obst- und Weinbau

Neben Bayern gewähren zwar auch die Bundesländer Baden-Württemberg, Thüringen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Sachsen-Anhalt finanzielle Unterstützung bei der Prämienzahlung – allerdings beschränkt sich die Bezuschussung der Mehrgefahrenversicherung dort nur auf den Obst- und Weinbau und gilt nicht für die übrigen Landwirte.

Die staatliche Unterstützung der bayerischen Bauern hat jedoch auch einen Haken: Der Selbstbehalt bei Schäden ist mit rund 20 Prozent der Versicherungssumme relativ hoch. „Damit soll der Landwirt angehalten werden, präventiv zu agieren und Schäden bewusst zu vermeiden, beispielsweise durch die Auswahl besonders gegen Trockenheit robuster Pflanzen“, erläutert Allianz-Agrarchef Alexander Lührig im „Handelsblatt“. Der Versicherer Allianz brachte sich maßgeblich bei der Bezuschussung der Versicherungsbeiträge für den Ackerbau in Bayern ein. Extremwettereignisse seien ein „Megaproblem“ in der Zukunft, so Lührig weiter. „Das können wir uns heute noch gar nicht vorstellen.“