EU verbietet Verbrennungsmotoren

Wann sich Oldtimer-Investments lohnen

Ende März hat die EU ein Verbot des Verbrennungsmotors ab 2035 beschlossen. Sind Investments in Oldtimer noch lohnenswert? Oder verbrennen Anleger damit Geld?

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10:05 Uhr | 23. Mai | 2023
Mercedes Uhlenhaut Coupé

Für einen Rekordpreis von 135 Millionen Euro wechselte im vergangenen Jahr das Mercedes Uhlenhaut Coupé den Besitzer. Es ist damit offiziell das teuerste Auto der Welt.

| Quelle: Michael Cole

302 PS, maximal 290 km/h, gebaut für die Rennsaison 1956: Exakt zwei Exemplare sind von dem Formel-1-Rennwagen auf dem Markt. Das Uhlenhaut-Coupé 300 SLR von Mercedes gilt als Juwel unter den Schätzen der Oldtimer-Szene. Seit Mai vergangenen Jahres ist es offiziell das mit Abstand teuerste Auto der Welt. Für einen Rekordpreis von 135 Millionen Euro wechselte der „Silberpfeil“ bei einer Museumsauktion den Besitzer. Der astronomisch hohe Preis zeigt, wie sehr passionierte Sammler bereit sind, für „Garagengold“ in die Tasche zu greifen.

Lange Zeit galt die Oldtimer-Szene als Investment-Nische; im Zuge von Inflation und der volatilen Aktienmärkte gewinnt sie nun immer mehr an Bedeutung. Vor Kurzem veröffentlichte der Verband der Automobilindustrie (VDA) den aktuellen Deutschen Oldtimer-Index (DOX) – dieser zeigt: Im vergangenen Jahr stiegen die Preise weiter an und legten im Vergleich zum Vorjahr um 4,8 Prozent zu.

Die ökologische Seite erachte ich als die größte Bedrohung für den Oldtimer.
Beat Rauss, Oldtimer-Experte und Vermögensverwalter

Seit Ende März schwebt über dem Investment-Segment eine Art Damoklesschwert: Die Europäische Union verhängte ein Verbrennungsmotor-Verbot, das ab 2035 für alle Neuwagen gelten soll. Nach derzeitigem Planungsstand dürfen jedoch Kraftfahrzeuge, die mit E-Fuels betrieben werden, weiterhin verkauft werden. Welchen Effekt hat der EU-Beschluss auf das Anlagesegment Oldtimer? Fallen die Preise in den Keller? Ist es noch sinnvoll, in Fahrzeuge mit H-Kennzeichen zu investieren, die 30 Jahre und älter sind?

„Die ökologische Seite erachte ich als die größte Bedrohung für den Oldtimer“, sagt Beat Rauss. Er ist Vermögensverwalter beim Family Office Univest in Basel und seit mehreren Jahrzehnten in der Oldtimer-Szene aktiv. Oldtimer würden in gewisser Hinsicht „die Verehrung des Verbrennungsmotors verkörpern“, meint er. Die E-Fuel-Ausnahmeregelung bringe zwar „ein wenig Entspannung“ in die Sache, trotzdem rät er aktuell von Investments in Oldtimer ab – sofern der Renditegedanke im Vordergrund stehe. Denn der Verbrennungsmotor werde aus Klimaschutzgründen unter Druck bleiben und das habe Auswirkung auf den Markt. „Wer in Oldtimer investiert, sollte das aus Leidenschaft, aus Interesse an Technik und aus Hobbygründen tun“, sagt Rauss. Hoffnung auf Wertsteigerung dürften Käufer nicht hegen. Die Preise für Oldtimer seien ohnehin mittlerweile an der Decke angestoßen und gingen nun wieder leicht zurück.  

Ein Anlagesegment ohne Nachwuchs?!

Dabei gehört zum Thema der ökologischen Herausforderung auch eine Entwicklung, die womöglich drastischere Auswirkungen auf die Preisentwicklung als das Verbrennungsmotor-Aus haben könnte: Dem Anlagesegment geht der Nachwuchs aus. Bei den nach 1990 Geborenen sei das Interesse an klassischen Fahrzeugen stark rückläufig, sagt Rauss. Ein Großteil der jungen Leute lehne das Auto wegen seiner Emissionen als Klimafresser ab. „In Bezug auf das Nachwuchsproblem hätte ich momentan beim Investieren die größten Ängste“, erklärt der Baseler Vermögensverwalter.

Frank Wilke ist Geschäftsführer des Marktanalyse-Portals Classic Analytics. Den EU-Beschluss zum Verbrennungsmotor-Verbot hält er nicht für geeignet, um dem Anlagesegment Oldtimer das Wasser abzugraben. „Mit dem Auto ist es wie mit dem Pferd“, sagt er. „Seit 100 Jahren braucht niemand mehr ein Pferd als Fortbewegungsmittel. Trotzdem werden jährlich immer noch Milliarden mit Pferden verdient. Genauso ist es mit dem Oldtimer.“

Hohe Wertsteigerungen bei Youngtimern 

Wilkes Prognose: Der Markt werde sich wandeln, alte Fahrzeuge aus den 60er- und 70er-Jahren würden zunehmend aus dem Fokus der Sammler und Investoren geraten, stattdessen verlagere sich der Interessenschwerpunkt auf die Youngtimer.

Jens Berner, Oldtimer-Experte bei der Südwestbank, schaut ebenfalls optimistisch in die Zukunft. Da sich die neue EU-Regelung nur auf Verbrenner beziehe, die nicht klimaneutral betrieben werden, sei der Effekt auf den Markt „gering“. Dass der Stellenwert eines eigenen Autos für viele jüngere Menschen in Teilen Europas abgenommen habe, könne sein. Aber: „Der Oldtimermarkt im höherpreisigen Segment ist ein internationaler Markt.“ Immer mehr Sammler kämen aus Asien oder anderen Regionen. „Dort ist der Stellenwert eines eigenen Automobils ein anderer“, sagt Berner und ist sich sicher: Als historisches Kulturgut werde der Oldtimer seinen Platz in der Welt der alternativen Anlagemöglichkeiten behalten.

Wer auf Investments in Oldtimer setzen will, sollte dies nur dann in Erwägung ziehen, wenn die Freude am Fahren und der Spaß am Fahrzeug im Vordergrund steht. Nur so lassen sich finanzielle Verluste verschmerzen, die künftig im Zuge der Öko-Krise womöglich vermehrt entstehen.