Befriedigend bis mangelhaft

Massive Kritik an Fondpolicen mit Garantie

Die Stiftung Warentest hat sich 20 fondsgebundene Rentenversicherungen mit Garantie genauer angesehen und kommt zu einem verheerenden Urteil. Die Verbraucherschützer raten Kunden zur Kündigung.

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15:11 Uhr | 16. November | 2023
Massive Kritik an Fondpolicen mit Garantie

„Teuer, intransparent, überflüssig.“ Die Kritik der Stiftung Warentest an fondsgebundenen Rentenversicherungen mit Garantien fällt eindeutig aus.

| Quelle: fizkes

„Teuer, intransparent, überflüssig.“ Die Kritik der Stiftung Warentest an fondsgebundenen Rentenversicherungen mit Garantien fällt eindeutig aus. „Daran verdienen vor allem die Versicherer“, warnen die Verbraucherschützer.

Sie haben für die test-Ausgabe 12/2023 insgesamt 20 hybride Rentenversicherungen, eine Mischung aus klassischen und fondsgebundenen Vorsorgepolicen, getestet.

Dabei gibt es drei Produktausgestaltungen: statische 2-Top-Hybride, bei denen ein fester Teil des Sparbeitrags in das Sicherungsvermögen und ein Teil in frei gewählte Fonds fließt; dynamische 2-Topf-Hybride, bei denen das Geld auf die Töpfe regelmäßig neu verteilt wird und dynamische 3-Topf-Hybride, die noch einen Wertsicherungsfonds beinhalten. Hier wird das Geld also regelmäßig zwischen den drei Töpfen neu aufgeteilt.

Die Anlage lassen sich die Versicherer „teuer bezahlen“, moniert Stiftung Warentest. „Ein großer Teil wird als Kosten abgezogen und landet in den Kassen der Versicherer.“ Das Assetmanager für ihre Arbeit auch bezahlt werden müssen – geschenkt.

Die Kritik an den Garantien hingegen läuft nicht ins Leere. Schließlich bedeutet eine sichere Anlage nun einmal auch weniger Rendite. Zumal die Inflation, die Spareinlagen schrumpfen lässt, noch erschwerend hinzukommt. „Hohe Sicherheit und hohe Rendite gleichzeitig schließen sich bei der Geldanlage aus. Das gilt auch für die hybriden Rentenversicherungen“, resümieren die Autoren. Zumal bei bestimmten Produkten in vielen Marktphasen kaum oder gar kein Geld in die Fonds fließt, sondern in schlecht verzinste Anlagen gesteckt werde.

Ein weiterer Kritikpunkt entzündet sich daran, dass Kunden bei dynamischen Modellen nicht wissen, in welche Töpfe ihre aktuellen Beiträge fließen. „Die Regeln, nach denen umgeschichtet wird, hüten die Versicherer teilweise als Betriebsgeheimnis.“ Nur zu Beginn können Anleger zwischen den Fonds wählen, danach übernimmt der Versicherer.

Stiftung Warentest konnte nach eigenen Angaben lediglich 20 Angebote unter die Lupe nehmen. Einige Anbieter wollten demnach nicht an dem Test teilnehmen, haben bestimmte Angaben verweigert oder führen nicht die untersuchten Angebote im Portfolio (Bayern Versicherung, Neue Leben, Provinzial NordWest und Rheinland, Swiss Life, Universa, WWK, Zurich Deutscher Herold, Huk-Coburg, Münchener Verein, Signal Iduna, Debeka, Provinzial Hannover, VGH, VPV, Ergo Vorsoroge, HanseMerkur).

Bewertet wurden die durchschnittlichen Kosten, die von den eingezahlten Beiträgen abgezogen werden und die Höhe des Beitragsanteils im Sicherungsvermögen und in den freien Fondsanalgen. Zudem wollten die Tester wissen, ob Anbieter die erzielten Zinsüberschüsse auch in die freie Fondsanlage investieren. Auch, wie stark die Rendite durch die Tarifkosten geschmälert wird und den Anlageerfolg der Wertsicherungsfonds haben sich die Verbraucherschützer genauer angesehen. In die Bewertung ist natürlich auch der Anlageerfolg eingeflossen und wie viel davon letztlich den Kunden gutgeschrieben wird. Neben den garantierten Leistungen wurde auch die monatlich ausgezahlte Rentenhöhe und inwiefern die erwirtschafteten Kapitalerträge zur Deckung der Garantieverpflichtungen ausreichten.

Auch am Wertsicherungsfonds (Modell 3) lassen die Tester kein gutes Haar: Die Rendite ist demnach in den vergangenen fünf Jahren „extrem mau“. Lediglich zwischen 0,3 Prozent und 3,6 Prozent seien renditetechnisch drin gewesen.

