Fast jeder fünfte Rentner betroffen
Gefahr der Altersarmut trifft immer mehr Menschen
15:02 Uhr | 07. Februar | 2023
Wem als Alleinstehender in Deutschland weniger als monatlich 1.148 Euro zur Verfügung stehen, gilt in Deutschland als armutsgefährdet – bei diesem Betrag lag 2021 die Armutsrisikoschwelle. Dies traf nach neuen Zahlen aus dem Bundesarbeitsministerium 2021 bei fast jedem fünften Altersrentner zu.
Auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linken erklärte das Ministerium, dass rund 18 Prozent der knapp 19,7 Millionen Rentner und Pensionäre zum 1. Juli 2021 mit ihrem Einkommen unterhalb der Armutsrisikoschwelle lagen. Hierzu werden nicht nur diejenigen mit eigener Rente bzw. Pension gezählt, sondern auch Über-65-Jährige, die ihren Lebensunterhalt vorwiegend aus einer Hinterbliebenenrente finanzieren. Als arm gelten diejenigen, deren eigenes Einkommen geringer als 60 Prozent des mittleren Einkommens (Median) ist.
Damit hat die Zahl der armutsgefährdeten Rentner und Rentnerinnen in den vergangenen Jahren stark zugelegt. 2010 lag ihr Anteil noch bei 12,6 Prozent. Vor allem für Frauen ist das Altersarmutsrisiko ausgeprägt – sie kommen durchschnittlich gerade einmal auf eine Rente von 832 Euro monatlich.
Durch die hohe Geldentwertung der vergangenen Monate hat das Einkommen zusätzlich an Kaufkraft verloren. „In den Großstädten explodieren die Mieten, die sich viele Menschen im Alter nicht mehr leisten können“, kommentierte Heidi Reichinnek, seniorenpolitische Sprecherin der Linken-Bundestagsfraktion die Zahlen. „Die Inflation und gestiegenen Energiepreise fressen immer mehr von den mageren Renten auf. Das kann in einem der reichsten Länder der Welt nicht unser Anspruch sein.“
Die Bundestagspolitikerin bekräftige in diesem Zusammenhang die Forderung ihrer Partei nach einer solidarischen Mindestrente. Diese sieht vor, dass niemand im Alter weniger als 1.200 Euro zur Verfügung haben soll. Zeitgleich fordert die Linke eine Rentenversicherung für alle, sprich die Einbeziehung aller Beamten in die Gesetzliche Rentenversicherung.
Gleichzeitig unterstreichen die Zahlen die Notwendigkeit, rechtzeitig an den Ruhestand zu denken und finanziell vorzubauen. Möglichkeiten bietet hier neben der betrieblichen Altersversorgung auch die staatlich geförderte private Altersvorsorge. Auf die Riester-Rente bauen dabei jedoch immer weniger Menschen, die Zahl der Verträge schwindet zusehends. Derzeit berät eine von der Bundesregierung eingesetzte Fokusgruppe über eine mögliche Reform. Im Sommer wird mit einem Ergebnis gerechnet.