Mietausfallversicherung

So schützen sich Vermieter vor „Nomaden“

Schäden durch Mietausfälle nehmen zu, jeder zweite Vermieter ist schon mal Opfer von Mietnomaden geworden. Spezielle Policen schützen Vermieter vor dem Risiko. Auf diese Punkte sollten Berater achten.

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16:07 Uhr | 18. Juli | 2023
Verschmutzte Wohnung

Die Schäden durch Mietausfälle und Mietnomaden nehmen zu. Bei der Absicherung sollten Vermieter die Tarife genau vergleichen.

| Quelle: vicnt

Kein Zahlungseingang für sechs Monate, ein verschlissener Dielenboden, Ungeziefer im Flur, Müll in den Räumen – und der schadenverursachende Mieter hat sich längst über alle Berge davongeschlichen. Mietnomaden und ausbleibende Mietzahlungen dürften zu den größten Albträumen eines jeden Vermieters zählen, hinterlassen sie doch neben Schulden oft auch Schäden, die sich schnell auf vier- bis fünfstellige Beträge summieren.

Der Eigentümerverband Haus & Grund beziffert die durchschnittlich pro Jahr anfallenden Schäden durch Mietausfälle auf 2,2 Milliarden Euro. Wie drastisch das Problem tatsächlich ist, zeigt sich auch an folgender Zahl: Fast jeder zweite Vermieter gibt gegenüber dem Verband an, es schon einmal mit einem Mietnomaden zu tun gehabt zu haben. Nach einer Mitteilung der R+V verschärfte sich im vergangenen Jahr die Situation noch mehr. Demnach erhöhten sich infolge von Inflation und allgemeiner Wirtschaftssituation die durch Mietausfälle entstandenen Schäden 2022 um rund 20 Prozent.

Kein Obligatorium für jeden Vermieter

Für Vermieter (und Berater) rückt diese Entwicklung das Thema Absicherung in den Vordergrund. Der Abschluss einer Mietausfallversicherung ist dabei die gängige Methode zur Prävention. Je nach Tarifgestaltung deckt die Police entstandene Mietrückstände, begleicht Sachschäden sowie anfallende Kosten für Renovierungs- und Sanierungsarbeiten. Einige Anbieter haben darüber hinaus einen Rechtsschutz integriert, der beispielsweise bei der Durchsetzung von Räumungsklagen zum Tragen kommt.

Ein Obligatorium für jeden Vermieter ist die Mietausfallversicherung trotzdem nicht. „Wir raten eher kleineren Vermietern zum Abschluss, die zwei oder drei Wohnungen vermieten und sehr abhängig von den Mietzahlungen sind“, erklärt Marco Denner, Leiter Kundenberatung und Marketing bei der plusForta GmbH, die sich mit dem Portal „Vermietsicher.de“ auf die Beratung von Vermietern spezialisiert hat. 

Dass die Kaution Mietausfälle deckt, ist leider oft ein Irrglaube.
Marco Denner, Berater

Vermieter von zehn oder mehr Wohneinheiten würden dagegen in den meisten Fällen über ausreichend Rücklagen verfügen, um für den Fall ausbleibender Zahlungen gewappnet zu sein. „Dass die Kaution Mietausfälle deckt, ist leider oft ein Irrglaube“, erklärt Denner.

Zu den Versicherern, die Mietausfallversicherungen in ihrem Portfolio haben, gehören die ARAG, die R+V und Rhion. Die Beitragshöhe richtet sich nach Anzahl der zu versichernden Objekte. Entscheiden sich Vermieter für den Abschluss, sollten sie einige Konditionen im Blick behalten: Bei einigen Versicherern gibt es Wartefristen für bereits bestehende Mietverhältnisse, die in der Regel zwischen drei und sechs Monaten variieren. Andere Anbieter versichern ausschließlich neue Mietverhältnisse.  

Doch nicht nur hinsichtlich ihrer Wartezeiten unterscheiden sich die Policen. So ist der Baustein Rechtsschutz nicht in allen Angeboten enthalten, sollte für den Fall, dass der Vermieter über keine gesonderte Rechtsschutzversicherung verfügt, aber integriert sein.

Gefälschte Bonität als typisches Problem

Sechs bis sieben Monate dauern Räumungsklagen gegen Mieter im Schnitt, teilt der auf die Rechtsberatung von Vermietern spezialisierte Vermieterverein mit. „Neben Anwalts- und Gerichtskosten entsteht in dieser Zeit weiterer Mietzahlungsausfall“, erklärt Rechtsanwalt Christopher Wolf von der Bundesgeschäftsstelle. Neben einer Mietausfallversicherung mit Rechtsschutz empfiehlt er: Vermieter sollten sich nicht nur auf die Bonitätsauskunft des Mieters verlassen, sondern zusätzlich eigene Auskünfte, etwa bei der Schufa, einholen.

„Sowohl gefälschte Bonitätsauskünfte wie auch die Dauer zur Durchsetzung einer Räumungsklage gehören zu den typischen Problematiken, wenn es um die Vermietung von Wohnraum geht“, sagt auch Martin Hacker vom Versicherungsportal „transparent-beraten“. Unterschiedliche Höhen bei den Deckungssummen, verschiedene Selbstbeteiligungsvarianten und Laufzeiten seien weitere Punkte, über die Berater aufklären müssten. Oftmals hätten Vermieter falsche Vorstellungen vom Leistungsumfang der Versicherung. 

Neben Annoncierung, Beauftragung eines Immobilienmaklers und Vertragsaufsetzung ist es für Immobilieneigentümer deshalb unerlässlich, frühzeitig den Mietausfallschutz ins Visier zu nehmen – ein Punkt, den Makler im Blick haben sollten.