Versicherungsbetrug: Mehr Fälle durch hohe Inflation?

Die Zurich in Großbritannien stellt deutlich mehr Betrugsfälle in diesem Jahr fest. Als Grund gelten die stark steigenden Lebenshaltungskosten. Ist eine ähnliche Entwicklung auch in Deutschlandzu registrieren?

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13:07 Uhr | 21. Juli | 2022
Versicherungsbetrug Bild: RichVintage

Die Zurich stellt in Großbritannien deutlich mehr Versicherungsbetrugsfälle vor. Als Grund gelten die steigenden Lebenshaltungskosten. Bild: RichVintage

Die steigenden Lebenshaltungskosten führen in Großbritannien zu einem starken Anstieg von Versicherungsbetrugsfällen. Das meldet die BBC und bezieht sich dabei auf Zahlen der britischen Tochter der Zurich Versicherung.  

Diesen zufolge hat der Versicherer in den ersten fünf Monaten dieses Jahres Betrugsfälle mit einem potenziellen Schaden in Höhe von 4,2 Millionen Pfund identifiziert. Das seien 25 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum.  

Besonders häufig meldeten Betrüger dabei gestohlenen Schmuck beziehungsweise beschädigte oder gestohlene Smartphones und Fernsehgeräte. Die durchschnittliche Schadenhöhe bei den Betrugsversuchen lag bei 8.800 Pfund.  

Mancher Betrüger macht Aufklärung leicht

Bei Versicherungsbetrügereien wird in der Regel von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen. In manchen Fällen machten es die Betrüger den Versicherern allerdings leicht, die Schadensmeldung als hanebüchen zu identifizieren. So berichtet die Zurich UK von einem Fall, in dem ein Mann insgesamt 1.000 Euro für sein frisch gestohlenes Fahrrad kassieren wollte. Die Police hatte er eine knappe halbe Stunde vorher gekauft. Blöd nur: Videoaufnahmen zeigte, wie der Dieb gut 45 Minuten vor Abschluss der Police das Fahrrad abtransportierte.  

Ein anderer Versicherungskunde wollte Geld für seinen Teppich wiederbekommen. Dieser sei durch ein Haarglätteisen angesengt worden. Die gleiche Schadensanzeige hatte er jedoch ein Jahr zuvor bei seinem früheren Versicherer eingereicht. Der Schwindel flog auf.  

Auch in Deutschland sind die Lebenshaltungskosten zuletzt aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine deutlich gestiegen. Die Stimmung der Verbraucher rutschte zuletzt auf ein neues Rekordtief, mehr als jeder zehnte Deutsche will einer Umfrage zufolge in Zukunft bei seinen Versicherungsausgaben sparen. Doch herrschen auch hier britische Verhältnisse, wenn es um Versicherungsbetrug geht?

Entwicklung in Deutschland

Bei der Zurich in Deutschland kann man eine solche Entwicklung bislang nicht feststellen, erklärte eine Sprecherin auf procontra-Nachfrage. Auch beim Branchenverband GDV ist ein Anstieg derlei Schadenfälle bislang nicht feststellbar. „Wir werden weiterhin beobachten, ob es unter dem Einfluss von Inflation und einer möglichen Rückkehr der Pandemie zu Änderungen beim Aufkommen dubioser Schäden kommt“, sagte eine Sprecherin.  

Dass Einkommensverluste zu Betrügereien animieren können, zeigte erst vor Kurzem die Corona-Pandemie. So vermeldete die Allianz im vergangenen Jahr eine deutliche Zunahme von Wasserschäden bei Gewerbekunden, bei der häufig die aufgrund des Lockdowns nicht verkäufliche Saisonware zerstört wurde. Auch in der allgemeinen Haftpflichtversicherung stieg die Zahl dubioser Schadenmeldungen um 20 Prozent an, in der Kfz-Versicherung um zehn.  

Die Versicherungsbranche schätzt, dass durch Betrügereien pro Jahr ein Schaden in Höhe von fünf Milliarden Euro verursacht wird.