Die Lebensversicherer mit den höchsten Solvenzquoten
Seit 2017 müssen Versicherungsunternehmen jährlich Zahlen zu ihrer Eigenmittelausstattung, also grob gesagt zu ihrer Finanzstärke veröffentlichen. So schreibt es die europäische Richtlinie Solvency II vor. Im Geschäftsjahr 2019 ist diese gegenüber dem Vorjahr gesunken. Das geht aus dem aktuellen map-report aus dem Hause der Ratingagentur Franke und Bornberg hervor. Dafür wurden die Solvenzberichte von 81 auf dem deutschen Markt aktiven Lebensversicherern analysiert.
Ihre Solvenzquote lag im Durchschnitt bei 249,1 Prozent und damit gut 20 Prozentpunkte unter dem Wert aus 2018 (269,6 Prozent). Zwar können die Versicherer für die Berechnung der Quote neben der weit verbreiteten Standardformel auch ein internes Berechnungsmodell verwenden. Franke und Bornberg haben diese unterschiedlichen Formeln aber für den map-report berücksichtigt und die Zahlen somit vergleichbar gemacht (71 Gesellschaften nutzten das Standardmodell, 10 ein eigenes System).
Viele Lebensversicherer nutzen Hilfen
Die Versicherer müssen die Marke von 100 Prozent erreichen, um rein rechnerisch in der Lage zu sein, im nächsten Jahr die maximal möglichen Verluste ausgleichen zu können. Dazu heißt es von Seiten der Studienautoren: „Gemessen an ihrer aktuellen Bestandsmischung verfügen sie (Anm. d. Red.: Gemeint sind Versicherer mit einer Solvenzquote von unter 100 Prozent) nicht über ausreichend Kapital, um eine Situation zu überstehen, die rechnerisch in einem von 200 Jahren eintritt.“
Laut dem map-report weist keiner der untersuchten Lebensversicherer eine Quote von unter 100 Prozent auf. Möglichen machen dies Volatilitätsanpassungen und Übergangsmaßnahmen, mit denen die Unternehmen ihre Eigenmittel aufstocken. Die Durchschnittsquote von 249,1 Prozent beschreibt die Netto-Solvenzquote, also ohne diese Maßnahmen. Durch deren Anwendung klettert die Durchschnittsquote der Unternehmen auf über 400 Prozent.
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Tatsächlich machte der Großteil der Lebensversicherer (51) sowohl von Übergangsmaßnahmen für versicherungstechnische Rückstellungen gemäß § 352 VAG als auch von einer Volatilitätsanpassung nach § 82 VAG Gebrauch. Wie es heißt, nutzten im Vorjahr jeweils 8 Unternehmen ausschließlich eine der beiden Maßnahmen. Die WWK nutzte als einziger Lebensversicherer die Übergangsmaßnahme für risikofreie Zinssätze gemäß § 351 VAG in Kombination mit der Volatilitätsanpassung. Demnach nahmen 13 Anbieter keine Hilfen in Anspruch.
Während, laut Franke und Bornberg, 12 Lebensversicherer bei der Nettoquote die 100 Prozent-Marke verfehlten, kamen andere Anbieter auf teils enorm hohe Werte. Die 5 finanzstärksten Lebensversicherer kamen allesamt auf Solvency-Nettoquoten von über 500 Prozent (siehe Tabelle).
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