GDV-Naturgefahrenreport

180 Millionen Euro Wohngebäudeschäden durch Elementarrisiken im vergangenen Jahr

Im Vergleich zum schadenträchtigen Jahr 2021 mit Schäden in Höhe von fast elf Milliarden Euro konnten die Wohngebäudeversicherer im vergangenen Jahr etwas aufatmen. Eine Bestandsaufnahme

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16:10 Uhr | 17. Oktober | 2023
180 Millionen Euro Wohngebäudeschäden durch Naturgefahren in 2022

Naturkatastrophen haben die deutschen Versicherer in den vergangenen 50 Jahren über 200 Milliarden Euro gekostet.

| Quelle: Grafner

Naturkatastrophen haben die deutschen Versicherer in den vergangenen 50 Jahren über 200 Milliarden Euro gekostet. „Zusammengerechnet lag der entsprechende Schadenaufwand der Sach- und Kfz-Versicherer von 1973 bis 2022 bei genau 233 Milliarden Euro“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Der Klimawandel und die dadurch zunehmenden Schadenereignisse seien nicht nur eine ökologische, sondern auch eine wirtschaftliche Herausforderung.

Der Verband hat die Daten der Versicherer zu Naturgefahrenschäden gesammelt und für die einzelnen Bundesländer sowie die Sparten Sachversicherungen und gesondert Kfz zusammengetragen. Demnach meldeten die Versicherer für das vergangenen Jahr insgesamt vier Milliarden Euro Schäden durch Naturgefahren in beiden Sparten, davon zahlten die Sachversicherer 3,1 Milliarden Euro für Schäden an Wohngebäuden, Hausrat, in Industrie und Gewerbe sowie Landwirtschaft. Während 2,7 Milliarden Euro für Sturm- und Hagelschäden aufgebracht werden mussten, waren es 400 Millionen Euro für Elementarschäden. Insgesamt 900 Millionen Euro hatten die Kfz-Versicherer zu blechen, davon machten lediglich zehn Millionen Euro Überschwemmungsschäden aus, 890 Millionen Euro mussten für die rund 280.000 Sturm- und Hagelschäden aufgewendet werden.   

Die Grafik zeigt eindrucksvoll, dass die Schadensummen in der Wohngebäudeversicherung seit 2003 kontinuierlich angestiegen sind. So hat das Jahr 2021, in dem auch das Unwetter Bernd verheerende Schäden angerichtet und zahlreiche Menschenleben gekostet hat, auch die Wohngebäudeversicherer schwer getroffen. Der Aufwand lag bei insgesamt 10,6 Milliarden Euro, wovon 4,3 Milliarden für Elementarschäden gezahlt worden sind. Das war die höchste Summe, die die Gesellschaften seit 1999 für Schäden durch Naturgefahren aufbringen mussten. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr lag der Schadenaufwand in der Wohngebäudeversicherung insgesamt bei 7,67 Milliarden Euro, Elementarschäden machten mit 180 Millionen Euro einen geringen Anteil aus.

180 Millionen Euro Wohngebäudeschäden durch Naturgefahren in 2022

Zwischen 2003 und 2022 war das Jahr 2021 das schadenträchtigste für die Wohngebäudeversicherer.

| Quelle: GDV

Im Jahr 2021 machten Elementar- und Leitungswasserschäden mit jeweils einem Drittel der Gesamtsumme das Gros des Aufwands aus. Durchschnittlich sind es über die Jahre betrachtet mit 49 Prozent hingegen vor allem Leitungswasserschäden, die zu Buche schlagen. Sturm- und Hagel machen im Durchschnitt zwischen 2003 und 2022 ein Fünftel (22 Prozent) des Gesamtschadenaufwands aus, dicht gefolgt von Feuerschäden (19 Prozent) und lediglich acht Prozent Elementarschäden.

Der schadenreichste Monat hinsichtlich Elementarschäden war im vergangenen Jahr mit 40 Millionen Euro der September. Die geringsten Schäden verzeichneten die Versicherer im Dezember.

Von Starkregenereignissen am meisten betroffen war zwischen 2002 und 2021 Nordrhein-Westfalen. Doch auch in Berlin und im südöstlichen Bayern ist die Schadenhäufigkeit erhöht. Wenig verwunderlich: Nordrhein-Westfahlen stand 2021 an der Spitze in puncto Schadenhäufigkeit. In Brandenburg, Berlin und Mecklenburg-Vorpommern wurden prozentual die wenigsten Elementarschäden gezählt. 

Starkregen

Von Starkregenereignissen am meisten betroffen ist zwischen 2002 und 2021 Nordrhein-Westfahlen. Doch auch in Berlin und im südöstlichen Bayern ist die Schadenhäufigkeit erhöht.

| Quelle: GDV

Die Ereignisse haben ihre Spuren hinterlassen: So ist die Versicherungsdichte in der Elementarversicherung für Wohngebäude 2022 auf einen vorläufigen Rekord von 52 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: 2002 lag die Abdeckung noch bei 18.6 Prozent. Am höchsten ist sie mit 94 Prozent in Baden-Württemberg. Hier waren bis 1994 Hausbesitzer verpflichtet, sich nicht nur gegen Feuer-, Leitungswasser-, Sturm- und Hagelschäden zu versichern, sondern auch gegen Überschwemmungen, Hochwasser und Starkregen. Viele haben den Schutz nicht gekündigt. In Nordrhein-Westfalen liegt die Dichte immerhin noch bei 56 Prozent und damit über dem bundesweiten Durchschnitt von 52 Prozent. Schlusslicht bildet Bremen mit einer Versicherungsdichte von nur 32 Prozent. Seit 2007 ist der bundesweite Durchschnitt deutlich angestiegen: von 41 Prozent auf voraussichtlich 52 Prozent in 2022.

Für dieses Jahr hat der GDV kürzlich eine leichte Entwarnung vermeldet: Laut Halbjahresbilanz haben Naturgefahren in den ersten sechs Monaten 2023 versicherte Schäden von rund 1,9 Milliarden verursacht. Davon entfielen rund anderthalb Milliarden Euro auf Schäden an Häusern, Hausrat, Gewerbe- und Industriebetriebe und weitere Naturgefahren. Der Verband sprach entsprechend von einem Halbjahr mit „leicht unterdurchschnittlichen Schäden“. Auf die Sachversicherer entfielen 250 Millionen Euro für Sturm- und Hagelschäden, 140 Millionen Euro wurden für Schäden durch Starkregen und Überschwemmungen gezahlt.