Kolumne

Black Friday: Wenn allein der Sparwunsch den Abschluss einer Versicherung bestimmt

Verläuft die Schadenregulierung schnell und fair, werden Kunden nicht zwingend den Versicherer wechseln, wenn die Prämie steigt, kommentiert Timo Heitmann, Versicherungsdetektiv und Teamleiter Schadenaußendienst.

08:12 Uhr | 05. Dezember | 2023
Timo Heitmann

Timo Heitmann, Versicherungsdetektiv und Teamleiter Schadenaußendienst

| Quelle: privat

Der November ist rum. Ich stelle mir vor, dass dies ein gewisses Aufatmen bei Ihnen im Vertrieb auslöst. Ich selbst, als Schadenmensch, bekomme lediglich am Rande durch Gespräche mit Kollegen der Betriebseinheiten oder mit dem Vertrieb mit, wie viel Hektik bis Ende November entsteht. Dann nämlich, wenn die Kundschaft, aufgeschreckt durch die mediale Beschallung mit Wechselanreizen der Kfz-Versicherer, plötzlich die laufenden Verträge in Frage stellt und Spargedanken zur Triebfeder des Handelns werden. Auch mein privates Umfeld berichtet mir im Smalltalk von Prämienanpassungen in diversen Versicherungsprodukten. Im Gespräch lässt sich zwar schnell Verständnis dafür gewinnen, dass die uns alle tangierende Inflation sich auch in Schadenaufwänden bemerkbar macht und sich somit in steigende Prämien übersetzten muss, trotzdem ist der Gesprächsanlass leider nicht positiv.

Black Week und Black Friday sind inzwischen etablierte Begriffe, mit dem Ziel, unser rationales Denken als Kundinnen und Konsumenten auszuhebeln und den Konsum zu befeuern. Doppelt undankbar, wenn die Preissensitivität der Kund*innen, gepaart mit Einsparambitionen, in einen Zeitraum der Kündigungsmöglichkeit von Kfz-Verträgen fällt. Dann rücken die Preise derart in den Mittelpunkt, gleichwohl doch sowieso das Interesse und damit einhergehend die Wertschätzung für den Zustand des „gut und passend Versichertseins“ bei zu vielen Kund*innen absolut im Hintergrund steht. Ich habe in diesem Kontext mal Google gefragt und erschrocken gelesen, dass dieses Jahr angeblich fast 30 Prozent der 41 Millionen Kfz-Versicherungsnehmer*innen einen Wechsel in Betracht gezogen haben. Am Ende haben jedoch lediglich 2 Millionen die Verträge tatsächlich umgedeckt.

Um dem Vorgenannten etwas gegenzusetzen, biete ich heute einen ganz persönlichen Einblick an:

Vor circa 5 Wochen traten plötzlich Nässeflecken an meiner Küchendecke in Erscheinung und ich durfte das Thema „Versicherung“ aus der Sicht eines Betroffenen erleben. Emotional war ich schon allein deshalb angefasst, weil ich zuvor vier, fünf Monate lang mit viel Eigenleistungen die darüber liegende Wohnung kernsaniert und modernisiert habe. Meine Sorge war, dass nun alles wieder raus muss. Nach dem Wochenende kam der Leckorter. Er machte einen Top-Job: Zunächst schenkte er mir Zuversicht: „Wir finden das Problem“. Die hierzu nötigen Wandöffnungen erfolgten beherzt aber minimalinvasiv. Er gab mir das Gefühl: „Nachher wird es hier wieder wie neu aussehen“. Am Folgetrag kam der Kollege, um die schadenursächliche Verstopfung in der Fallleitung zu beseitigen (tolles Timing übrigens, hätte diese nicht vor der Sanierung auffallen können!?). Zum Glück habe ich beim Abschluss meiner eigenen Gebäudeversicherung nicht alleine auf den günstigsten Preis geachtet, sondern mir tatsächlich den Premiumschutz gegönnt. Die Kosten der aufwendigeren Rohrreinigung waren damit ebenfalls vollumfänglich versichert. Am Ende der Woche wurde die Trocknung aufgebaut und sie lief ihre Zeit. Der Stromverbrauch wurde notiert und für die Vorlage beim Energieversorger attestiert. Die Sanierungsarbeiten begannen am Tag des Abbaus der Trocknung und während ich diese Zeilen schreibe, streichen die Maler gerade unsere Küche. Bald hängen auch wieder die Schränke an der Wand und die Kaffeetassen befinden sich wieder im direkten Zugriff über der Kaffeemaschine. Die Baustelle im offenen Küchen- und Wohnbereich wird vor Weihnachten abgeschlossen sein und alles wird wieder so sein wie vorher – wie versprochen.

Durch gute und nachvollziehbare Schadensdokumentation (als hätte ich es mal gelernt) konnte mein Versicherer die Angebote schnell prüfen und freigeben. Teilrechnungen wurden beglichen, sobald sie vorlagen, so blieben wir liquide und konnten stets die Dienstleister bezahlen. Besser hätte es ehrlich gesagt nicht laufen können. Wer einmal erlebt hat, wie einem in einer solchen Schadenssituation von den Beteiligten die Sorgen und Befürchtungen genommen oder zumindest gelindert werden und wie während der Sanierung die Kommunikation funktioniert, wird künftig nicht auf 50 EUR mehr oder weniger Jahresprämie achten. Denn spätestens dann weiß man den Mehrwert des „gut Versichertseins“ tatsächlich zu schätzen. Was wirklich zählt, sind gute Partner, verlässliche Netzwerke und ein fairer und engagierter Umgang miteinander.

Die Kosten meiner Verträge habe ich dieses Jahr überhaupt nicht hinterfragt, mich plagt gerade auch kein Verlangen danach. Beim Strompreis allerdings…, da stellte ich fest, dass ich mit 47 Cent/Kwh im nächsten Jahr mal mit dem Anbieter sprechen muss. Marktüblich darf es dann bitte doch sein :-)

Genießen Sie den Dezember und kommen Sie gut ins neue Jahr

Ihr Timo Heitmann