Duell nach Grafitti-Schaden

Fußballgipfel in München - Das Wunder von Bernd

"El Insurico", so hatten geistreiche Kommentatoren das Fußballspiel zwischen der Bayerischen Versicherung und der Versicherungskammer Bayern getauft. Es wurde ein mitreißendes Duell, dessen Wirkung weit über den Platz hinausgeht. Die Eindrücke

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12:07 Uhr | 30. Juli | 2025
Fußballspiel zwischen der Bayerischen und der Versicherungskammer

80 Minuten echte Gefühle - die Partie zwischen der Versicherungskammer und der Bayerischen war wohl ohne Übertreibung das fußballerische Highlight innerhalb der Versicherungsbranche in diesem Jahr.

| Quelle: procontra

Es war der Sieg klein gegen groß, David gegen Goliath, 1860 gegen Bayern München. Oder aber: der Bayerischen Versicherung gegen die Versicherungskammer Bayern. 2 zu 0 besiegte die Truppe um Kapitän Bernd Häfele den großen Kontrahenten an diesem Dienstagabend beim ersten „El Insurico“ – dem ersten großen Versicherungs-Derby im deutschen Fußball.

Bayerische-Vorstand Martin Gräfer hatte vor dem Duell bewusst tiefgestapelt, die Favoritenrolle klar dem Gegner aus Giesing zugewiesen. Das kann natürlich reine Taktik sein: Wer als Underdog agiert, kann befreit aufspielen, während auf dem Gegner eine Erwartungshaltung lastet. „Die Versicherungskammer hat zwölfmal so viel Mitarbeiter und dreimal so viele Vorstände wie wir“, wischte Gräfer vor dem Spiel sämtliche Fragen nach taktischen Spielereien zur Seite, um dann einzuwerfen: „Allerdings haben wir die gleiche Anzahl Spieler.“

Fußballplatz statt Gericht

Keiner Spielerei, vielmehr einer Schmiererei war es zu verdanken, dass sich an diesem regnerischen Julitag insgesamt 22 Spieler von zwei verschiedenen Münchener Versicherern gegenüberstanden. Im April pinselten Fans von 1860 München einen Schriftzug an ein Gebäude der Versicherungskammer in der Münchener Maximilianstraße. Dazu muss man wissen: Die 60er werden gesponsert von der Bayerischen. Also dem Münchener Lokalrivalen, dem sich die Versicherungskammer vor einigen Jahren noch vor Gericht gegenübersah, als man sich um den Namen „die Bayerische“ stritt.

Dass sich die beiden Versicherer diesmal nicht vor Gericht, sondern auf dem Platz gegenüberstanden, ist vor allem den jeweiligen Social-Media-Managerinnen der beiden Versicherer zu verdanken, die sich nach dem Grafittischaden einen munteren Schlagabtausch in den sozialen Netzen lieferten. Letztlich ging es um die Frage, welchem der beiden Versicherer mehr Liebe zukommt. Eine Frage, die prinzipiell nur auf dem Platz ausgetragen werden kann. Bemerkenswert hierbei: Während in den sozialen Medien häufig gehetzt, beleidigt und gespalten wird, schafften es die Social-Media-Teams hier, etwas Verbindendes zu schaffen.

Das war das El Insurico

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22 Freunde müsst ihr sein

Ein Spiel, das verbindet: Trotz erbittertem Duell ging man nicht als Kontrahenten, sondern als Kollegen vom Platz.

800 Fans haben Karten für dieses verbindende Ereignis bekommen – jeweils 400 von der Bayerischen sowie von der Versicherungskammer. Oder aber „zwei Drittel unserer Mitarbeiter und fünf Prozent der VKB-Mitarbeiter“, machte Gräfer noch einmal die unterschiedlichen Größenverhältnisse klar.

Dass mit der Größe des Unternehmens auch gleich die Favoritenrolle einhergeht, will VKB-Vorstand Andreas Kolb so nicht stehen lassen. „Natürlich ist es auf den ersten Blick ein Duell klein gegen groß, aber am Ende ist im Fußball entscheidend, wer die meisten Tore schießt“, seppherbergerte er.

Eingespielt gegen neu formiert

Dennoch: Für die VKB spricht auch ihre Eingespieltheit. Seit 1927 hat das Unternehmen einen Betriebssportverein, die Mannschaft spielt in der Kreisliga im Münchener Firmen- und Behörden-Fußball. Erst in der vergangenen Woche wurde die Mannschaft der Stadtwerke München mit 5:0 vom Platz geledert. Bei der Bayerischen musste eine Mannschaft erst einmal neu aus der Taufe gehoben werden. Nur 2 Monate, um sich als Mannschaft zu finden, kann schon als ambitioniert bezeichnet werden.

Im anfänglichen Fritz-Walter-Wetter ist von fehlender Abstimmung aber nichts zu sehen: Die Bayerische dreht auf und kommt prompt zu guten Chancen. Und in der 18. Minute klingelt es dann tatsächlich im Kasten der VKB, als Lazar Cavnic den Ball über die Linie drückt. Auf der Tribüne wird gefeiert (zumindest beim einen Teil der Besucher), auf dem Platz um jeden Ball gekämpft. Ein lauer Sommerkick? Von wegen! Womöglich hängt die hohe Einsatzbereitschaft bei der Elf der Bayerischen mit einem Versprechen ihres Vorstands zusammen. Gräfer hatte vor der Partie noch verkündet: „Sollten wir 5 zu 0 gewinnen, fliegt die ganze Mannschaft nach Mallorca.“

Tatsächlich gelingt Kapitän Bernd Häfele in der 55. Minute das zwei Tor für den selbsterklärten Außenseiter. Ein klassischer Abstauber, wen kümmerts. Der Underdog führt. Das Wunder von Bernd nimmt immer mehr Gestalt an. Und die Bayerische lässt sich diese Führung trotz später Druckphase der VKB-Truppe auch nicht mehr nehmen. Trotz der Niederlage geht auch ein Wunsch von VKB-Vorstand Kolb in Erfüllung. „Ich wünsche mir in erster Linie ein faires Spiel“, hatte er vor der Partie gesagt. Und das hatte er trotz allen Ehrgeizes und mancher Härte auf dem Platz auch bekommen.

Das Spiel ist letztlich jedoch mehr als 80 Minuten echte Gefühle (hierzu hatte man sich aus konditionellen Gründen entschieden), blaue Flecken und elegante Steckpässe. Es ist Ausdruck, dass die oft auch zu Recht als verstaubt und bieder wirkende Versicherungsbranche auch anders kann: leidenschaftlich, locker, humorvoll, ehrgeizig, doch immer fair und freundschaftlich. Und darum kann man nur hoffen, dass dieses Spiel eine Fortsetzung bekommt. Es hätte sie auf jeden Fall verdient.