Fondspolicen vs. ETF-Sparplan: IVFP kritisiert Stiftung Warentest
Wie bereits von procontra berichtet, hat die Stiftung Warentest aktuell 22 Tarife für fondsgebundene Rentenversicherungen (FRV) auf den Prüfstand gestellt. Eine „sehr gute“ Bewertung gab es nicht. Nur drei Tarife schnitten mit „gut“ ab, der Rest mit „befriedigend“ oder „ausreichend“. Das Problem aus Sicht der Warentester: Die Kosten der meisten Angebote sind zu hoch und drücken die Rendite. Einfacher und günstiger seien Anleger daher mit einem ETF-Sparplan unterwegs, so das Fazit.
„Vorteile besser herausstellen"
Aus Sicht von Professor Michael Hauer, dem Geschäftsführer des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP), ist das eindeutig zu kurz gesprungen. Natürlich sei ein Versicherungsprodukt teurer als ein ETF-Sparplan, meint er. Dem stünden aber Vorteile gegenüber, die von der Stiftung Warentest zu wenig berücksichtigt worden seien. Konkret benennt Hauer folgende Vorteile:
Mit einer Versicherungslösung ist in der Regel eine Beratungsleistung integriert.
Das Langlebigkeitsrisiko wird versichert.
In der gesamten Ansparphase fällt bei Fondswechsel keine Abgeltungssteuer an, weder auf Zinsen und Dividenden noch auf Veräußerungsgewinne.
Fondswechsel sind kostenfrei.
Institutionelle Anteilsklassen sind verfügbar, die für Privatanleger sonst gar nicht zugänglich wären. Sie sind überdies deutlich günstiger als die korrespondierenden Publikumsfonds.
Im Todesfall ist die Todesfallleistung einkommensteuerfrei.
Bei Kapitalauszahlung erfolgt das günstige Halbeinkünfteverfahren, wenn 12 Jahre Laufzeit erfüllt sind und der Sparer mindestens 62 Jahre alt ist.
Diesen Vorteilen nur einen starken Fokus auf die Kosten entgegenzustellen, sei bei einer Analyse von Versicherung und ETF-Sparplan zu kurz gegriffen. Hauer: „Sehr wohl gibt es Unterschiede in den Kosten. Diese liegen aber, nach unserer Effektivkostenanalyse zu urteilen, bei einem Großteil der Tarife unter 1,6 Prozent.“
Vor allem die steuerliche Behandlung werde in dem FRV-Test nicht ausreichend herausgestellt, kritisiert der IVFP-Geschäftsführer. „So zeigt der Test-Bericht auf, dass im untersuchten Modellfall der kostenlose ETF-Sparplan 27 Prozent mehr Vermögen erzielt als eine Fondspolice. Gerade bei längeren Ansparzeiträumen und bei Umschichtungen – ob freiwillig oder unfreiwillig – wird die Abgeltungssteuer im Depotmodell die Rendite aber deutlich schmälern.“
„Kosten sind nicht das einzige Kriterium"
„Die Kosten sind zweifellos ein wichtiges Kriterium – aber nicht das einzige“, resümiert Michael Hauer. „Eine faire Bewertung von Rentenversicherungen muss die Leistungen, die Flexibilität und die Bedürfnisse unterschiedlicher Kundengruppen gleichermaßen berücksichtigen. Insbesondere bei einem Vergleich mit ETF-Sparplänen dürfen die steuerlichen Aspekte nicht außen vorgelassen werden. Wir beim IVFP betrachten in unseren Ratings über 100 Kriterien – Stiftung Warentest dagegen weniger als 20. Das zeigt: Eine ganzheitliche Bewertung braucht mehr als nur den Blick auf Effektivkosten.“