Nullrendite bei vielen Indexpolicen

Das turbulente Aktienjahr 2020 hinterlässt tiefe Spuren. Tarife mit jährlicher Feststellung der Indexpolice kommen diesmal glimpflicher davon. Makler in Erklärungsnot?

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13:03 Uhr | 05. März | 2021
Die Corona-Pandemie verkompliziert das Geschäft mit Indexpolicen. Bild: Adobe Stock/monsitj

Die Corona-Pandemie verkompliziert das Geschäft mit Indexpolicen. Bild: Adobe Stock/monsitj

Makler, die sich an die Vermittlung von Indexpolicen herantrauen, haben es ohnehin schon nicht leicht. Das Produkt ist komplex und daher beratungsintensiv. Weil die Rendite oft von der Entwicklung bestimmter Aktienindizes abhängt, kommt jetzt bei jeder zweiten von der Ratingagentur Assekurata untersuchten Indexpolice ein weiteres Problem hinzu: null Rendite. Das könnte den einen oder anderen Kunden verärgern. „Während die Börsen in den USA und Europa historische Höchststände markieren, springt für mich nichts raus“, ist ein naheliegender Gedanke.

Eingebautes Sicherheitsnetz

Doch Indexpolicen haben ein Sicherheitsnetz eingebaut, gehen also bewusst wenig Risiken ein. Daher sind sie kein Renditerenner.

„Indexpolicen bieten ein hohes Maß an Sicherheit bei gleichzeitiger Beteiligungsmöglichkeit an den Kapitalmärkten.“Institut für Vorsorge und Finanzplanung

Dass sollten Makler gegenüber ihren Kunden betonen. Alternativ zur Indexpartizipation, in Höhe des mit dem deklarierten Überschusszins des jeweiligen Versicherers multiplizierten Vertragsguthabens des jeweiligen Kunden, kann ein Kunde sein Guthaben auch nur mit dem deklarierten Überschusszins seines Versicherers verzinsen lassen.

Die eine Variante bedeutet etwas mehr Risiko mit der Chance auf zusätzliche Aktienrendite, die andere Variante entspricht einer „sicheren Verzinsung“. Wobei die beiden Deklarationssätze sich auch unterscheiden können, wie die Grafik „Deklarierte Verzinsung von Indexpolicen“ zeigt. Hier taucht ein weiteres Problem auf: Laut Assekurata sinkt die jährlich deklarierte Überschussbeteiligung auch bei Indexpolicen. Zudem gibt es große Unterschiede zwischen den Anbietern. Bei den untersuchten 13 Versicherern reiche die Spanne des deklarierten Überschusszinses von 1,5 (Stuttgarter) über 2 (Allianz) bis hinauf zu gut 3 Prozent (Targo).

Für die Partizipation geschaffen

Auf Anfrage von procontra sagt zum Beispiel ein Sprecher von Volkswohl Bund, dass bei dessen Indexpolice „Klassik modern“ zum Stichtag 1. August 2020 zwar eine Nullrendite steht. „Wer statt einer Indexbeteiligung die sichere Verzinsung gewählt hat, wird im August 2021 die Überschussbeteiligung von 2,85 Prozent erhalten.“ Das ist zwar mehr als eine Nullrendite, aber bei Indexpolicen sollte dennoch die Indexpartizipation die Regel sein. Schließlich wurde das Produkt dafür geschaffen. Konzeptionell ist eine Indexpolice zwischen konventioneller und fondsgebundener Lebensversicherung angesiedelten. Anknüpfpunkt ist in der Regel ein Aktienindex wie der DAX.

Im Corona-Krisenjahr 2020 verzeichneten alle Börsen heftige Kursauschläge. Auch der DAX stürzte im März um 40 Prozent auf unter 8.500 Punkte ab, um sich – getragen von einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik und mit zwischenzeitlichem Kursrücksetzer im Oktober wegen der zweiten Virus-Welle – bis zum Jahresende doch noch auf ein vorläufiges Allzeithoch bei 13.790 Punkten aufzuschwingen. Unter dem Strich stand für 2020 sogar eine leicht positive Performance.

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Bei vielen Inhabern von Indexpolicen kam die am Ende positive Wertentwicklung allerdings nicht an. Entscheidend dafür ist die jeweilige Konstruktion des Produkts.

Besonders von der Corona-Krise betroffen waren laut Assekurata solche Tarife, die eine Aufsummierung der Monatsrenditen vorsehen. Hier schlugen die hohen Verluste in den Monaten März und Oktober voll durch und konnten durch die Gewinne in den anderen Monaten nicht mehr kompensiert werden. Insgesamt mussten Kunden im Jahr 2020 in der Hälfte der Fälle mit Nullrenditen leben, berichtet die Kölner Agentur.

