Gothaer-Barmenia-Finanzholding

Fusion könnte in einem Jahr abgeschlossen sein

Die geplante Barmenia-Gothaer-Finanzholding soll paritätisch agieren, das Machtverhältnis unter beiden Versicherern gleichmäßig aufgeteilt werden. Hinsichtlich der Beteiligungsquote könnte es zu einem „leichten Überhang“ bei der Gothaer kommen.

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14:10 Uhr | 02. Oktober | 2023
In einem Jahr könnte die Fusion abgeschlossen sein

Gothaer-Chef Oliver Schoeller rechnet damit, dass die Fusion mit der Barmenia im dritten Quartal nächsten Jahres abgeschlossen sein wird.

| Quelle: procontra

Klappt es tatsächlich mit dem Schulterschluss zwischen Barmenia und Gothaer wäre die neue Holding gemessen an den Prämieneinahmen der zehngrößte deutsche Versicherer. Vor über einem Jahr haben beide Unternehmen bereits die Gespräche über die Fusion aufgenommen. Firmensitz der neuen Barmenia-Gothaer-Finanzholding soll Köln sein, wo auch die Hauptverwaltung der Gothaer ihr Geschäft steuert. Die Gothaer Versicherungsbank und die beiden Versicherungsvereine der Barmenia sollen zu Aktionären der Holding werden.

Als Grund für den Zusammenschluss nannte Gothaer-Chef Oliver Schoeller den anhaltenden Krisenmodus, in dem sich die Wirtschaft seit der Pandemie und dem sich anschließenden Ukraine-Krieg befindet. „Inflation und Zinserhöhungen – das alles fordert die Versicherer. Deshalb wollen wir uns breiter und diversifizierter aufstellen“, sagte Schoeller gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger.

Erneut machte er deutlich, dass es sich nicht um eine Übernahme handelt, sondern um eine gleichrangige Partnerschaft, in der sich das private Krankenversicherungsgeschäft der Barmenia und das Gothaer Lebens- und Kompositgeschäft mit Fokus auf Gewerbe ergänzen sollen. Die Stimmrechte zwischen beiden Versicherern sollen gleichmäßig aufgeteilt sein.

Höhere Attraktivität für Fachkräfte

Während Werner Görg, Aufsichtsratsvorsitzender der Gothaer, an der Spitze des Aufsichtsrats der neuen Finanzholding stehen soll, wird Josef Beutelmann, Aufsichtsratsvorsitzender der Barmenia, sein Stellvertreter. Zudem ist eine Doppelspitze bestehend aus Andreas Eurich, Barmenia-Vorstandsvorsitzender, und Oliver Schoeller, Gothaer-Vorstandsvorsitzender, als gleichberechtigte Co-Vorstandsvorsitzende geplant. Insgesamt hätte die Finanzholding aktuell zehn Vorstände – das soll aber nicht so bleiben, die Anzahl soll „deutlich“ zurückgehen.

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Der Gothaer-Chef verspricht sich von dem Schritt auch, durch zwei Standorte für Fachkräfte attraktiver zu werden. Außerdem wollen man gemeinsam in die IT und künstliche Intelligenz investieren, um Kundenmanagement und elektronische Patientenakte voranzutreiben. „Wir verbinden mit dem Zusammenschluss Kostenziele, aber keine Einsparziele. Im Klartext, es wird kein Sparprogramm geben“, sagt Werner Görg, Aufsichtsratsvorsitzender der Gothaer, gegenüber der Tageszeitung. So solle es nicht zu Entlassungen kommen, die Unternehmen haben ihren Beschäftigten eine dreijährige Beschäftigungsgarantie gegeben.

Derzeit prüfen beide Versicherer weitere Schritte und führen Unternehmensbewertungen durch. Diese sollen die Grundlage für die Beteiligungsquote der Unternehmen bilden. „Hier könnte sich ein leichter Überhang der Gothaer Gruppe ergeben“, so Grög. Auf Nachfrage wollte sich das Unternehmen zu den genauen Beteiligungsverhältnissen nicht äußern. "Weitere Details werden erst in den nächsten Monaten feststehen“, heißt es.

Haben sich beide Versicherer geeinigt, steht die Prüfung des Deals durch Kartellamt und BaFin aus. Anschließend müssen noch die Mitgliedervertretungen von Barmenia und Gothaer zustimmen. „Wir rechnen mit einem Vollzug im dritten Quartal 2024“, so Schoeller.