Wie der Poolmarkt in Bewegung gerät

Mit Blau Direkt und WIFO vereinen zwei weitere Pools ihre Kräfte. Weitere Kooperationen sind wahrscheinlich – denn der Konsolidierungsdruck dürfte in Zukunft weiter zunehmen.

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13:02 Uhr | 07. Februar | 2020
Maklerpools wollen kooperieren

Die Maklerpools Blau Direkt und WIFO wollen in Zukunft miteinander kooperieren. Bild: blau direkt

Neue Bewegung auf dem Pool-Markt: Die Maklerpools Blau Direkt und WIFO wollen in Zukunft an einem Strang ziehen und ihre Kräfte bündeln. Das teilten beide Unternehmen am Donnerstag mit.

Die Zusammenarbeit soll sämtliche operative Abteilungen beider Häuser umfassen. Rechtlich bleiben beide Unternehmen hingegen eigenständig: Der Zusammenschluss beinhalte keine Veränderung der Eigentümerstrukturen, teilten die Unternehmen mit.

„Wer sich entscheidet seine Schrebergärten zu einem gemeinsamen Garten zusammenzulegen und diesen gemeinsam zu bewirtschaften, muss deshalb nicht heiraten und die Schlafzimmer zusammenlegen“, begründete Blau-Direkt-Chef Oliver Pradetto diese Entscheidung.

Um im Bild zu bleiben: Im gemeinsamen Garten können die bei Blau Direkt angeschlossenen Vermittler durch die Kooperation Zugriff auch das Feld mit den den Wifo-Deckungskonzepte im Gewerbe-Bereich beackern dürfen.. Auch soll die Unterstützung im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge ausgebaut werden, unter anderem durch Zugriff auf die Online-Beratungssoftware von Wifo. Deren Vermittler sollen von einer verbesserten IT-Unterstützung profitieren.

Digitalisierung treibt Kooperationen

Seit einigen Jahren sieht sich die Poolbranche zahlreichen Herausforderungen ausgesetzt. Vor allem die Digitalisierung zwingt die Unternehmen zu hohen Investitionen, um den angeschlossenen Vermittlern die gewünschten digitalen Services bieten zu können, wie auch Blau-Direkt-Chef Pradetto auf procontra-Nachfrage bestätigt: „Aktuell kommen die Pools und Vertriebe noch gut allein zurecht. Es ist jedoch vorauszusehen, dass die Digitalisierung die Verhältnisse radikal ändern wird. Das hängt mit den Kundenbedürfnissen zusammen, die mehr und mehr neue Services positiv erfahren und diese dann auch erwarten.“

Auch andere Pools hatten in der jüngeren Vergangenheit aus diesem Grunde bereits Kooperationen vereinbart: So hatte beispielsweise im Sommer 2017 die Hamburger Maklerpools Netfonds und maxpool bekannt gegeben, zukünftig bei der IT-Entwicklung zusammenarbeiten zu wollen.

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Dass diese Konsolidierungs- bzw. Kooperationswelle mit dem Zusammenschluss von Blau Direkt und WIFO ein Ende gefunden hat, ist unrealistisch. Im Gegenteil. Laut Pradetto werden in den nächsten Jahren fast zehn Milliarden Euro in den Markt fließen, um auf Investorenseite Vertriebseinheiten zusammenzukaufen. Hinzu kommt der mögliche Markteintritt von IT-Giganten wie Amazon oder Ping An. „Diese werden nochmal ein ganz anderes Ausmaß an Konsolidierungsdruck entfachen“, ist Pradetto überzeugt.

An Kooperationen führe aus diesem Grunde kein Weg vorbei: „Wer heute King of Kotelett ist, könnte morgen Marktverlierer sein. Kein Unternehmen im deutschen Markt hat die Kraft, es alleine zu schaffen.“

Der Zusammenschluss von Blau Direkt und WIFO mache die beiden zu „einer ernstzunehmenden Größe“, erklärte Branchenexpertin Sabine Brunotte gegenüber procontra (siehe Interview). Beide Unternehmen setzen mit Lebens-, Kranken- und Kompositversicherungen die dieselben Geschäftsfelder und kamen 2018 auf einen gemeinsamen Umsatz von rund 66 Millionen. In der aktuellen Maklerpool-Hitliste des Branchenmagazins Cash würde dies den sechsten Platz aller Pools in Deutschland bedeuten.

Kooperation statt Übernahme

Dass die beiden Unternehmen dabei den Weg einer Kooperation wählen und keine Übernahme stattfindet, mache dabei durchaus Sinn, findet Brunotte. „Übernahmen kosten Geld, das meist an anderer Stelle dringend gebraucht wird. Warum also eine Übernahme, wenn man auch kooperieren kann?“ Auch für andere Pools würden Kooperationen dieser Art durchaus Sinn ergeben – vor allem für mittlere und kleine Häuser.

Ob es auch bei Blau Direkt zu weiteren Kooperationen kommt, bleibt abzuwarten. Im vergangenen Sommer geisterte das Gerücht durch die Branche, dass der Münchener Pool Jung, DMS & Cie den Lübecker Konkurrenten aufkaufen wollte. Einen Kauf durch die Münchener hatte Pradetto damals gegenüber procontra verneint, allerdings betont, dass es Gespräche mit JDC zu einer Kooperation gebe.

Gefragt nach dem Stand dieser Kooperationsgespräche gab sich Pradetto ausweichend: „Wir schätzen die Kollegen von JDC sehr, bewundern deren KnowHow um eine börsenwert-orientierte Unternehmensführung. Umgekehrt sind wir mehr die Arbeiter, die gern einfach mal operativ wegräumen, was anfällt. Das könnte sich hervorragend ergänzen, führt aber auch zu unterschiedlichen Denkwelten. Insofern sind wir immer latent im Gespräch, ums uns anzunähern und von den Kollegen zu lernen.“

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