BU-Policen: Wie stabil sind die Beiträge?

Stabile Beiträge sind in der BU-Versicherung ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Untersuchungen kommen dabei zu teilweise unterschiedlichen Ergebnissen. Worauf Makler bei der Produktauswahl achten sollten.

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07:07 Uhr | 20. Juli | 2020
Eine steigende Zahl von BU-Fällen, etwa auch wegen frühzeitiger Demenz, kann die Kalkulation und damit die Beitragsstabilität der Anbieter gefährden.

Eine steigende Zahl von BU-Fällen, etwa auch wegen frühzeitiger Demenz, kann die Kalkulation und damit die Beitragsstabilität der Anbieter gefährden. Bild: Pixabay

Die Leistungspraxis ist in der BU-Versicherung so intransparent wie kaum in einer anderen Sparte, sagt das Analysehaus Franke und Bornberg. Der Marktbeobachtungsdienst Map-Report, der seit 2019 zu Franke und Bornberg gehört, hatte im Februar das erste „Stabilitätsrating der Berufsunfähigkeits-Versicherer“ überhaupt vorgelegt und attestierte sieben Anbietern eine hervorragende Aufstellung: Swiss Life, Allianz, Generali Deutschland, LV 1871, Ergo Vorsorge, Nürnberger und Stuttgarter (procontra berichtete).

„Erste Wahl für Kunden müsste ein BU-Versicherer sein, der langfristig durch auskömmliche Kalkulation und eine starke Finanzausstattung sicherstellen kann, dass der Zahlbeitrag und damit die Überschusssituation konstant bleibt und trotzdem eine faire Leistungsprüfung garantiert ist“, erläutert Map-Report-Chefredakteur Reinhard Klages damals. Auffällig in den drei untersuchten Berufsgruppen (Bankkaufmann, Maschinenbauingenieur und Tischler): Vom jeweilige Beitragsmittel aller verfügbaren BU-Prämien wichen die Beiträge in der Spitze um 50 Prozent (brutto) beziehungsweise 30 Prozent (netto) ab - deutliche Tendenzen zur Unterkalkulation.

Morgen & Morgen: Große Unterschiede bei Beiträgen

Die Freude über einen günstigen Beitrag könne schnell in eine böse Überraschung umschlagen, wenn Versicherer ihren Zahlbeitrag erhöhen müssten oder sogar Druck auf deren Regulierungspraxis entsteht. Beim kürzlichen BU-Rating des Analysehauses Morgen & Morgen (M&M) hagelte es reihenweise Bestnoten (procontra berichtete).

Beim Teil-Rating BU-Beitragsstabilität, das seit 2019 zum M&M-BU-Rating gehört, gab es nur drei Sterne für durchschnittliche Qualität der BU-Tarife von Cosmos, Generali, Gothaer, Huk-Coburg, Huk24, LVM, Süddeutsche, Sparkassen-Versicherung, VPV, VRK, Württembergische und WWK. Lediglich zwei Sterne bei der BU-Beitragsstabilität (schwach) erreichten Tarife von Mecklenburgischer sowie WGV, nur einen Stern (sehr schwach) die Itzehoer (Tarif BUZ).

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Infinma: Wer sich beitragsstabil zeigt

Offenbar sind die BU-Beiträge zumindest aktuell weitgehend stabil. Wie aus einer Umfrage des Infinma Institut für Finanz-Markt-Analyse hervorgeht, zeigten 29 BU-Anbieter „maximale Beitragsstabilität“ und 9 Gesellschaften „langjährige Beitragsstabilität“ (Stand: 9. Juli 2020). Im Vorjahr waren es 23 bzw. 13 Anbieter (procontra berichtete).

Infinma verfolgt dabei einen sehr einfachen Ansatz: Es wird lediglich danach gefragt, ob es für BU-Bestandsversicherungen in der dritten Schicht Anpassungen der Überschussbeteiligung gab, die zu einer Erhöhung der Zahlbeitrages für den Kunden geführt haben. Im Hinblick auf die abgefragten Zeiträume erfolgt eine Differenzierung in „maximale Beitragsstabilität" (mehr als 20 Jahre keine Anpassung) und „langjährige Beitragsstabilität" (10, 15 oder 20 Jahre keine Anpassung).

Dabei lohnt auch ein Blick auf die 14 Fußnoten. Sie präzisieren, wie lange es konkret keine Anpassungen bei der Überschussbeteiligung in der BU-Versicherung mehr gegeben hat. Beispiel: Noch nie seit Einführung des nicht näher genannten Tarifs gab es eine solche Anpassung bei Bayern-Versicherung, die Bayerische, Generali Deutschland, Nürnberger, R+V, Barmenia, Provinzial Rheinland und Süddeutsche.

Realitätscheck: Einige drehten an der Preisschraube 

Dennoch: Mancher Versicherer hat in der Vergangenheit seinen Zahlbeitrag erhöht. So mussten Kunden und Vermittler 2016 erleben, wie die WWK bei BU-Policen die Nettobeiträge im Bestand um bis zu 40 Prozent anhob. Auch Generali und HanseMerkur drehten an der Preisschraube. Bei der Generali hatte die Kürzung der Überschussbeteiligung in der BU-Versicherung 2018 zu maximal 8 Prozent Beitragserhöhung geführt – für Verträge, die vor 2015 abgeschlossen wurden.

Angesichts der anhaltenden Niedrigzinsen dürfte es auch in Zukunft zu Kürzungen bei der Überschussbeteiligung kommen. Makler tun gut daran, im Vorfeld der Beratung bereits die wichtigsten Fragen der BU-Interessenten zu kennen und beantworten zu können. Dazu gehören auch die Kosten der BU-Absicherung (procontra berichtete).

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