Studie von Franke und Bornberg

Berufsunfähigkeit: Das sind die häufigsten Ablehnungsgründe

Wie oft leisten BU-Versicherer und warum scheitern BU-Anträge? Das hat das Analysehaus Franke und Bornberg jetzt in einer aktuellen Leistungspraxisstudie untersucht. procontra stellt die wichtigsten Ergebnisse vor.

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13:07 Uhr | 28. Juli | 2025
Eine Geschäftsfrau sucht zwischen Stapeln von Papierakten nach Anträgen.

Oft liegt es an fehlenden Nachweisen, wenn BU-Leistungsanträge abgelehnt werden (Symbolfoto).

| Quelle: Korrawin

Was Sie erfahren werden

  • Wie oft Berufsunfähigkeitsversicherer tatsächlich leisten – und warum es oft nicht zur Auszahlung kommt

  • Die häufigsten Ablehnungsgründe bei BU-Leistungsfällen

  • Welche Krankheiten am häufigsten zur Berufsunfähigkeit führen – nach Geschlecht differenziert

Bereits zum 9. Mal hat Franke und Bornberg die Leistungspraxis von BU-Versicherern untersucht. Ein zentrales Ergebnis der Studie: Etwa 80 Prozent der Leistungsanträge werden anerkannt.

Als „irritierend“ empfinden es die Analysten jedoch, dass in mehr als der Hälfte der Fälle nach einer Antragstellung keine Zahlung erfolgt, weil Versicherte ihren Antrag nicht weiterverfolgen. Für die Statistik zähle man das als „Nicht-Leistung“ – und nicht als „Ablehnung“.

Komplexe Verfahren führen zu Abbruch

Die Gründe für die hohe Abbruchrate“ bei der Beantragung einer BU-Rente mögen vielfältig sein, sicherlich spielt dabei aber auch die Komplexität der Materie eine große Rolle. Gerade psychisch erkrankten Menschen falle es oft nicht leicht, sich mit „derart aufwendigen Verfahren“ zu beschäftigen, meint etwa Björn Thorben M. Jöhnke, Fachanwalt für Versicherungsrecht. „Sie scheuen eher die Konfrontation, insbesondere mit einer großen Versicherung. Hinzu kommt der Umstand, dass die Hürden, Leistungen aus einer BU-Versicherung zu erhalten – auch rechtlich – äußerst hoch sind.“

Die häufigsten Ablehnungsgründe

Mit Blick auf die häufigsten Ablehnungsgründe kommt die aktuelle Leistungspraxisstudie zu folgenden Ergebnissen:

  • In über der Hälfte der Fälle (54,2 Prozent) wurde der Antrag abgelehnt, weil der medizinisch erforderliche Grad der Berufsunfähigkeit nicht erreicht wurde.

  • An zweiter Stelle folgen Anfechtung und Rücktritt, die zusammen 26 Prozent der Ablehnungen ausmachen. Hier geht es um falsche oder unvollständige Angaben im Antrag.

  • In 13,6 Prozent der Fälle ist der notwendige Prognosezeitraum nicht erfüllt – also der Zeitraum, für den eine Berufsunfähigkeit voraussichtlich bestehen muss.

Die Studie hat auch untersucht, welche Erkrankungen am häufigsten zur Anerkennung einer Berufsunfähigkeit führen? Hier zeigt sich folgendes Bild:

  • Psychische Krankheiten und Verhaltensstörungen sind mit einem Anteil von 29,2 Prozent der häufigste Auslöser anerkannter Leistungsfälle.

  • An zweiter Stelle folgen bösartige Neubildungen (z. B. Krebserkrankungen) mit 17,8 Prozent.

  • Gemeinsam mit Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und Bindegewebes (13,4 Prozent) machen diese drei Gruppen knapp 60 Prozent aller anerkannten Fälle aus. 

Unterschiede nach Geschlecht

Zwischen den Geschlechtern zeigen sich dabei Unterschiede: Bei Frauen sind psychische Erkrankungen mit rund 35 Prozent die häufigste Ursache für anerkannte Leistungsfälle. Es folgen Krebserkrankungen (23 Prozent) und Erkrankungen des Bewegungsapparates (15 Prozent). Bei Männern liegt der Anteil psychischer Leiden etwas niedriger (25 Prozent), dafür spielen Muskel- und Skeletterkrankungen (22 Prozent) sowie Unfälle eine größere Rolle. Auffällig: Verletzungen führen bei Männern mehr als doppelt so häufig zur BU-Anerkennung als bei Frauen.

Nicht jede Diagnose hat dabei die gleichen Chancen auf Anerkennung. Wer wegen Krebs berufsunfähig wird, erhält in über 93 Prozent der Fälle eine BU-Rente. Bei psychischen Erkrankungen liegt die Quote dagegen bei nur 72 Prozent.

An der BU-Leistungspraxisstudie von Franke und Bornberg haben insgesamt 16 Versicherer teilgenommen: Allianz, Alte Leipziger, AXA, Continentale, Deutsche Ärzteversicherung, Dialog, DBV, ERGO, Generali, Gothaer, HDI, Münchener Verein, Nürnberger, Signal IDUNA, Stuttgarter, Zurich. Gegenstand der Studie waren BU-Leistungsanträge, die 2023 entschieden wurden.