Kfz-Versicherung: Wie sich Kosten einfach reduzieren lassen

Vor dem Stichtag am 30. November mehren sich die Aufrufe an Versicherte, die Wahl ihrer Kfz-Police zu überdenken. Welche zusätzlichen Corona-Effekte in diesem Jahr eine Rolle spielen und wo gespart werden kann, erklärte das Portal Finanztip. Ein wichtiger Faktor wurde allerdings ausgelassen.

Author_image
13:09 Uhr | 30. September | 2020
Stichtag für den Wechsel der Kfz-Versicherung ist der 30. November.

Stichtag für den Wechsel der Kfz-Versicherung ist der 30. November. Bild: Adobe Stock/elen31

Weniger Neuzulassungen, weniger gefahrene Kilometer: Während der Fahrradmarkt in diesem Jahr boomte, bewirkte die Corona-Krise für Autos den gegenteiligen Effekt. Besonders der Homeoffice-bedingt geringe Pendlerbedarf führte dazu, dass bei vielen Menschen das Auto häufiger als gewöhnlich in der Garage blieb. Das stellten auch die Versicherer in ihren Halbjahresbilanzen fest: Im Vergleich der Sparten war der Kfz-Bereich bei den meisten Anbietern rückläufig.

Alle Versicherer erstatten Beiträge, wenn die zu Jahresbeginn geschätzte Kilometerzahl maßgeblich unterschritten wird. In den meisten Fällen passiert das allerdings nicht automatisch: Der Versicherte muss selbst tätig werden und sich mit dieser Information melden. „Betroffene Versicherte sollten jetzt dringend aktiv werden“, rät das Portal Finanztip, das in einem virtuellen Pressegespräch am Mittwochvormittag Studienergebnisse zum Thema bekanntgab und daraus Verbrauchertipps ableitete. Nicht alle Anbieter geben Beiträge zudem rückwirkend für das ganze Jahr an die Kunden zurück. „Eine ganze Reihe von Versicherern passt den Beitrag erst ab dem Zeitpunkt an, ab dem sich der Versicherte meldet“, gab Kathrin Gotthold, Versicherungs-Expertin bei Finanztip, zu bedenken.

Traditionell mehren sich im Herbst die medialen Aufrufe an Versicherte, ihren Kfz-Tarif zu wechseln. Viele Kunden machen sich vor dem Stichtag am 30. November auf die Suche nach einem für sie günstigeren Tarif, was diese Sparte besonders dynamisch macht. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts hat immerhin rund die Hälfte der Deutschen bereits mindestens einmal den Kfz-Versicherer gewechselt.

Auf diese Faktoren kommt es an

Viele der Faktoren, die sich maßgeblich auf die Kosten auswirken, haben die Kunden dabei selbst in der Hand. „Die jährliche Fahrleistung beeinflusst den Beitrag deutlich. Wenn wir statt 15.000 Kilometer nur 10.000 Kilometerleistung pro Jahr angegeben haben, sparten wir in unserer Studie im Schnitt 8 Prozent Beitrag“, sagt Gotthold. In die aktuelle Studie wurden die größten Kfz-Versicherer einbezogen. Beeinflussbare Faktoren sind die jährliche statt monatliche Zahlweise, durch die sich durchschnittlich 9 Prozent des Jahresbeitrags einsparen lässt. Wer in der Teilkasko eine Selbstbeteiligung von 150 Euro vereinbart, zahlt 18 Prozent weniger, eine Werkstattbindung macht im Durchschnitt 10 Prozent Nachlass aus. Wer Fahranfänger ans Steuer lässt, zahlt in der Regel das doppelte – hier lauert also ein großer Sparfaktor. Eltern, deren erwachsene Kinder ausgezogen sind, sollten sich also gut überlegen, ob es sich lohnt, sie weiterhin als potenzielle Fahrer zu versichern.

Um zu demonstrieren, in welcher Größenordnung Versicherte sparen können, hat Finanztip einen Fall berechnet, in dem ein 58-jähriger VW-Touran-Fahrer alle Tipps beherzigt – also auf jährliche Zahlweise umstellt, Werkstattbindung und Selbstbeteiligung zustimmt, die Kilometerzahl geringer einstuft und Fahranfänger aus dem Vertrag ausklammert. Wechsele er „von einem großen Versicherer zum günstigsten Anbieter“ könne er den Betrag von 1446,24 auf 254,52 Euro reduzieren. Das Rechenbeispiel, das Versicherte vor dem Stichtag im November zum Wechsel motivieren soll, ist demnach möglichst drastisch gestaltet. Wie sinnvoll es ist, beispielsweise den Fahrerkreis zu minimieren, ist allerdings stark abhängig vom Einzelfall. Auch eine reine Preisorientierung ist nicht immer zielführend, auch Serviceleistungen und Kundenfeedback zur Schadenregulierung sollten in die Entscheidungsfindung einfließen. Eine fachkundige Beratung sticht angesichts solcher weiteren relevanten Variablen oft den reinen Kostenfokus. Unstrittig ist indes der Fakt, dass das Sparpotenzial für Versicherte oft groß ist, haben sie ihren Kfz-Tarif lange nicht angepasst. Zum jetzigen Zeitpunkt aktiv zu werden lohnt sich, da viele Anbieter im Preiskampf die Kosten weiter senken.

Zunehmendes Interesse an Makler-Beratung

Über die letztendliche Höhe des Beitrags für die Kfz-Versicherung entscheiden viele Faktoren. Dazu gehören zum Beispiel die Schadenfreiheitsklasse und „weiche“ Rabatte wie Garage und Wohneigentum. Ein wichtiger Faktor ist die Fahrzeugtypklasse. Für 10,7 Millionen zugelassene Fahrzeuge wird 2021 eine Veränderung bringen – das entspricht knapp 26 Prozent der 41,3 Millionen Autos hierzulande. Mit einer höheren und damit teureren Typklasse müssen 6,1 Millionen Autofahrer rechnen. Für 4,6 Millionen Fahrzeuge wird es hingegen tendenziell günstiger.

Um sich angesichts der Vielzahl von Variablen einen Überblick zum Angebot zu verschaffen, wenden sich wechselwillige Kunden übrigens zunehmend an Makler. Wie aus aktuellen Daten des Gesamtverbands der Versicherungswirtschaft (GDV) hervorgeht, hat dieser Vertriebsweg in der Kfz-Sparte im vergangenen Jahr besonders stark zugelegt: Inzwischen beträgt der Anteil der Maklerschiene am Neugeschäft 22,5 Prozent. Auf welche qualitativen Faktoren Makler im Kfz-Bereich achten und welche Anbieter bei ihnen besonders punkten, lesen Sie hier.