Herkömmliche Aktien dominieren Impact-Fonds

Konventionell „dunkelgrün“?

Artikel-9-Fonds gelten als ganz besonders nachhaltig. Nun zeigt eine aktuelle Analyse: Viele dieser Fonds investieren stark in konventionelle Unternehmen. Warum das so ist und worauf Anleger achten sollten.

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13:07 Uhr | 13. Juli | 2022
Greenwashing?

Nach einer aktuellen Analyse von Scope sind völlig konventionelle Unternehmen in den als Impact-Fonds bezeichneten Anlagen gelistet. | Quelle: Getty Images/Franco Tognarini

Wer in einen Artikel-9-Fonds investiert, geht davon aus, dass das Geld einigermaßen sicher in nachhaltige Unternehmen fließt. Bei den häufig als „dunkelgrün“ bezeichneten Assets steht doch sicher das Thema Nachhaltigkeit im Fokus, könnte man meinen. Schließlich gelten die Anlagen nach Artikel 9 als höchste Stufe nachhaltiger Fonds, sind sie doch entsprechend der EU-Offenlegungsverordnung klassifiziert und damit einem konkreten, nachhaltigkeitsbezogenen Anlageziel verpflichtet. Soweit der Glaube. Die Praxis sieht indessen etwas anders aus.

Demnach sind völlig konventionelle Unternehmen in den auch als Impact-Fonds bezeichneten Anlagen gelistet, wie eine aktuelle Analyse von Scope zeigt. Dazu hat die Ratingagentur untersucht, in welche zehn Top-Positionen die Fonds investieren.

„Die Rangliste liest sich wie eine Ansammlung konventioneller Konzerne, die auf den ersten Blick nicht besonders nachhaltig wirken und die der Anleger seit Jahren von traditionellen Portfolios kennt“, erklärt das Ratinghaus.

Dunkelgrüne Tech- und Elektrik-Konzerne?

Microsoft führt bei den weltweit investierten Portfolios die Spitze an. Bei 76 von 117 untersuchten Fonds ist der Software-Riese unter den zehn größten Positionen. Alphabet, die Google-Mutter, ist am zweitstärksten unter den Top-Ten-Positionen vertreten: Die Aktie taucht bei mehr jedem zweiten Fonds in den oberen Positionen auf. Apple belegt den dritten Platz und findet sich in jedem dritten Portfolio unter den zehn größten Werten.

Unter den Aktienfonds mit Fokus auf Europa ist die Konzentration sogar noch höher. In 45 der insgesamt 59 Artikel-9-Fonds aus den betrachteten europäischen Peergroups gehört das Halbleiterunternehmen ASML zu den Top-Positionen. Das entspricht einem Anteil von über 75 Prozent. Die Aktie von Schneider Electric ist 42 Mal in den Top-10 vertreten, der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk 33 Mal.

Nicht direkt klimaschädlich...

„Anleger dürfen nicht davon ausgehen, dass ein solcher Fonds ausschließlich in typisch nachhaltige Bereiche wie Erneuerbare Energien oder Gesundheit und Wohlbefinden investiert“, warnt die Ratingagentur. Vor dem Gang aufs Börsenparkett sollten sich Investoren deswegen über die jeweilige Anlagestrategie und die angewendeten Ausschlusskriterien informieren. Der Blick auf die Top-10-Holdings ist unerlässlich.

Warum die Fonds dennoch unter „dunkelgrün“ laufen, ist schnell erklärt: Viele der Top-10-Aktien tragen zum einen nicht direkt zu klimaschädlicher Produktion bei. Darüber hinaus liefern sie umfangreiche Nachhaltigkeitsberichte und stellen Transformationsziele in den Vordergrund. Die Kombination aus diesen drei Bemühungen führe bereits, so Scope, regelmäßig zu guten bis sehr guten ESG-Ratings von Anbietern wie MSCI, S&P Trucost, Sustainalytics oder ISS.