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Nur 4 private Krankenversicherer mit Top-Bewertung

Private Krankenversicherer konnten im vergangenen Jahr ihren Bestand leicht ausbauen. Doch stille Lasten und eine rückläufige versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote erschweren das Geschäft. Welche Versicherer dem Trend trotzten, zeigt eine aktuelle Analyse.

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15:10 Uhr | 13. Oktober | 2023
Das sind die vier Top-PKV-Versicherer

Für private Krankenversicherer war das vergangene Jahr turbulent. Immerhin konnten ein paar Unternehmen den Entwicklungen die Stirn bieten.

| Quelle: photobyphotoboy

Für private Krankenversicherer war das vergangene Jahr turbulent. Die Zinswende ließ die Bewertungsreserven schmelzen und stillen Lasten entstehen. Das verkündete erst kürzlich die Ratingagentur Morgen & Morgen, nun legen die Analysten von Ascore nach und bestätigen diese Entwicklung. Demnach sind die Bewertungsreserven der Kapitalanlagen im Verhältnis zum Bestand der Kapitalanlagen von 14,4 Prozent im Geschäftsjahr 2021 auf -6,6 Prozent im Jahr 2022 gesunken. Im Gegenzug sind die stillen Lasten von 0,3 Prozent im Vorjahr auf 10,6 Prozent stark angestiegen. Auch die Sicherheitsmittelquote ist massiv abgerutscht und liegt mit -1,1 Prozent weit unter dem Vorjahreswert von 22,2 Prozent.

Für eine Marktübersicht hat Ascore, ein Tochterunternehmen von Softfair, die Bilanzkennzahlen von insgesamt 32 Anbietern nach 17 Kriterien aus den Bereichen „Erfahrung“, „Sicherheit“, „Erfolg“ und „Bestand“ bewertet. Im Teilbereich „Erfahrung“ haben sich die Experten die Bruttobeiträge genauer angesehen. Dabei mussten die Beiträge einen bestimmten Wert überschreiten, auch, um Schwankungen durch ein entsprechendes Beitragsvolumen abfangen zu können. In punkto „Sicherheit“ wurden die Sicherheitsmittel, also die Summe aus dem Eigenkapital zuzüglich nachrangiger Verbindlichkeiten, Bewertungsreserven und Rückstellungen, im Verhältnis zu Verpflichtungen wie Alterungsrückstellungen betrachtet. Daneben flossen die RfB und die RfB-, die Zuführungs-, die Bewertungsreserve- und die Solvabilitätsquoten in die Bewertung ein.

Die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote, die Bauausschüttungs-, Verwaltungskosten- und Abschlusskostenquote haben die Analysten herangezogen, um Rückschlüsse auf den „Erfolg“ eines Unternehmens zu ziehen. In diese Teilkategorie gehörte auch der Blick auf die Nettoverzinsung und die laufende Durchschnittsverzinsung. Ist diese nämlich kleiner als der durchschnittliche Rechnungszins des Unternehmens, wäre das ein Indikator für anstehende Beitragserhöhungen. Unter dem Stichwort „Bestand“ nahm die Ratingagentur neben der Schadenquote auch die Veränderung bei den verdienten Bruttobeiträgen und bei den Vertragszahlen sowohl im Zusatzgeschäft als auch in der Vollversicherung genauer unter die Lupe.

Bestandsentwicklung, Eigenkapital- und RfB-Quote

Hinsichtlich der Bestandszahlen konnten die Versicherer etwas zulegen. Insgesamt ist die Anzahl der versicherten Personen von 36,1 Millionen auf 36,7 Millionen gestiegen. Ausschlaggebend dafür ist wie erwartet das Zusatzgeschäft, während die Anzahl der Vollversicherten mit 8,7 Millionen auf dem Vorjahresniveau geblieben ist. Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Das Zusatzgeschäft hat im Vergleich zu 2021 gelitten: Lag die Wachstumsrate vor zwei Jahren noch bei drei Prozent, waren es laut Morgen&Morgen-Analyse in 2022 nur noch 1,6 Prozent.

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Eine positive Nachricht gibt es hinsichtlich der Eigenkapitalquote: Sie konnte um immerhin 0,3 Prozent auf 16,3 Prozent gesteigert werden. Auch die Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen, die sogenannte RfB-Quote, lag mit 36,5 Prozent um circa 1,3-Prozentpunkte über dem Vorjahreswert.

Hat die Zinswende für die PKV-Anbieter zwar die stillen Lasten anschwellen lassen, wirkt sie sich hingegen auf die Solvency-Quote positiv aus. Sie hat sich im vergangenen Jahr um 15,3 Prozent verbessert und lag bei 424,4 Prozent. Bezieht man die Übergangsmaßnahmen mit in die Bewertung ein, lag die Solvency-Quote mit 439,2 Prozent ebenfalls über dem Vorjahreswert von 427,2 Prozent.

Sorgenkind: Ergebnisquote

Diese für die Gesellschaften begrüßenswerten Entwicklungen haben allerdings nicht ausgereicht, um die Kennzahlen aus dem Teilbereich „Erfolg“ positiv zu beeinflussen: Die Versicherer mussten einen starken Rückgang der Rohergebnisquote hinnehmen. Lag diese im Vorjahr noch bei 14,7 Prozent, schrumpfte sie im vergangenen Jahr auf 9,9 Prozent.

Für den Rückgang führen die Ascore-Experten zwei Gründe an: So ist die versicherungsgeschäftliche Ergebnisquote als auch die Nettoverzinsung mit 12,9 Prozent und 2,3 Prozent unter dem entsprechenden Vorjahreswert von 15,1 Prozent beziehungsweise 2,9 Prozent geblieben.

Die laufende Durchschnittsverzinsung, die alle laufenden Nettoerträge erfasst, ist auf dem Vorjahresniveau geblieben. Das heißt, der Rückgang der Nettoverzinsung ist auf die höheren Abschreibungen und Verluste aus dem Abgang von Kapitalanlagen zurückzuführen. Die Folge: Die Anbieter konnten für die Versicherten insgesamt weniger Geld für die Beitragsrückerstattung zurücklegen.

Von den untersuchten 32 Anbietern haben vier Versicherer die Bestnote (6 Kompasse) erreicht. Darunter auch die HanseMerkur, die laut der procontra-Umfrage Maklers Lieblinge auch einer der Versicherer ist, dem Makler im Vollversicherungsgeschäft am meisten vertrauen.

  • Hanse Merkur

  • LVM Krankenversicherung

  • Signal Iduna

  • uniVersa

Insgesamt 13 PKV-Anbieter landen auf dem zweiten Platz (5 Kompasse):

  • Allianz Private Krankenversicherung

  • Alte Oldenburger Krankenversicherung

  • AXA Krankenversicherung

  • Barmenia

  • Continentale

  • Debeka

  • Generali

  • Gothaer

  • Hanse Merkur

  • Inter

  • Provinzial

  • R+V

  • Württembergische

Die niedrigste Bewertung (1 Kompass) wurde an keinen Anbieter vergeben. Ein Unternehmen, der Versicherer im Raum der Kirchen, bildet im Ranking das Schlusslicht (2 Kompasse). Die Ergebnisse können en détail hier eingesehen werden.