Klimaneutralität bis 2050

So unterschiedlich sind die Nachhaltigkeitsstrategien der Versicherer

Die Versicherer befinden sich alle auf dem Weg zu mehr Klimaneutralität in ihren Kapitalanlagen. Allerdings gibt es Unterschiede, wie das für das Jahr 2050 vereinbarte Ziel erreicht werden soll.

Author_image
12:04 Uhr | 17. April | 2024
Fossile Brennstoffe produzieren viel CO2.

Versicherer wollen bis 2050 klimaneutral werden.

| Quelle: CO2

Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche meldete die R+V Versicherung, dass sie ihren CO2-Fußabdruck in der Kapitalanlage in den vergangenen vier Jahren um mehr als 20 Prozent gesenkt hat. Bis 2030 sollen es dann 40 Prozent weniger sein als 2019 und bis 2050 möchte der Versicherer klimaneutral werden. Damit reduzierte die R+V ihre Emissionen um 32 Tonnen auf 128 Tonnen CO2 je Million investiertem Euro. Klingt erstmal gut, aber ist es das auch?

Rendite bleibt wichtig

Das umfangreiche Kapitalanlageportfolio der R+V (Anlagevolumen von rund 120 Milliarden Euro) nachhaltiger zu gestalten, sei ein anspruchsvolles Unterfangen, so die R+V. Denn die Kapitalanlagen müssen weiterhin eine gute Rendite erzielen. Aus dem Anlageuniversum werden jedoch einige Investments ausgeschlossen. Dazu gehören laut Homepage Waffensysteme und Finanzprodukte für Agrarrohstoffe (Lebensmittelspekulation). Ausschlüsse für Kohle-, Öl- und Gasunternehmen finden sich dort derzeit nicht explizit genannt, wie es zum Beispiel die Zurich unlängst verkündet hatte.

Im Vergleich zu anderen, hat die R+V noch Potenzial

„Die R+V schließt Unternehmen aus ihrem Anlageuniversum aus, die mindestens 30 Prozent ihres Umsatzes aus der Förderung, Aufbereitung und Verwendung von Kohle generieren. Die Ausschlusskriterien der R+V gelten für alle Anlageklassen – insbesondere Aktien, Zinspapiere, Darlehen und Immobilien – auf die die Portfoliomanager der R+V einen direkten Einfluss besitzen. Diesen Ausschluss bezüglich Kohle haben wir im Rahmen der Produkt- und unternehmensbezogenen Offenlegung sowie in unseren Nachhaltigkeitsberichten veröffentlicht“, sagt die R+V auf procontra-Nachfrage.

„Die Reduktion um mehr als 20 Prozent des CO2-Fußabdrucks in der Kapitalanlage, die R+V berichtet, ist erst einmal positiv, wie auch eine Erhöhung auf 40 Prozent Reduktion bis 2030“, bewertet Regine Richter von Urgewald, dem deutschen Kampagnenpartner der Insure our Future-Initiative, diese Zahlen. Allerdings im Vergleich zu anderen Versicherern sei da noch viel Luft bei der R+V.

Gemeinsames Fernziel von 2025

Dazu entgegnet die R+V, dass sie sich „wissenschaftlich fundierte, individuelle Klimaziele gesetzt“ habe. „Das gemeinsame Fernziel ist die Klimaneutralität unserer Kapitalanlagen im Jahr 2050. Die Pfade, die zu diesem Fernziel führen, müssen nicht komplett deckungsgleich sein.“ Zudem könne der Unterschied zu anderen Versicherern durch die Auswahl des externen Datenanbieters und anderen methodischen Faktoren bedingt sein. Der Berechnungsansatz der R+V sei eher konservativ angelegt.