Gothaer blickt auf schwieriges Jahr zurück

Das Jahr 2022 war für den Kölner Versicherer kein leichtes. Besonders das Geschäft mit Lebensversicherungen gestaltete sich schwierig, die Kaufzurückhaltung der Kunden macht sich deutlich bemerkbar. Wesentlich erfreulicher entwickelt sich das Unternehmenskundengeschäft.

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15:12 Uhr | 13. Dezember | 2022
Gothaer. Bild: Gothaer

Besonders im Geschäft mit Lebensversicherungen war das Jahr 2022 ein schwieriges für die Gothaer. Bild: Gothaer

Ein deutlicher Rückgang im Geschäft mit Lebensversicherungen, dafür erfreuliche Zahlen in der Komposit- sowie Krankenversicherung. So lässt das Jahr 2022 für die Gothaer subsumieren.  

Erneut war es ein herausforderndes Jahr für den Kölner Versicherer, geprägt vom Ukraine-Konflikt sowie der damit verbundenen hohen Inflation und Kaufzurückhaltung vieler Kunden. Diese spiegelte sich vor allem im Lebensversicherungsbereich wider. So gingen die Bruttobeitragseinnahmen im Vergleich zum Vorjahr um 16,4 Prozent zurück. Der Rückgang sei fast ausschließlich auf das Einmalbeitragsgeschäft zurückzuführen, betonte Gothaer-Leben-Chef Michael Kurtenbach bei einem Pressegespräch des Versicherers am Dienstag.

Stornoquote stabil

Hier werde die Branche auch zukünftig kleinere Brötchen backen müssen, zeigt sich Kurtenbach überzeugt. Zahlen, wie sie das Ausnahmejahr 2021 hervorgebracht hatte, können für die nahe Zukunft nicht mehr erwartet werden. Dennoch will der Kölner Versicherer im kommenden Jahr neue Impulse setzen und sein Einmalbeitragsprodukt neu auflegen.  

Auf die Stornoquote hat sich die finanzielle Situation der Kunden hingegen noch nicht durchgeschlagen. Diese weise mit 3,5 Prozent keine Auffälligkeit auf. Allerdings wolle man die Situation genau im Blick behalten, um im Falle einer Einlösung einer Vielzahl von Policen genügend Liquidität vorzuhalten.

Während die Gothaer im Krankenversicherungsgeschäft vor allem dank der sich laut Vorständin Sylvia Eichenberg sehr erfreulich entwickelnden betrieblichen Krankenversicherung (ein Plus von 245 Prozent, konkrete Zahlen nennt der Versicherer nicht) zulegte, profitierte die Kompositsparte vom starken Unternehmenskundengeschäft. Hier stiegen die Prämieneinnahmen um 7,2 Prozent auf 1,4 Milliarden Euro.

Für das kommende Jahr rechnet Konzernchef Oliver Schoeller mit einer wirtschaftlichen Rezession in Deutschland. Gründe hierfür seien weiter bestehende Lieferengpässe, die hohen Energiepreisen sowie der Fachkräftemangel, der sich immer stärker abzeichne. Dennoch erwartet Schoeller, „dass sich das Momentum im Unternehmenskundegeschäft auch im kommenden Jahr weiter fortsetzen wird“. Eine weitere Stärkung des Gewerbegeschäfts hatte sich die Gothaer im Rahmen ihrer Strategie „Ambition25“ selbst verordnet, selbst betrachtet man sich als führender Partner für den Mittelstand.

Dabei wollen die Kölner nicht nur im Rahmen der Risikoabsicherung tätig sein, sondern auch beratend tätig werden – ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Bereich Nachhaltigkeit. Im vergangenen Jahr hatte die Gothaer darum die Initiative 500-50-5 ins Leben gerufen. Das Ziel: Insgesamt 500 Unternehmenskunden sollten überzeugt werden, in den kommenden 5 Jahren ihren Co2-Ausstoß um 50 Prozent zu senken. Mit zehn Unternehmen werde derzeit bereits an der CO2-Reduktion gearbeitet, berichtete Thomas Bischoff, Vorsitzender der Gothaer Allgemeinen, der Sachversicherungstochter des Konzerns. Mit weiteren 40 Unternehmen arbeite man daran, deren fossilen Fußabdruck zu erfassen.  

Vorreiterrolle bei Nachhaltigkeit

Bislang ist die Zahl der Unternehmen noch recht überschaubar. Dabei unterstützt die Gothaer die beteiligten Unternehmen bei der Umsetzung ihrer Klimaschutzmaßnahmen. Allerdings fehlt es an Materialien wie Photovoltaikmodulen. In diesem Zusammenhang hatte die Gothaer im Sommer dieses Jahres eine Kooperation mit dem Solaranbieter Ecoplant vereinbart.  

Sowieso sieht sich die Gothaer beim Thema Nachhaltigkeit in einer Vorreiterrolle. So habe man als einer der ersten Versicherer 100 Millionen Euro in Naturkapital investiert. Die Investition fließt dabei in den Nature Capital Fund von Climate Asset Management, einen der größten Naturkapitalfonds.  

„Unter Naturkapital verstehen wir nachhaltige Investments, sogenannte Impact Investments, die einen positiven Nachhaltigkeitsbeitrag leisten. Dabei stehen die CO2-Reduktion und die Steigerung der Biodiversität im Fokus“, erläutert Alina von Bruck, Vorständin Gothaer Asset Management AG, in einer Pressemitteilung. Der besagte Fonds investiert in nachhaltig betriebene Land- und Forstwirtschaft.