LV-Check

Die Neugeschäfts-Könige unter den Lebensversicherern

Das vergangene Jahr sorgte bei den Lebensversicherern wahrlich nicht für Jubelsprünge. Das Neugeschäft ging um über zehn Prozent zurück. 10 Lebensversicherer konnten diesem Trend jedoch trotzen.

15:08 Uhr | 22. August | 2023
Neugeschäft

Mehrere Lebensversicherer konnten auch im vergangenen Jahr trotz schwieriger Umstände beim Neugeschäft weiter zulegen.

| Quelle: https://99designs.com/profiles/themasterplanstudios

In puncto Neugeschäft war das Jahr 2022 für die deutschen Lebensversicherer sicherlich keines, das in die „Hall of Fame“ eingehen wird. Das Neugeschäft (nach APE) der 63 Lebensversicherer, deren Bilanzen in den aktuellen procontra LV-Check einfließen, ging im Vergleich zum Vorjahr um 10,5 Prozent auf 8,524 Milliarden Euro zurück. Einen solch starken Rückgang gab es in der Geschichte des LV-Check, dessen Datenbasis bis 2010 zurückreicht, noch nie.

Maßgeblich hierfür ist das eingebrochene Neugeschäft bei den Einmalbeiträgen. Da die Versicherer aufgrund der rasant erfolgten Zinswende zunehmend in direkte Konkurrenz zu den Banken gerieten, mussten sie hier viele Federn lassen: Marktweit ist hier ein Minus von 21,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Bei der HanseMerkur, die in den Vorjahren verstärkt aufs Einmalbeitragsgeschäft gesetzt hatte, betrug der Rückgang gar über 80 Prozent.

Risiko bei stillen Lasten

Für die Versicherer bedeutet ein geringeres Neugeschäft nicht nur weniger Einnahmen, sondern stellt auch ein potenzielles Risiko im Hinblick auf die stillen Lasten da. „Ein starkes Neugeschäft mit laufenden Beiträgen schafft die notwendige Liquidität für eine hochverzinsliche Neuanlage“, stellte Max Happacher, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung, im Gespräch mit procontra fest. „Hier haben Lebensversicherer, die im Verhältnis zu ihrem Bestand viel Neugeschäft einsammeln, einen Vorteil gegenüber Anbietern mit hohem Bestand und verhältnismäßig weniger Neugeschäft.

Wer auf die einzelnen Sparten blickt, erkennt woher das Neugeschäft im vergangenen Jahr schwerpunktmäßig kam und woher es auch die kommenden Jahre kommen wird: So ist Geschäft mit fondsgebundenen Policen mittlerweile für 41 Prozent des Neugeschäfts verantwortlich. Zum Vergleich: 2017 lag der Anteil von Fondsprodukten noch bei 28,6 Prozent.

Anzeige

Zweitwichtigste Sparte im Neugeschäft ist das Kollektivgeschäft rund um die betriebliche Altersversorgung (bAV), das für 30 Prozent des Neugeschäfts verantwortlich ist. Es folgen das Geschäft mit Rentenversicherungen (20,3 Prozent), Kapitalversicherungen (5,4 Prozent) sowie Risikoversicherungen (3,8 Prozent). 

Schaut man auf die zehn Versicherer, die auch 2022 beim Neugeschäft zulegen konnten, sieht man: Hier finden sich vor allem Unternehmen, die in der Vergangenheit nicht so stark auf das Einmalbeitragsgeschäft gesetzt haben und die häufig vor allem in der Fondssparte zulegen konnten.

HDI steigert Neugeschäft deutlich

Beispiel HDI: Der Hannoveraner Versicherer konnte gegenüber dem Vorjahr sein Neugeschäft (nach APE) um 18,8 Prozent und damit so stark wie kein anderer Versicherer steigern. Maßgeblich dafür ist vor allem das Geschäft mit fondsgebundenen Lebensversicherungen, das von 37 auf 59 Millionen anstieg. Der Anteil von Fondsprodukten im Neugeschäft lag bei 44,7 Prozent. Auch bei der Nürnberger, die im Neugeschäft um 18,6 Prozent zulegte, geht der Zuwachs zu großen Teilen aufs Fondsgeschäft zurück.

Welche Versicherer auch 2022 beim Neugeschäft zulegten, sehen Sie in der untenstehenden Tabelle. Obwohl auch die zum Volkswohl Bund gehörende Dortmunder Lebensversicherung ihr Neugeschäft um 15,7 Prozent steigern konnte, wird sie aufgrund des geringen Volumens (6 Millionen Euro) nicht aufgeführt.

Welche Versicherer beim Neugeschäft zulegten

Versicherer

Neuzugang nach APE (in Millionen Euro) 2021

Neuzugang nach APE (in Millionen Euro) 2022

Veränderung gegenüber Vorjahr in %

HDI

122

145

18,8

Nürnberger

178

211

18,6

die Bayerische

56

60

7,3

Targo

141

148

4,9

Barmenia

43

45

4,7

Continentale

141

146

3,8

Ergo

74

76

2,6

UniVersa

20

20

2,3

Münchener Verein

16

16

1,7

Hinweis: Der aktuelle procontra LV-Check 2023 mit Angaben zu 63 Lebensversicherern ist hier bestellbar.