Negativpreis

Gleich zwei Versicherungsprodukte sind Käse

Der Schmähpreis des Bunds der Versicherten geht in diesem Jahr an die Helvetia für ihre Geräteversicherung. Erstmals durfte jedoch auch die Öffentlichkeit ihren eigenen „Sieger“ bestimmen – und die hatte einen klaren Favoriten.

Author_image
11:06 Uhr | 28. Juni | 2023
Versicherungskäse

Die Jury des Versicherungskäse vergab dieses Jahr den Negativpreis an die Helvetia Deutschland.

| Quelle: vectortatu

Der Sieger des diesjährigen Versicherungskäse-Preises – der goldenen Himbeere der Versicherungszunft – steht fest. Obwohl man in diesem Jahr von Siegern sprechen muss. Zum ersten Mal vergab nicht nur die offizielle Jury, bestehend aus Britta Langenberg (Bürgerbewegung Finanzwende), Sandra Klug (Verbraucherzentrale Hamburg), Rechtsanwalt Achim Tiffe und Versicherungsberater Alexander Beurmann, den Negativpreis, auch die Öffentlichkeit durfte zum ersten Mal das fragwürdigste Versicherungsprodukt des Jahres küren.

Die Meinungen gingen dabei auseinander. So votierte das Fachgremium für die Geräteversicherung Easy All@Home der Helvetia Deutschland. „Ein Versicherungsprodukt ist besonders prädestiniert, wenn es für die meisten Menschen unnötig ist, dazu noch teuer und mehr Versicherungsschutz suggeriert, als es bietet“, sagte Laudator Beurmann.

Alles andere als „Easy“

„Easy“, also leicht, sei bei der Versicherung, die Schutz für sämtliche technischen Geräte im Haushalt verspricht, nämlich gar nichts. So müsste jedes einzelne Gerät, das versichert werden soll, erfasst werden. Zudem gelte es Ortungsfunktionen zu aktivieren und Fristen zu beachten.

Auch der Begriff „All“ ist aus Sicht der Jury falsch gewählt. Denn zwar lassen sich Laptop, Smartphone oder Waschmaschine mit der Versicherung absichern, viele weitere Geräte allerdings nicht. Hinzu kommt, dass die Versicherung nicht greift, wenn eine andere Versicherung bereits den eingetretenen Schaden abdeckt, beispielsweise bei einem Diebstahl die Hausratversicherung.

Anzeige

Easy sei bei dieser Versicherung nur der Preis, bemerkte Laudator Beurmann. 39 Euro kostet die Versicherung im Monat, die Mindestlaufzeit beträgt 24 Monate. Da auf die Versicherungsnehmer zusätzlich noch ein Selbstbehalt von mindestens 50 Euro zukommt, lohne sich die Versicherung aus Sicht der Jury nicht, so Beurmann. „Die Hausratversicherung deckt die allermeisten Gefahren sowieso ab.“

Öffentlichkeit kritisiert Krebsschutz

Absoluter Käse ist – aus Sicht der Öffentlichkeit – zudem der Krebs-Schutz der Advigon. 201 Personen hatten sich an der Abstimmung beteiligt, die große Mehrheit sprach sich für den Krebs-Schutz der HanseMerkur-Tochter aus.

Laudator Achim Tiffe hob gleich mehrere Kritikpunkte bei dem Produkt hervor. So decke die Versicherung nur Krebserkrankungen ab. „Soll man zukünftig für jede einzelne Erkrankung eine eigene Versicherung abschließen?“, fragte Tiffe und lieferte die Antwort gleich mit: „Aus unserer Sicht ist das der falsche Weg.“

Zudem bemängelte Tiffe sowohl die Leistungsausschlüsse als auch die Leistung an sich. Im Leistungsfall verspricht die Versicherung ein Diagnosegeld von bis zu 10.000 Euro sowie Versorgungsleistungen wie Chefarzt-Behandlung und Einbettzimmer. Zwar sei die Versicherung für einen geringen Beitrag (ab 4,28 Euro im Monat) zu haben. „Besser ist es aber, eine stationäre Zusatzversicherung für umfassenderen Schutz abzuschließen“, befand Tiffe.

Die dritte Versicherung – der Niederschlagsschutz vom Versicherungsvermittler Wetterheld – ging leer aus.

Statements der betroffenen Versicherer sind angefragt. Sobald diese vorliegen, werden sie in den Text integriert.