Hausrat: Diese Versicherer machten während Corona kräftig Gewinn
Die Corona-Pandemie wirkt sich unterschiedlich auf die einzelnen Versicherungssparten aus. Während die Combined Ratio zum Beispiel in der Rechtsschutzversicherung und im gesamten Schadenversicherungsbereich Industrie/Gewerbe/Landwirtschaft im Jahr 2020 auf über 100 Prozent kletterte, ging sie in der Hausratversicherung auf einen neuen Rekordtiefstand von 68,7 Prozent zurück. Das geht aus dem Statistischen Taschenbuch 2021 des GDV hervor.
Betrachtet man nur die 50 größten Anbieter auf dem deutschen Markt (91 Prozent Marktabdeckung nach Prämien), lag sie sogar noch minimal niedriger bei 68,4 Prozent. Das hat die V.E.R.S. Leipzig GmbH in ihrem Branchenmonitor Hausratversicherung nach Analyse der Geschäftsberichte der 50 Unternehmen ausgerechnet. Betrachtet man die gebuchten Bruttoprämien der Anbieter in Höhe von 2,96 Milliarden Euro, so ergibt sich eine Gewinnspanne von 936 Millionen Euro.
Deutlich weniger Einbrüche
Als bedeutendste Ursache für die erneut gesunkene Schadenkostenquote – bereits seit Jahren gilt die Hausratversicherung als Cash-Cow der Branche – geben die Leipziger Analysten die in 2020 deutlich reduzierte Anzahl von Einbruchdiebstählen an. Von 95.000 auf 85.000 gingen diese zurück. Auch die durchschnittlichen Kosten pro versichertem Wohnungseinbruch gingen von gut 3.000 Euro auf 2.600 Euro zurück. Da die Menschen unter anderem aufgrund von Homeoffice-Regelungen und Reisebeschränkungen viel mehr Zeit als sonst zuhause verbrachten, hatten es Einbrecher deutlich schwerer.
Insgesamt verzeichneten die Hausratversicherer etwa 9,6 Prozent weniger Schadenfälle im Vergleich zu 2019. Auch in Bezug auf andere versicherte Gefahren spielte die vermehrte Anwesenheit zuhause aller Wahrscheinlichkeit nach eine Rolle, weil zum Beispiel Brände oder Rohrbrüche schneller entdeckt und dadurch Schäden gemindert werden konnten.
Über 40 Cent Gewinn pro Beitragseuro
Vor dem Hintergrund dieser Entwicklung erscheint es fast logisch, dass in 2020 keiner der 50 größten Hausratversicherer einen Verlust verbuchen musste. Alle blieben mit ihrer Combined Ratio bei unter 100 Prozent. Das letzte Mal, dass einer der 50 größten deutschen Hausratversicherer Verlust machte, war im Jahr 2015 die Rhion Versicherung (Combined Ratio damals 103,5 Prozent).
Während sich also alle großen Anbieter mindestens über ordentliche Gewinne freuen durften, fielen diese bei manchen Unternehmen regelrecht enorm aus. So konnten gleich 12 Versicherer eine Gewinnspanne von über 40 Prozent erzielen (siehe Tabelle).
Über die seit Jahren hohen und immer weiter steigenden Gewinnspannen vieler Hausratversicherer hat procontra bereits berichtet. Versicherungsvereine geben solche Überschüsse zumindest teilweise an ihre Mitglieder zurück. Bei Aktiengesellschaften ist das Vorgehen weniger klar. Während manche das gleichbleibende Beitragsniveau mit zusätzlichen Leistungen aufwiegen, betonen andere, dass sie bei langfristig sehr hohen Gewinnen zur Überprüfung des Beitragsniveaus verpflichtet seien. Spätestens mit Blick auf die Geschäftszahlen 2020 dürfte es dafür nun Zeit sein.
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