Ende des Berater-Booms?

Strukturvertriebe akquirieren weniger Finanzberater

Während der Corona-Hochphase und in Zeiten des Fachkräftemangels konnten Strukturvertriebe viele Vermittler hinzugewinnen. Doch in 2022 ebbte der Berater-Boom kräftig ab. Bei manchen Unternehmen schrumpfte die Manpower.

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16:07 Uhr | 11. Juli | 2023
Strukturvertriebe akquirieren weniger Finanzberater

Nein, danke: Im vergangenen Jahr konnten die großen Strukturvertriebe deutlich weniger Menschen von einer Karriere als Finanzberater überzeugen als noch in 2021.

| Quelle: DjelicS

Im vergangenen Jahr hatte ein großer Zulauf von Beratern bei Strukturvertrieben für Aufsehen gesorgt. Vor allem die Deutsche Vermögensberatung AG (DVAG) hatte in Zeiten von Corona-Krise und Fachkräftemangel über 2.500 „Quereinsteiger und Branchenkenner“ für eine Karriere als Vermögensberater begeistern können. Ende 2021 erreichte sie damit ihren bisherigen Höchststand von 18.500 für sie tätigen Vermittlern. Um mehrere hundert Berater wachsen konnten außerdem OVB aus Köln, Telis aus Regensburg und die Vertriebsgesellschaften der Swiss Life.

Allerdings ebbt der Strukki-Boom anscheinend wieder ab. Die DVAG gibt keine exakte Zahl an, nennt in ihrem Geschäftsbericht jedoch an der Stelle, an der im Vorjahr 18.500 standen, für das Jahr 2022 nur noch „über 18.000“ Berater. Und wie sieht es bei den anderen großen Marken aus?

Neuausrichtung bei Bonnfinanz

Nach 432 Finanzberatern Ende 2020 und 413 Ende 2021 sind es bei Bonnfinanz mittlerweile nur noch 370 (Stand: Ende 2022). „Nach einer Transformationsphase und der Neuausrichtung der Bonnfinanz auf Qualitätsberatung war eine Reduktion der Berateranzahl erwartet worden und – in Teilen – auch beabsichtigt“, erklärt ein Sprecher auf procontra-Nachfrage die Entwicklung. Man arbeite hart an einer Trendumkehr, heißt es, und würde bereits in diesem Jahr positive Signale und Erfolge im Recruitingprozess sehen.

Eher undurchsichtig ist die Entwicklung der Beraterzahlen bei Telis Finanz. Laut eigenen Angaben konnte der Strukturvertrieb im Jahr 2021 um etwa 500 Berater auf insgesamt rund 2.000 wachsen. Das erklärte Ziel liegt noch deutlich höher: Im Rahmen des internen Strategieprogramms „VISION 2025“ wollen die Regensburger bis Ende des Jahres 2025 auf 3.000 angeschlossene Vermittler kommen. Wie weit man damit schon ist, hatte Telis auf unsere Nachfragen hin aber nicht mitgeteilt. Auf der Internetseite findet sich weiterhin die Zahl 2.000.

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Weniger Zustrom bei OVB und Swiss Life

Entgegen dieser Entwicklung konnten manche Strukturvertriebe ihr personelles Wachstum auch im vergangenen Jahr fortsetzen. Bei OVB beispielsweise kletterte die Anzahl der eigenen hauptberuflichen Finanzvermittler von 5.603 auf 5.772 (+3 Prozent). In 2021 hatten die Kölner allerdings noch 355 neue Vermittler für ihr Vertriebsteam hinzugewinnen können.

Auch die vier Strukturvertriebsgesellschaften der Swiss Life – Swiss Life Select, tecis, Horbach und Proventus – konnten im vergangenen Jahr in Summe weiterwachsen. Um 370 Vermittler stieg deren Anzahl auf 5.910 Ende 2022. Allerdings ist der Berater-Boom aus dem extrem starken Jahr 2021 auch bei Swiss Life offenbar überschritten. Damals hatte der Zuwachs bei 940 Vermittlern gelegen.