Zumal die Zinswende den Versicherern auf die Füße fällt: Sie haben ihre Produkte langfristig angelegt und damit in – aus aktueller Sicht – zum Teil schlecht verzinste Anleihen. Darunter müssen auch Neukunden leiden, weil die Unternehmen das Geld für alle gemeinsam anlegen.

Kunden, die fondsgebundene Rentenversicherungen mit Garantien abgeschlossen haben, rät Stiftung Warentest zur Kündigung. Gebetsmühlenartig empfehlen die Tester einen weltweit anlegenden Aktien-ETF mit laufenden Kosten von 0,2 Prozent jährlich. „In der Vergangenheit gab es keinen Zeitraum über 18 Jahre, bei dem solch ein Sparplan mit einem Verlust geendet hätte.“ Nimmt man einem Zeitraum von 30 Jahren, habe die jährliche Rendite selbst im schlechtesten Fall bei rund fünf Prozent im Jahr gelegen. Ob das allerdings wirklich ausschließlich sinnvoll ist, darüber wird immer wieder leidenschaftlich gestritten.

Die Verbraucherschützer von Stiftung Warentest raten: Wer das Verlustrisiko weiter minimieren möchte, kann sein Geld in fondsgebundene Rentenversicherungen ohne Garantien stecken, denn dort können auch Anleihen-ETF oder Zinsanlagen beigemischt werden. Manche Versicherer offerieren auch den Wechsel von Produkten mit Garantien hin zu solchen Verträgen ohne Garantien.

„Wie stark wird die Rendite durch die Tarifkosten gemindert?“

Statische hybride Rentenversicherung mit fester Beitragsaufteilung

2-Töpfe mit 50 % Beitragsgarantie

Tarif

Kosten

Nürnberger NFX3200            

befriedigend (2,9)

Baloise Best Invest FRN 23

befriedigend (3,3)

Volkswohl Bund Fonds Pur FR

ausreichend (3,6)

Alte Leipziger                         

ausreichend  (3,8)

Inter Mein Leben Y03N171   

ausreichend (4,2)

2-Töpfe mit 80 % Beitragsgarantie

Baloise Best Invest FRN23                

befriedigend (2,9)

Nürnberger NFX3200                        

befriedigend (3,0)

Alte Leipziger AL-Rente Flex AR15    

ausreichend (3,8)

Inter Mein Leben Y03N171               

ausreichend (3,8)

Dynamische hybride Rentenversicherung mit flexiblen Vermögensaufbau

2-Töpfe mit 80 Prozent Beitragsgarantie

Europa E-RIG                                                

befriedigend (3,3)

Volkswohl Bund Fonds Modern FGR            

ausreichend (3,7)

Allianz InvestFlex RF1GD                              

ausreichend (3,9)

LV 1871 MeinPlan FRV PCS                           

ausreichend (3,9)

Stuttgarter FlexRente performance+ 73oG  

ausreichend (4,4)

Continentale Rente Invest Garant RIG         

mangelhaft (4,9)

3-Töpfe mit 80 Prozent Beitragsgarantie

Alte Leipziger ALfonds FR15                         

ausreichend (3,8)

Württembergische Genius PrivatRente FRH

mangelhaft (4,8)

Condor privat garant C72 EN                        

mangelhaft (4,9)

Für die Lebensversicherer sind Fondspolicen zurzeit einer der wenigen Lichtblicke. Die Nachfrage steigt: Mittlerweile sind Fondspolicen für über 40 Prozent des Neugeschäfts verantwortlich. Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat derweil aktuell Rentenversicherungen mit einer Teilgarantie von 80 Prozent untersucht und kommt zu einem etwas anderen Urteil als die Verbraucherschützer.

Rentenversicherungen mit Garantien haben laut GDV gegenüber reinen Aktieninvestments einen klaren Vorteil. Sie „bieten langfristig attraktive Renditen und schützen gleichzeitig besser vor Verlusten als Aktiensparpläne“, so der GDV unter Berufung auf eine Analyse von Morgen & Morgen. Der zufolge müssten Aktiensparer, die ihr Geld über 30 Jahre anlegen, in Extremfällen mit einem Minus von durchschnittlich knapp einem Drittel ihrer Beiträge rechnen. Kunden mit Garantieprodukten hingegen würden die eingezahlten Beiträge „selbst dann praktisch erhalten bleiben“.

Zwar weise ein Fondsparplan über 30 Jahre mit 6,1 Prozent pro Jahr die höhere Durchschnittsrendite auf als ein Garantieprodukt mit nur 4,8 Prozent. „Dafür droht in zehn von 100 Fällen beim Aktiensparen ein durchschnittlicher Verlust von 32 Prozent der Beiträge. Das entspricht einer Rendite von minus 2,8 Prozent pro Jahr. Beim Garantieprodukt liegt in vergleichbaren Fällen das Minus bei zwei Prozent – oder 0,1 Prozent pro Jahr“, so der GDV.