Zusatzbeiträge

Entwarnung? Warum die Krankenversicherung auch 2026 für viele teurer wird

Der Schätzerkreis geht davon aus, dass der durchschnittliche Zusatzbeitrag in der GKV 2026 konstant bleiben wird. Dennoch sollten sich viele Versicherte auf Beitragserhöhungen gefasst machen.

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14:10 Uhr | 16. Oktober | 2025
Bundesgesundheitsministerin Nina Warken

Nina Warken kündigte am Mittwoch ein Sparprogramm für die gesetzliche Krankenversicherung an.

| Quelle: picture alliance / dts-Agentur

„Die Bundesregierung hat ihr Wort gehalten: Das Defizit in der gesetzlichen Krankenversicherung wird geschlossen. Damit halten wir unser politisches Versprechen an Beitragszahler sowie die Unternehmen und durchbrechen die zur Gewohnheit gewordene Routine der Erhöhung der Zusatzbeiträge zum Jahresende.“ So kommentierte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken ein seitens der Bundesregierung beschlossenes Maßnahmenpaket, mit dem ein weiterer Anstieg der Zusatzbeiträge in der Gesetzlichen Krankenkasse (GKV) verhindert werden soll. Tatsächlich prognostizierte der sogenannte Schätzerkreis, der sich aus Vertretern des GKV-Spitzenverbands, des Bundesamtes für Soziale Sicherung und des Bundesgesundheitsministeriums zusammensetzt, dass der durchschnittliche Zusatzbeitrag auch im kommenden Jahr auf dem aktuellen Level von 2,9 Prozent bleibt.

Doch von Entwarnung kann nicht wirklich die Rede sein. Denn beim nun vom Schätzerkreis prognostizierten Wert handelt es sich um einen Durchschnittswert. Die einzelnen Krankenkassen sind an diesen nicht gebunden, sondern können diesen höchstens als Richtwert betrachten.

Durchschnittswert wird obsolet

Wie schnell der hier bestimmte Durchschnittswert obsolet werden kann, zeigt ein Blick in die Vergangenheit. Im vergangenen Jahr gab der Schätzerkreis den damaligen Durchschnitts-Zusatzbeitrag mit 2,5 Prozent an. Zahlreiche Kassen erhöhten jedoch zum Jahresbeginn ihre Beiträge. Das Institut der Deutschen Wirtschaft errechnete im April dieses Jahres schließlich einen Durchschnitts-Zusatzbeitrag von 2,92 Prozent. Im Sommer erhöhten schließlich weitere Kassen ihre Beiträge.

Dass es also trotz scheinbarer Stabilität bei den Zusatzbeiträgen für viele Versicherte teurer wird, scheint für viele Experten ausgemacht: „Ein Zusatzbeitrag von 3,3 oder 3,5 Prozent schon heute ist keine Ausnahme mehr. Der Schätzerkreis blickt auf den rechnerischen Durchschnitt – aber für viele Versicherte ist die Realität längst teurer. Und 2026 gilt: In Wahrheit geht es den Krankenkassen schlechter, als der vorgeschlagene durchschnittliche Zusatzbeitrag vermuten lässt. Bei etlichen Kassen werden Beiträge steigen müssen“, erklärte Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur bei Finanztip, in einem Statement.

Dass seitens der Bundesregierung beschlossene Sparpaket, das unter anderem eine Deckelung der Verwaltungskosten bei den Krankenkassen sowie eine Streichung der Meistbegünstigungsklausel vorsieht, bezeichnete er als Notlösung. „Das reicht nicht, um die Finanzen der GKV langfristig zu stabilisieren. Ohne echte Strukturreformen wird sich die Beitragsspirale weiterdrehen.“

Auch Beitragsbemessungsgrenze steigt

Für viele Versicherte dürfte die Krankenkasse auch im kommenden Jahr teurer werden. Zumal unabhängig von den Zusatzbeiträge auch die Beitragsbemessungsgrenze steigen wird. So schätzt der PKV-Verband, dass freiwillig Versicherte in der GKV allein wegen der höheren Beitragsbemessungsgrenze im kommenden Jahr 52 Euro mehr im Monat zahlen werden müssen.

Doch auch in der privaten Krankenversicherung wird es für viele Versicherte im kommenden Jahr teurer. Laut Schätzungen des PKV-Spitzenverbands, müssen 60 Prozent der PKV-Versicherten mit Beitragserhöhungen rechnen – im Schnitt liegen diese bei 13 Prozent.

Long Story short

Die Bundesregierung hat ein Maßnahmenpaket beschlossen, um einen Anstieg der Zusatzbeiträge in der gesetzlichen Krankenversicherung zu verhindern und das Defizit zu schließen. Dennoch warnen Experten wie Hermann-Josef Tenhagen, dass viele Krankenkassen ihre Beiträge dennoch erhöhen müssen und ohne grundlegende Strukturreformen die Beitragsspirale weitergehen wird.