Dass unter dem Strich bei jedem zweiten Kunden nichts hängenbleibt, ist ärgerlich für die Betroffenen. Heermann stellt aber auch klar: „Nullrendite heißt, der garantierte Kapitalerhalt hat gegriffen.“ Generell spiegele sich das Auf und Ab an den Aktienmärkten auch in den Renditegutschriften von Indexpolicen wider. Dabei profitierten die Inhaber wegen der Kapitalerhaltungsgarantie nur anteilig von positiven Börsenentwicklungen.

Hohe Gutschriften in Einzelfällen

Für die zugrunde liegende Renditebeschränkung haben sich mit dem Cap und der Quote zwei Formen am Markt herausgebildet. Während der Cap die Aufschwungsmonate an einer bestimmten Schwelle abschneidet, sieht die Quote nur eine anteilige Beteiligung an der monatlichen oder jährlichen Indexentwicklung vor. „Durch die Renditebegrenzung müssen Kunden bei Aufwärtsphasen an den Kapitalmärkten auf Performance verzichten, können dafür aber in turbulenten Börsenzeiten wie 2020 ruhig schlafen“, so Heermann.

Laut Assekurata hat das produktimmanente Sicherheitsnetz von Indexpolicen auch im längerfristigen Rückblick in knapp der Hälfte der Fälle gegriffen, so dass die Renditegutschrift dann bei null lag. In den übrigen Fällen waren die Indexgutschriften positiv und lagen in Einzelfällen sogar im zweistelligen Prozentbereich. Welche Rendite seit 2014 erzielt wurde, verdeutlich die Grafik „Häufigkeitsverteilung gutgeschriebener Renditen von Indexpolicen“.

Interessant wäre eine Renditeübersicht je Tarif oder zumindest je nach Konstruktionsmodell. Das liefert Assekurata aber nicht. Stattdessen sagt Heermann: „Über alle Tarife und Indexstichtage lag die durchschnittliche Rendite im Betrachtungszeitraum bei insgesamt rund 2,5 Prozent. Damit rentierten Indexpolicen etwas höher als die Verträge aus der Klassik und Neuen Klassik, wobei es je nach Tarif, Index und Stichtag große Unterschiede gibt.“

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Bei allen untersuchten Tarifen, so Assekurata, haben Cap und Quote eine Gültigkeitsdauer von einem Indexjahr und können dann von den Anbietern neu festgelegt werden. Die Höhe hängt insbesondere davon ab, wie viel Überschussbeteiligung ein Versicherer deklariert. „Hohe Überschussdeklarationen von Indexpolicen sind notwendig, um die Renditechance bei der Indexpartizipation zu erhalten. Daher sollte die Überschussentwicklung von Indexpolicen regelmäßig im Auge behalten werden“, rät Heermann. In der aktuellen Untersuchung liege die laufende Verzinsung für die Indexbeteiligung bei durchschnittlich 2,48 Prozent nach 2,71 Prozent im Vorjahr.

Wie oben bereits erwähnt, kann sich ein Kunde alternativ zur Indexbeteiligung zu Beginn eines jeden Indexjahres auch für eine vorab bekannte sichere Verzinsung entscheiden. Diese legen die Lebensversicherer stichtagsabhängig für jeweils ein Jahr fest und schreiben sie dem Vertragsguthaben gut. Analog zur verzinslichen Ansammlung bei einer konventionellen Rentenversicherung erhöht der sichere Zins damit den Policenwert mit einer im Voraus festgelegten Deklaration. Die sichere Verzinsung liegt im Durchschnitt der betrachteten Anbieter derzeit bei 2,35 Prozent. Sie fällt damit geringer aus als die Zinsdeklaration für die Indexbeteiligung, übertrifft jedoch die laufende Verzinsung von neuen klassischen Rentenversicherungen (2,13 Prozent).

Sichere Verzinsung als Option

Entscheiden sich Kunden für die sichere Verzinsung, funktionieren Indexpolicen somit ähnlich wie die Neue Klassik. „Und es gibt noch eine Gemeinsamkeit“, stellt Heermann heraus. „Auch bei Indexpolicen sind die Garantien gegenüber der klassischen Lebensversicherung reduziert, um die Kapitaleffizienz in den Produkten zu steigern. Immerhin bieten aber drei Viertel der von uns untersuchten Tarife derzeit noch eine vollständige Bruttobeitragsgarantie.“

Insgesamt sind Indexpolicen ein komplexes und beratungsintensives Produkt. Und damit irgendwie auch Ausdruck eines schwierigen Spagats der gesamten Branche zwischen dem Kundenwunsch nach Sicherheit und der Notwendigkeit irgendwie eine positive Rendite für den Kunden zu erzielen. Für Makler ist die Vermittlung Indexpolicen eine durchaus knifflige Aufgabe.

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