Versicherer fordern mehr Druck auf Verkehrssünder

2021 wurde der Bußgeldkatalog für Verkehrssünder überarbeitet – doch die Effekte aufs Fahrverhalten fallen aus Sicht der Versicherer zu gering aus. Sie sprechen sich nun für weitergehende Reformen aus.

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12:12 Uhr | 21. Dezember | 2022
Verkehr

Die Unfallforschung der deutschen Versicherer fordert von der Politik eine Überarbeitung des Bußgeldkatalogs.

| Quelle: ZU_09

Die deutschen Versicherer drängen die Bundesregierung dazu, stärker gegen Tempo-Sünder vorzugehen. Zu den Forderungen gehört unter anderem, die „Punkte-Grenze“ für Verkehrsverstöße herunterzusetzen sowie ein Verbot von Radarwarn-Apps. Die entsprechenden Forderungen präsentierte am Dienstag die Unfallforschung des Gesamtverbands der deutschen Versicherer (UDV).  

So habe eine Studie ergeben, dass die Eintragung eines Punktes im Flensburger Fahreignungsregister eine weitaus größere Wirkung auf das Fahrverhalten der Menschen habe als ein höheres Bußgeld. Im vergangenen Jahr war der überarbeitete Bußgeldkatalog in Kraft getreten, der deutlich höhere Strafen für Verkehrssünder vorsieht. Wer jetzt beispielsweise innerorts die Geschwindigkeit um 11 bis 15 km/h überschreitet, wird mit 50 statt wie zuvor 25 Euro zur Kasse gebeten. Wer einen noch stärken Bleifuß aufweist und bis zu 20 km/h zu schnell unterwegs ist, zahlt mittlerweile eine Buße in Höhe von 70 statt wie bisher 35 Euro.  

Höhere Bußgelder ändern wenig am Fahrverhalten

Die höheren Bußgelder tun zwar weh, ändern laut Studie, für die rund 1.000 Autofahrer befragt wurden, aber wenig am Fahrverhalten. So sagten 57,4 Prozent der Befragten, dass die Verschärfung des Bußgeldkatalogs nicht dazu führe, dass sie Geschwindigkeitsbegrenzungen häufiger einhalten werden. Würde allerdings zusätzlich zum Bußgeld noch ein Punkt in Flensburg drohen, scheint die überwältigende Mehrheit bereit, sich ans vorgeschriebene Tempo auch zu halten. Nur knapp 12 Prozent gaben an, von einer solchen Maßnahme unbeeindruckt zu bleiben.  

Zusätzlich muss aus Sicht der Versicherer aber die Geschwindigkeit auch häufiger kontrolliert werden.  „Die meisten Kraftfahrer haben im Kopf eine Rechnung aus Entdeckungswahrscheinlichkeit und Bußgeldhöhe. Ist eines von beiden niedrig, ist auch das Produkt niedrig und die Befolgungsrate sinkt“, erläuterte UDV-Chef Siegfried Brockmann.  

Entsprechend kritisch sieht Brockmann den Gebrauch von Radarwarn-Apps. Zusammen mit Hinweisen im Radio oder durch andere Verkehrsteilnehmer werden die Geschwindigkeitsmessungen laut Brockmann zunehmend unwirksam. „Wenn ein Viertel aller Kraftfahrer die Standorte kennen, können sie nicht ihre Sicherheitswirkung entfalten.“ Darum fordert er von Plattform-Anbietern wie Google oder Apple, solche Apps nicht in ihren App-Stores zuzulassen.