Das neue BU-Rating von Morgen & Morgen (M&M) bescheinigt den Versicherern gute handwerkliche Arbeit bei den Bedingungen. Mehr als 70 Prozent der untersuchten Tarife bekamen die Höchstnote. Genannt wurden auch wichtige Marktdaten. Demnach bekommen derzeit rund 267.000 Kunden eine BU-Leistung – im Schnitt sieben Jahre lang. Typisches Alter beim BU-Eintritt sind 44 Jahre, Tendenz fallend.
Die Qualität der Beratung scheint in vielen Fällen mit der Qualität der Bedingungen nicht Schritt zu halten. „Optimierungsfähig bleibt die durchschnittlich versicherte BU-Rente von 1.000 Euro pro Monat“, sagt Andreas Ludwig. Es sei erfreulich, dass die versicherte Rente im letzten Jahr um 1,6 Prozent gestiegen ist, „dennoch ist das bei Betrachtung von Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten immer noch zu wenig“, so der Bereichsleiter Rating & Analyse bei M&M.
Daraufhin hakte procontra bei Ludwig nach, in welcher Bandbreite die Renten liegen. M&M hat dazu in einem speziellen Tool Ergebnisse von Beratungen, die mit M&M Office vorgenommen wurden, protokolliert und die Daten anonymisiert. Dieser Blick hinter die Kulissen umfasst nach Unternehmensangaben mehr als einer halbe Million Berechnungen aus den letzten 12 Monaten. Das sind zwar nicht immer die endgültigen Vertragsdaten, sondern die Daten, die bei M&M Office von Vermittlern eingegeben wurden, lässt aber Schlüsse auf die vereinbarte Rentenhöhe zu.
Große Bandbreite der beratenen BU-Rentenhöhe
Ergebnis: Von allen potenziellen Kunden haben demnach 41 Prozent eine Monatsrente zwischen 501 und 1.000 Euro ins Auge gefasst, weitere 29 Prozent eine Höhe zwischen 1.001 und 1.500 Euro sowie 16,5 Prozent zwischen 1.501 und 2.000 Euro. Nennenswert sind noch 7,3 Prozent mit einer Rente zwischen 2.001 und 2.500 Euro. Alle anderen Rentenbereiche brachten es nur auf sehr geringe Prozentzahlen.
Wie die Auswertungen weiter zeigen, kann dies bei einzelnen Zielgruppen ganz anders aussehen. Von generell zu geringer Rentenhöhe kann also weder in den Beratungen an sich noch bei den Kundenwünschen- und -möglichkeiten ausgegangen werden. Beispiel Angestellte: Hier ist eine tendenziell höhere Absicherung als bei Beamten nötig. Tatsächlich liegen die Werte bei versicherten Höhen zwischen 1.000 und 2000 Euro denn auch höher als im Gesamtmarkt und bei Beamten, die ja im BU-Fall schon vom Dienstherrn teilweise abgesichert sind.
Angestellte:
Beamte:
Individuelle Verhältnisse entscheiden
Die richtige BU-Rentenhöhe richtet sich nach den individuellen finanziellen Verhältnissen und der persönlichen Risikoneigung. „Auf der einen Seite ist es sinnvoll, dass BU-Risiko abzusichern, doch auf der anderen Seite ist der Abschluss einer BU-Rente nur die halbe Miete“, schrieb Volker Looman kürzlich in seiner FAZ-Kolumne.
Der Finanzanalytiker rechnete für einen Rechtsanwalt (32) mit gut 3.300 Euro Nettoeinkommen vor, dass er maximal 90 Prozent seines Gehalts absichern könnte. Dies kostet bei einem Anbieter mit gutem Preis-Leistungsverhältnis knapp 200 Euro und läuft bis zum Renteneintritt mit 67. Doch was kommt danach? In jedem Fall fließt die BU-Rente nicht lebenslang (bis auf wenige Ausnahmen am Markt, etwa LV 1871).
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Was kommt nach der BU-Rente?
"Wer mit 38 oder 40 gesundheitlich aus der Kurve fliegt, wird wohl oder übel dem Staat im Alter auf der Tasche liegen", prognostiziert Looman. „Die Versorgung im Alter würde zusätzlich zum BU-Schutz noch mal 276 Renten von mindestens 3.000 Euro erfordern, wenn der Anwalt 90 wird“, legt er den Finger in die Wunde. Dabei ist die Inflation noch nicht mal berücksichtigt. Doch woher nehmen und nicht stehlen?
Um dieses Risiko mit abzudecken, ist neben der BU-Police eine Fondspolice mit Beitragsbefreiung im BU-Fall der Klassiker. Die tatsächlichen Renditen hält Looman jedoch meist für ein Armutszeugnis, obwohl der Anwalt im Beispielfall für die Alterssicherung per Fondspolice noch mal rund 950 Euro Monatsbeitrag , bezahlen müsste. Das lohne nur, wenn die Fonds nachhaltig 6,0 Prozent abwerfen und so die Lücke ungefähr decken, kritisiert Looman. Macht zusammen 1.200 Euro Monatsbeitrag für Altersvorsorge und BU-Fall.
Eine echte Alternative nennt Looman nicht, deutet lediglich den Verzicht auf die Fondspolice an und stattdessen die Anlage ohne Versicherungsmantel - mit weltweit streuenden Fonds, insbesondere ETF. An dieser Stelle zeigt sich, was ein guter Berater mit einem individuell passenden Vorschlag ausmacht – für eine Entscheidung mit Einfluss auf das ganze Leben.
Leistungsfall im Blick behalten
Übrigens: Wichtigstes Leistungskriterium der reinen BU-Police ist Maklern die Produktqualität der Gesellschaft, gefolgt von der Abwicklung im Leistungsfall sowie der Tarifflexibilität, ergab eine BBG-Studie. Knapp 60 Prozent der unabhängigen Vermittler achten bei einer Produktempfehlung auch auf die Leistungsquote der Anbieter.
Kürzlich hat die Ratingagentur Assekurata über ihre Tochter Assekurata Solutions Erwartungen gesunder Kunden bei der BU-Leistungsregulierung unter 500 Inhabern einer selbstständigen BU-Police abgefragt. Wichtigster Service ist eine schnelle Bearbeitung und zügige Entscheidung des Antrags auf BU-Rente, sagen 60 Prozent der Kundenen, die bisher noch nie eine BU-Leistung beantragt hatten.
Das wurde nun in einem zweiten Teil der Untersuchung nachgeholt. Demnach hätten sich Kunden, die einen Antrag auf BU-Rente gestellt haben, rückblickend gewünscht:
Nahezu jedem zweiten Kunden dauerte die Leistungsfallbearbeitung insgesamt zu lange. Wichtig sei, "Antragsteller intensiv, im besten Fall persönlich, in die jeweiligen Schritte einzubinden und individuell zu betreuen“, schreibt Juliane Löffler, Senior-Analystin bei Assekurata Solutions.
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