Tesla: Mit Vollgas auf den deutschen Versicherungsmarkt
Nachdem im Frühjahr 2021 bekannt wurde, dass Tesla hierzulande einen eigenen Versicherer für seine Elektroautos gründen wolle, wurde nun offenbar Nägeln mit Köpfen gemacht: Die Tesla Insurance Ltd. ist bereits seit dem 11. Februar dieses Jahres beim Amtsgericht Frankfurt/Oder formal in das Handelsregister eingetragen, wie die Tageszeitung "Die Welt" berichtet. Im März vergangenen Jahres hatte der US-Elektroautohersteller über die BaFin eine Zulassung für den deutschen Markt erhalten.
Die nun im Handelsregister eingetragene Adresse gibt Aufschluss über den Ort der Niederlassung des frisch gegründeten Versicherers: Tesla Straße 1, 15537 Grünheide. Dort, wo also demnächst die Batterien produziert und E-Autos vom Band laufen sollen, wird das Autoversicherungsgeschäft hochgezogen.
Allerdings werde der Hauptsitz des Versicherungsunternehmens weiterhin Malta sein, das Tesla zuvor die Erlaubnis zum Geschäftsbetrieb erteilt hatte. Der Grund: Das Unternehmen profitiert einerseits auf diese Weise von den günstigen Steuern des Inselstaats und hat anderseits dadurch überhaupt erst den Fuß durch die Tür bekommen, um auf dem deutschen Markt aktiv sein zu können. In den USA vertreibt Tesla bereits seit drei Jahren Kfz-Policen.
Telematiktarife unabhängig vom Alter
Das besondere an der Versicherung ist nicht allein die Tatsache, dass das Autounternehmen Telematik-Tarife anbieten wird. Vielmehr werden die Fahrzeuge mit unternehmenseigenen Messinstrumenten ausgestattet, die die Daten direkt an den Versicherer liefern sollen. Tesla-Chef Elon Musk hatte bereits verlautbart, nachsichtiges Fahren mit entsprechend günstigeren Prämien honorieren und andere Faktoren wie Alter oder Schadenverlauf bei der Berechnung des Versicherungsbeitrags vernachlässigen zu wollen.
Die Anmeldeunterlagen beim Handelsregister zeigen, laut Welt, wie umfassend das künftige Policen-Angebot sein werde: Haftpflicht-, Kasko-, Unfall und Rechtsschutz sollen im Tesla-Portfolio angeboten werden.
Folgen für den deutschen Kfz-Policen-Markt
Der Absatz von E-Autos nimmt seit Jahren kontinuierlich zu: Während sie vor zwei Jahren noch 6,7 Prozent aller Neuzulassungen ausmachen und damit 2,9 Millionen Pkw, hatte sich ihr Anteil ein Jahr später bereits nahezu verdoppelt. Die Anzahl der Neuzulassungen lag 2021 mit 267.255 bereits deutlich über dem Gesamtwert des Vorjahres (194.163) – mit entsprechenden Auswirkungen auf die Versicherungsbranche.
„Spezieller Versicherungsschutz für Elektro- und Hybridfahrzeuge wird sich durchsetzen und zu einem wichtigen Qualitätskriterium entwickeln“, sagte Michael Franke, Gründer und geschäftsführender Gesellschafter der Ratingagentur Franke und Bornberg gegenüber procontra.
Wer nun glaubt, dadurch könne sich ein neuer Markt für den Kfz-Policen-Vertrieb entwickeln, könnte sich allerdings täuschen: Peter Bieger, der sich als Makler auf die Kfz-Versicherung von E-Autos spezialisiert hat, geht er davon aus, dass er einen Großteil seines Bestandes verlieren wird.
Der Grund: Die Autobauer, wie eben auch Tesla, entwickeln eigene Versicherungskonzepte, die sie direkt an ihre Kunden bringen werden. „Dann bin ich als Makler in vielen Fällen raus“, so Bieger. Sich jetzt noch als Makler auf Kfz-Versicherungen für E-Autos zu spezialisieren, sei nicht ratsam.
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