InsurTechs mit BaFin-Lizenz

Neoversicherer haben weiterhin kaum Marktanteile in Deutschland

Sieben InsurTechs haben es seit 2017 zu einer BaFin-Lizenz gebracht. Doch ihr Marktanteil ist immer noch verschwindend gering und die Aussichten verdunkeln sich für sie zunehmend.

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14:02 Uhr | 09. Februar | 2023
Neoversicherer haben weiterhin kaum Marktanteile in Deutschland

Disruption? Fehlanzeige! Bislang ist der Marktanteil der Neoversicherer nach Beitragseinnahmen gegenüber den etablierten Anbietern verschwindend gering.

| Quelle: Gearstd

InsurTechs sind hierzulande stets mit großen Ambitionen angetreten. Immer wieder war von disruptiven Geschäftsmodellen die Rede, die die „Old Economy“ bald alt aussehen lassen werden. Doch zumindest im Bereich der Neoversicherer, also InsurTech-Startups, die eine BaFin-Lizenz für den Versicherungsbetrieb erhalten haben, konnten diese Ambitionen noch nicht verwirklicht werden.

Das besagt eine aktuelle Auswertung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Für dessen „Insurance Flash“-Ausgabe 02/2023 hat GDV-Mitarbeiterin Dr. Anja Theis die vergangenen fünf Jahre Neoversicherer-Aktivität ausgewertet. Betrachtet wurden dabei nur Nicht-Lebensversicherer. Zwar seien deren verdiente Beitragseinnahmen in den Jahren 2017 bis 2021 von nahezu null mit großen Schritten auf etwa 50 Millionen Euro jährlich angewachsen. Verglichen mit den Gesamtbeitragseinnahmen der Nicht-Lebensversicherer unter BaFin-Aufsicht des Jahres 2021 (rund 140 Milliarden Euro) beträgt der Marktanteil der Neoversicherer aber lediglich 0,03 Prozent.

Neoversicherer brauchen langen Atem

Zwar sei die prämienseitige Entwicklung der wenigen Neoversicherer beachtlich. Laut Theis würden aber selbst erfolgreiche Startups im Versicherungsbereich einen längeren Zeitraum benötigen, um signifikante Marktanteile zu erlangen. Dafür ursächlich seien der Langfristcharakter des Versicherungsgeschäfts, der hohe Zeitbedarf zum Aufbau eines Kundenstamms, die hohen Hürden zur Erlangung einer BaFin-Zulassung und nicht zuletzt der intensive Wettbewerb, der zuletzt zu stärkeren Konsolidierungstendenzen geführt hat.

Positiv hebt der Bericht die Anzahl der Neuzulassungen von InsurTech-Startups als Versicherer hervor. In den Jahren 2017 bis 2022 hätten 14 Versicherer eine BaFin-Lizenz erhalten, davon sieben aus dem InsurTech-Bereich (sechs Schaden-/Unfall- und ein privater Krankenversicherer). Insgesamt seien derzeit 128 Insurtech-Startups auf dem deutschen Markt aktiv. Die meisten davon würden sich aber auf einzelne Bereiche der Wertschöpfungskette beschränken und die Zusammenarbeit mit etablierten Anbietern suchen.

InsurTech-Investitionen brechen ein

Das hängt auch damit zusammen, dass die Spielwiese für die jungen Wilden etwas kleiner, das Gras weniger saftig geworden ist. In Zeiten der Zinswende ziehen sich Investoren etwas zurück, zeigen weniger Risikoappetit. Das bestätigt auch der aktuelle Global InsurTech Report des Rückversicherungsmaklers Gallagher Re. Demnach ist das weltweite InsurTech-Finanzierungsvolumen im vierten Quartal 2022 um 57 Prozent gegenüber dem Vorquartal zurückgegangen. Sie betrug nur noch 1,01 Milliarden US-Dollar, was den niedrigsten Stand seit dem ersten Quartal 2020 bedeutet. Auch die Anzahl an Investorendeals sank mit 106 auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren.

Dem Report zufolge floss zwar im ganzen Jahr 2022 mit 574,09 Millionen Dollar das dritthöchste Investitionsvolumen nach Deutschland (hinter den USA und UK). Da davon aber allein 400 Millionen Dollar an Wefox gingen – der höchste Einzeldeal 2022 weltweit – blieb relativ wenig für die anderen Insurtechs übrig. Entsprechend groß ist deshalb die Aufmerksamkeit auf das Berliner Unternehmen, das bislang nie müde wurde, die eingangs betonten großen Ambitionen zu betonen. Die jüngsten Meldungen über einen zumindest phasenweise merklichen Stellenabbau bei Wefox unterstreichen diese aber nicht gerade.