Kolumne

Unversicherbar? Gibt’s (fast) nicht!

Wenn Versicherer ablehnen, ist das Urteil oft klar: zu riskant, zu kompliziert, zu teuer. Menschen mit Vorerkrankungen, Unternehmen mit Schadenhistorie oder Gebäude im Hochrisikogebiet gelten schnell als „unversicherbar“. Doch genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen – zwischen reiner Vermittlung und echter Beratung.

10:10 Uhr | 21. Oktober | 2025
Justus Lücke

Justus Lücke, Geschäftsführer Versicherungsforen Leipzig und Maklerforen Leipzig und Aktuar DAV.

| Quelle: Versicherungsforen Leipzig

Versicherbarkeit ist selten schwarz-weiß. Sie entsteht im Zwischenraum: durch Dialog, durch Risikomanagement und durch Vermittlerinnen und Vermittler, die nicht sagen „Geht nicht“, sondern fragen: „Was muss passieren, damit es geht?“

Ein Beispiel: Berufsunfähigkeitsversicherungen für Menschen mit psychischen Vorerkrankungen. Früher oft automatisch abgelehnt, rücken heute neue Wege in den Fokus. Individuellere Prüfprozesse, spezialisierte Risikoprüfung und transparente Annahmekriterien machen aus der Pauschalabsage ein differenziertes Ja, wenn auch mit Bedingungen.

Ähnliches gilt für gewerbliche Risiken. Betriebe in Spezialbranchen oder mit erhöhter Brandlast gelten als schwer versicherbar. Doch die Praxis zeigt: Prävention wirkt und kann zum Türöffner werden. Wer als Makler Maßnahmen zur Risikoreduzierung mitdenkt, verhandelt auf Augenhöhe mit dem Versicherer.

Es gibt Optionen – man muss sie kennen und erklären

Und selbst bei Elementarschäden, dem Inbegriff unkontrollierbarer Risiken, gibt es Alternativen zur Ablehnung. Parametrische Deckungen, modulare Lösungen, höhere Selbstbehalte: Es gibt Optionen. Man muss sie nur kennen – und erklären können.

Der Schlüssel liegt in der Haltung. Maklerinnen und Makler, die ihre Rolle verstehen, gestalten aktiv mit. Sie strukturieren Voranfragen so, dass Underwriter nicht nur Risiken, sondern auch Chancen erkennen. Sie unterstützen Kunden bei Prävention und realistischen Erwartungen. Und sie öffnen Zugänge zu Spezialanbietern, wenn der klassische Weg versperrt ist.

Die Wahrheit ist: Versicherbarkeit ist oft weniger eine Frage des Risikos als eine Frage der Aufbereitung. Wer richtig fragt, wer vorbereitet, wer mitdenkt, schafft Versicherungsschutz, wo andere längst abwinken.

Nicht jeder Kunde ist einfach. Aber genau diese Fälle entscheiden darüber, wer als Makler austauschbar bleibt – und wer als Möglichmacher relevant wird.

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