Kolumne

„Bau-Turbo“ soll Tempo ins kommunale Bauen bringen

Wohnungen, Kitas, Versorgungseinrichtungen - all das könnte jetzt schneller gebaut werden. Jedenfalls sind die rechtlichen Weichen im Baugesetzbuch gestellt, so Iris Schöberl, Präsidentin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), in ihrer aktuellen Kolumne.

09:11 Uhr | 04. November | 2025
Iris Schöberl, Präsidentin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA)

Iris Schöberl, Präsidentin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA)

| Quelle: ZIA/Laurence Chaperon

Der Oktober 2025 erweist sich für die Immobilienwirtschaft als echter Meilenstein. Denn am 9. Oktober hat der Bundestag den lange und viel diskutierten sogenannten "Bau-Turbo" verabschiedet, der Bundesrat zog eine Woche später nach. Damit wurde der Weg frei für eine neue Ära der Bauplanung: schneller, flexibler und pragmatischer. Herzstück des Gesetzes ist die Einführung des neuen Paragrafen 246e im Baugesetzbuch (BauGB), der für fünf Jahre befristet, also bis zum 31. Dezember 2030 ein Abweichen von bauplanungsrechtlichen Vorschriften erlaubt.

Die Kommunen und Gemeinden haben es nun in der Hand. Sie können ihren neuen Handlungsspielraum nutzen und die bisher langwierigen Genehmigungsprozesse deutlich verkürzen. Künftig können Bauvorhaben bereits nach einer dreimonatigen Prüfung genehmigt werden, ohne die bisher notwendige Aufstellung oder Änderung eines Bebauungsplans.

Bleibt eine Ablehnung aus, gilt der Antrag als genehmigt. Diese Regelung betrifft nicht nur klassische Wohnungsbauprojekte, sondern auch soziale und kulturelle Infrastruktur wie Kitas, Schulen oder Nahversorgungseinrichtungen. Auch der Bau im Außenbereich wird erleichtert, und innovative Lärmschutzlösungen sollen mehr Wohnbebauung in der Nähe von Gewerbeflächen ermöglichen.

Gemeinden und Kommunen sind am Zug

Unser Appell an die Kommunen: Nutzen Sie diesen Freiraum! Denn die Herausforderungen sind unverändert gewaltig – allein in Westdeutschland fehlen laut letzter Untersuchung des Pestel-Instituts rund 1,2 Millionen Wohnungen. Dieser Bau-Turbo könnte das geeignete Instrument sein, um dieser Wohnungsnot wirksam zu begegnen.

Aber nicht nur das Bauen soll in den kommenden Jahren schneller und einfacher werden. Auch das Bundesministerium für Verkehr setzt mit dem neuen Masterplan „Ladeinfrastruktur 2030“ auf Tempo. Eine sehr erfreuliche Entwicklung, da der Entwurf des Verkehrsministeriums zentrale Anliegen des ZIA aufgreift und auf praxisnahe Impulse für die Umsetzung der EU-Vorgaben setzt. Positiv ist beispielsweise, dass künftig nicht nur die Anzahl der Ladepunkte, sondern auch die Gesamtleistung zählt. Das ermöglicht effizientere Lösungen – etwa leistungsstarke Schnelllader statt vieler schwacher Ladepunkte auf Handelsparkplätzen, und das ist ein Mehrwert für Nutzer und Betreiber.

Glauben Sie, dass der "Bau-Turbo" zündet und Kommunen schneller werden?