Kooperationen bescheren Zurich Millionen Neukunden

Beim Kölner Versicherer sieht man sich in entscheidenden Wachstumsfeldern gut positioniert, das 2018 verabschiedete Strategieprogramm greife. Bei Fondspolicen verzeichnete der Kölner Versicherer ein hohes Wachstum, beim Thema Riester-Rente sieht die Situation schon anders aus.

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13:03 Uhr | 24. März | 2021
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Bevor die Zurich Versicherung an diesem Mittwoch über das vergangene Jahr und die Umsetzung ihres 2018 aufgelegten Strategieprogramms sprechen konnte, schaffte sie es anderweitig in die Medien. Wie die Kölnische Rundschau berichtete, reichte das Bundesjustizministerium Klage gegen den Versicherer vor dem Landgericht Frankfurt ein.  

Konkret geht es um die Insolvenz des Reiseanbieters Thomas Cook, für den die Zurich als Insolvenzversicherer fungierte. Die Deckungssumme war jedoch auf 110 Millionen Euro begrenzt gewesen – ein Beitrag, mit dem die Forderungen der Urlaub nicht einmal ansatzweise gedeckt werden konnten. Der Bund sprang in die finanzielle Bresche und entschädigte die Reisenden, kündigte über Bundesjustizministerin Christine Lambrecht jedoch an, sich einen Teil ihrer Auslagen von der Zurich erstatten lassen zu wollen.  

Gelassenheit bei der Zurich

Beim Versicherer, der nach eigenen Angaben rund 26 Prozent der ausgefallenen Vorauszahlungen übernommen hat, reagierte man gelassen auf die Klage. „Es gibt keinen haltbaren Grund dafür, warum die Zurich für die unzureichende Umsetzung einer EU-Richtlinie in deutsches Recht in Haftung genommen werden könnte“, antwortete Dr. Carsten Schildknecht, Vorstandsvorsitzender der Zurich Deutschland, auf eine entsprechende Frage. In der europäischen Pauschalreiserichtlinie ist eine Deckelung der Absicherung nicht vorgesehen – die Bundesregierung hatte jedoch ein Limit von 110 Millionen je Versicherer und Jahr eingeführt.  

Abgesehen vom Streit um zu entschädigende Pauschalurlauber hatte der Versicherer jedoch nur optimistische Nachrichten zu verbreiten. So sei man zur Halbzeit des bis 2023 laufenden Strategieprogrammes „voll auf Kurs“, wie es Schildknecht formulierte, „wir haben das Schiff gedreht“. In ausgewählten Strategiefelder habe man durch den eingeleiteten Kulturwandel und geschäftliche Entscheidungen wichtige Erfolge verbuchen können, so Schildknecht.  

Genannt wurde hier unter anderem die bereits seit 20 Jahren laufende Kooperation mit der Deutschen Bank, die vor kurzem für weitere 10 Jahre verlängert wurde. Ab 2023 wird diese Kooperation auch auf die Postbank ausgeweitet. „Damit erhalten wir Zugang zu 19 Millionen Kunden. Das ist ein riesiges Potential, das es jetzt zu heben gilt“, so Schildknecht.  

Kooperation bringt 3,9 Millionen Neukunden

Viel verspricht sich der Kölner Versicherer auch von einer weiteren Kooperation: Seit 2019 versichert die Zurich Elektrogeräte, die bei der Handelskette MediaMarktSaturn gekauft werden. Seit vergangenem Jahr bietet der Versicherer darüber hinaus noch eine Absicherung für den Warentransport und die Montage an.   „Insgesamt 3,9 Millionen Neukunden haben wir durch diese Kooperation gewinnen können“, berichtete Schildknecht – alleine 2020 kamen 2,4 Millionen neue hinzu. Diese sollen nach Möglichkeit natürlich nicht nur die Elektronikversicherungen bei der Zurich abschließen, sondern auch andere Policen. Insgesamt konnte der Versicherer die Zahl seiner Kunden auf 7,7 Millionen steigern. Zum Vergleich: 2019 waren es nur 5,3 Millionen gewesen, wobei der Zuwachs um 45 Prozent zu maßgeblichen Teilen auf die MediaMarktSaturn-Kooperation zurückgeht.  

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Auch bei den Beitragseinnahmen zeigte sich die Zurich für das vergangene Jahr zufrieden, ob hier ein Minus von 2,9 Prozent verzeichnet wurde. Dies sei laut Finanzvorstand Dr. Torsten Utecht jedoch in großen Teilen auf Neugeschäftsrückgänge beim Einmalbeitragsgeschäft in der Lebensversicherung zurückzuführen. Dieses ging im Vergleich zum Vorjahr um 26,4 Prozent auf nun 67 Millionen (2019: 91 Millionen) Euro zurück. Konstant entwickelte sich hingegen das Geschäft nach laufenden Beiträgen – hier verbuchte der Versicherer beim Neugeschäft ein Plus von drei Prozent auf 169 Millionen Euro (2019: 164 Millionen).  

Wichtigster Vertriebskanal sind im Neugeschäft mit Lebensversicherungen weiter die Banken (57 Prozent), vor dem Ausschließlichkeitsvertrieb (24) und Maklern (19). Im Retail-Sachgeschäft (ohne Industrieversicherung) ist hingegen die Ausschließlichkeit mit einem Anteil von 41 Prozent am Neugeschäft wichtigster Vertriebskanal. Es folgt das Direktversicherungsgeschäft über die Tochter DA Direkt (27 Prozent), der Maklerkanal (23) und die Banken (9).  

Als Wachstumstreiber gelten in der Lebensversicherung vor allem fondsgebundene Produkte, die Schildknecht als echten „Blockbuster“ bezeichnete. Hier steigerte die Zurich die Beitragseinnahmen im Neugeschäft um 9,5 Prozent.  

Zurich sieht bei Riester Reformbedarf

Beim Thema Riester sieht es hingegen weniger erfreulich aus – hier ist ein Minus von knapp 20 Prozent zu verzeichnen. „Fondsgebundene Produkte mit Garantien zu versehen – das funktioniert immer weniger“, erklärte Schildknecht und mahnte in Richtung der Politik Reformbedarf an. „Die Beitragsgarantie bei Riester kann nicht mehr aufrecht erhalten werden.“ Auch seitens der Deutschen Aktuarvereinigung war zuletzt – vor allem im Zusammenhang mit der angekündigten Senkung des Höchstrechnungszinses – gefordert worden, die Beitragsgarantie bei Riester zu überdenken.  

Großen Auftrieb gewann im Vertrieb bei der Zurich zuletzt das Thema Nachhaltigkeit. Utecht sprach in diesem Zusammenhang von einem „rasanten Wachstum“. Entsprachen im vergangenen Jahr 22 Prozent der verkauften Fondspolicen ESG-Standards, ist dieser Anteil in den ersten zwei Monaten dieses Jahres auf 32 Prozent gestiegen. In anderen Worten: „Jeder dritte Kunde will eine nachhaltige Fondspolice“, so Utecht.

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