GF-Policen: Franke kritisiert Tarifwust und Beratungsschwächen
Grundfähigkeitsversicherungen (GF) werden immer selbstverständlicher als Alternative gehandelt, wenn es mit der Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) zum Beispiel aufgrund von Vorerkrankungen nicht klappt oder diese einfach zu teuer ist. Doch Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer der Ratingagentur Franke und Bornberg GmbH, warnt aktuell vor den Schattenseiten der Grundfähigkeitspolicen: Vor einem verwucherten GF-Tarifdschungel und Produkten, die nach viel klingen, aber faktisch nur wenig bieten würden.
„Für Grundfähigkeiten gibt es nach wie vor keine einheitlichen Standards. Jede Gesellschaft entscheidet für sich, welche Fähigkeiten sie versichert und woran deren Verlust gemessen wird“, sagt Franke. Über 40 versicherbare Grundfähigkeiten würde der Markt mittlerweile anbieten. „Da kommt die Übersicht schnell abhanden“, findet der Chef des Hannoveraner Analysehauses. Die Vielzahl der Grundfähigkeiten komme daher, weil manche Versicherer diese auf bestimmte Berufe und Zielgruppen zugeschnitten hätten. Zudem verwende jeder Versicherer eigene Definitionen für den Verlust von Fähigkeiten, was zu Unsicherheit führe und den Vergleich weiter erschwere.
Für Problematisch hält Franke auch, dass die GF in der Beratung oft zu nahe an der BU dargestellt würde. Tatsächlich würden Leistungen aus der GF, laut Kenntnisstand des Analysehauses, sogar seltener bewilligt als in der BU. Vermittler müssten deshalb in der Beratung die Erwartungen ihrer Kunden relativieren, rät Phillipp Wedekind, Leiter Rating Vorsorge und Nachhaltigkeit bei Franke und Bornberg. „Viele Kunden unterschätzen, wie stark die Einschränkung sein muss, damit eine GF-Leistung greift. Maßgeblich ist ausschließlich, ob die in den Bedingungen definierte Grundfähigkeit als verloren gilt“, so Wedekind.
Bei dem Analysehaus hält man 16 Kern-Grundfähigkeiten für ausreichend, um das Leistungsniveau eines Tarifs zu bestimmen. Insgesamt kamen für das aktuelle GF-Rating von Franke und Bornberg 70 Bewertungskriterien zum Einsatz. Miteinander verglichen wurden dabei 92 Tarifkombinationen von 26 Anbietern. Davon erhielten 35 die Bestnote „FFF+“, 15 Mal gab es „FFF“, 9 Mal „FF+“ und 33 Mal „FF“. Die drei schlechtesten Bewertungen „F+“, „F“ und „F-“ wurden nicht vergeben.
Mindestens einen Bestnotentarif bieten die folgenden Versicherer: Allianz, Alte Leipziger, Baloise, VKB, die Bayerische, Canada Life, Dortmunder, Hannoversche, HDI, Nürnberger, Signal Iduna, Swiss Life und Volkswohl Bund. An die vollständige Ergebnisliste sowie die Bewertungskriterien gelangt man hier.
long story short:
Grundfähigkeitsversicherungen (GF) gelten oft als Alternative zur BU, sind aber schwer vergleichbar: Jeder Versicherer definiert Fähigkeiten und Leistungsvoraussetzungen selbst, was für Kunden unübersichtlich ist. Leistungen greifen seltener als bei der BU, weshalb Makler realistische Erwartungen vermitteln müssen. Im aktuellen Franke-und-Bornberg-Rating erhielten 35 von 92 Tarifen die Bestnote.