BU-Leistungspraxis

Franke & Bornberg stellt BU-Versicherern ein gutes Zeugnis aus

Allen Vorurteilen zum Trotz: Knapp vier von fünf Leistungsanträge werden von den Berufsunfähigkeitsversicherern bewilligt, zeigt die aktuelle Leistungspraxis-Studie von Franke & Bornberg. Allerdings gibt es auch einige Wermutstropfen.

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14:12 Uhr | 07. Dezember | 2023
BU-Leistungspraxis

Das Analysehaus Franke und Bornberg stellt der Leistungspraxis der BU-Versicherer eine gute Note aus.

| Quelle: BrianAJackson

„Die Versicherung zahlt ja im Leistungsfall eh nicht.“ Dieses Argument ist immer wieder zu hören, wenn man Menschen fragt, warum sie ihre Arbeitskraft nicht abgesichert haben. Die Leistungspraxis der BU-Versicherer genießt keinen guten Ruf.

Laut des Analysehauses Franke & Bornberg haftet dieser Ruf jedoch zu Unrecht an den BU-Versicherern. Grundlage dieser Einschätzung ist die 8. BU-Leistungspraxisstudie der Hannoveraner, an der in diesem Jahr insgesamt 10 Versicherer teilnahmen, darunter die vier Marktführer hierzulande. Insgesamt decke die Untersuchung circa 60 Prozent des BU-Marktes in Deutschland ab, teilt Franke & Bornberg mit.

78,04 Prozent aller BU-Anträge positiv beschieden

Das Ergebnis: Die Unternehmen, die sich an der Studie beteiligten, betreiben die BU-Leistungsprüfung fachlich und organisatorisch auf hohem Niveau. Die Entscheidung, ob tatsächlich eine BU-Rente gezahlt wird, fällt zudem überwiegend zugunsten der Kunden aus. In 78,04 Prozent der Fälle entschieden die Versicherer im Sinne der Versicherungsnehmer – damit liegt die Anerkennungsquote auf dem Niveau der Vorjahre.

In den übrigen Fällen war der häufigste Grund für eine Ablehnung, dass der vereinbarte BU-Grad von 50 Prozent nicht erreicht wurde. Anfechtungen und Rücktritte folgen mit 20,41 Prozent als zweitwichtigste Ursache. Lediglich 2,3 Prozent der Leistungsfälle landen schließlich vor Gericht, wobei 68 Prozent der Fälle schließlich mit einem Vergleich enden.

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Schlüsselt man die Anerkennungsquoten nach den jeweiligen Erkrankungen auf, stellt man allerdings große Unterschiede fest. So werden Krebserkrankungen fast immer – in 94,95 Prozent aller Fälle – vom Versicherer als BU-Fall anerkannt. Deutlich schlechter ist die Quote bei psychischen Erkrankungen: Hier endeten nur 72,5 Prozent aller Anträge auch letztendlich mit einer BU-Rente. Das Hannoveraner Analysehaus erkennt hier allerdings einen Trend nach oben. So sei die Anerkennungsquote bei psychischen Erkrankungen gegenüber dem Vorjahr um drei Prozentpunkte gestiegen. Dennoch sei es für die Versicherer weiterhin schwierig, psychische Erkrankungen, ihre Folgen für die berufliche Tätigkeit und die weitere Prognose einzuschätzen, schreibt Franke & Bornberg.

Anerkennungs- und Ablehnungsquoten nach jeweiliger Krankheit

Das ist für die Versicherungsnehmer ein ungünstiger Zustand. Schließlich sind psychische Erkrankungen weiterhin mit Abstand die BU-Ursache Nummer 1 (28,4 Prozent aller Fälle). In einer Untersuchung des Analysehauses Morgen und Morgen lag der Anteil von Nervenerkrankungen sogar bei 34,5 Prozent.

Das sind dieHaupt-BU-Ursachen

Besonders bei Frauen sorgen psychische Probleme häufig dafür, dass der Beruf nicht mehr ausgeübt werden kann. Während bei Frauen jeder dritte bewilligte Leistungsantrag (33,56 Prozent) auf die Psyche zurückzuführen war, war es bei Männern nur gut jeder vierte (26,11 Prozent). Auch Krebserkrankungen sind bei Frauen wesentlich häufiger als bei Männern (25,12 Prozent/ 15,71 Prozent) BU-Ursache. Männer werden überproportional häufig wegen Krankheiten des Muskel-Skelettsystems berufsunfähig.

Lange Prüfungszeiträume

Auch wenn viele BU-Anträge letztlich positiv beschieden werden, bleiben die langen Prüfungszeiträume für die Versicherungsnehmer ein Wermutstropfen. Nach wie vor liegt die durchschnittliche Regulierungsdauer bei sechs Monaten, seit dem Ende der Corona-Pandemie stieg diese sogar zuletzt noch an.

Ein Grund hierfür ist der für viele Versicherer spürbare Fachkräftemangel. Qualifizierte Leistungsprüfer sind bei vielen Unternehmen Mangelware. Die Versicherer versuchen folglich, ihre eigenen Auszubildenen für diesen Fachbereich zu begeistern. Laut Franke & Bornberg durch mit Erfolg. Künstliche Intelligenz spielt laut Franke & Bornberg-Geschäftsführer Michael Franke bislang nur eine untergeordnete Rolle. „Wer möchte schon Kunden erklären, dass eine Maschine über ihre Leistung entschieden hat? Auf beiden Seiten des Leistungsantrags stehen noch immer Menschen im Mittelpunkt“, so Franke. Dabei könnten durch KI durchaus Effizienzvorteile erschlossen werden.

Andere Faktoren, die für die lange Prüfungsdauer verantwortlich sind, liegen hingegen nicht im Verantwortungsbereich der Versicherer. So fehle es häufig an Fachärzten und Gutachtern. Bei Unfällen müssen die Versicherer zudem häufig lange auf die Stellungnahmen seitens Polizei und Staatsanwaltschaft warten.