bAV-Portale: eVorsorge verwaltet nun auch Fremdverträge
„Digitalisierung kann das Werkzeug für mehr bAV-Verbreitung und Kosteneffizienz sein“, sagt Martin Bockelmann. Der heutige Vorstandschef des Technologieanbieters Xempus (früher xbAV) arbeitete lange als Makler und gründete 2007 wegen der immer aufwendigeren Administration die IT-Firma, die heute führender digitaler Plattformanbieter in der bAV ist.
Firmen wünschen sich vor allem, ihre bAV einfach und effizient zu verwalten. Der Vermittler wird durch Nutzung einer digitalen bAV-Plattform entlastet und informiert zugleich seine Kunden digital. „So bekommt er mehr Zeit für die Beratung und sichert sein betriebswirtschaftliches Auskommen“, weiß Bockelmann. Dabei werden alle Beteiligten mithilfe der zentralen Technologie-Plattform vernetzt, so dass Information, Beratung, Abschluss, Verwaltung und Überprüfung vereinfacht werden. Bei Xempus können nicht nur bAV-Verträge von einem Anbieter verwaltet werden, sondern von allen gewünschten Gesellschaften.
Öffnung für den Versicherer-Markt
Diesen Schritt ging kürzlich auch das zweitstärkste bAV-Verwaltungsportal „Firmen-Online“. Neben den Verträgen bei der Allianz können nun auch die Verträge anderer Versicherer mit verwaltet werden. Für Allianz-Firmenkunden war dies schon seit 2008/2009 digital und kostenlos möglich. Über den Dienstleister Caldera Service würden die Serviceaufträge abgewickelt. Der Datenschutz sei gewährleistet; die Allianz selbst habe keinen Zugriff auf die Verträge anderer Versicherer.
„Die einfache Anzeige von Verträgen anderer Versicherer könne jeder Nutzer von Firmen-Online kostenlos aktivieren“, sagt Laura Gersch, Vorstand für Firmenkunden und Personal der Allianz Leben. Erst bei der Nutzung einer automatischen Datenaktualisierung oder von Services werde für Fremdnutzer eine Gebühr fällig. Laut Homepage liegt die Allianz-Monatspauschale bei 2,50 Euro + 19 Prozent Mehrwertsteuer pro Vertrag.
Wie der Markt der Portale tickt
„Grundsätzlich ist die bAV-Verwaltung Sache des Arbeitgebers“, betont Xempus-Chef Bockelmann. Der Arbeitgeber will über ein solches Portal alle bAV-Verträge seiner Mitarbeiter bei allen Anbietern einsehen, ist aber meist nicht bereit, dafür Geld zu bezahlen. Marktgrößen wie Xempus verlangen dafür kein Geld vom Arbeitgeber, nehmen jedoch von den angeschlossenen Versicherern eine „sehr niedrige Gebühr“.
Angeregt durch die Allianz-Offerte öffnen sich weitere Versicherer für die Verwaltung von bAV-Fremdverträgen, also Policen, die Arbeitnehmer bei ihrer Einstellung von früheren Arbeitgebern mitgebracht haben. „Versicherer, die ein Modul des eVorsorge-Portals als bAV-Portal für Arbeitgeber nutzen, können ab sofort ein entsprechendes Fremdvertrags- bzw. Fremddatenmodul nutzen“, berichtet Stefan Huber, Geschäftsführer des Software-Anbieters eVorsorge Systems GmbH, der zur VData-Gruppe gehört.
Der Versicherer habe dabei keine Möglichkeit, auf Fremdvertragsdaten, Arbeitnehmerdaten ohne Vertrag beim Versicherer oder durch den Arbeitgeber abgelegte Dokumente zuzugreifen, betont Huber. Dies sei „systemseitig ausgeschlossen“. Die Fremddaten können auch jederzeit durch den Arbeitgeber gelöscht oder exportiert werden.
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Arbeitgeber entscheidet selbst über weitere Services
Personen- und Vertragsdaten können durch den Arbeitgeber via Schnittstelle in das eVorsorge-Portal eingespielt werden – für den Arbeitgeber kostenfrei. Arbeitgeber können aber auch selbst weitere Benutzer im Portal anlegen und somit beispielsweise spezialisierte Dienstleister mit der Pflege und Aktualisierung der Daten oder der Meldung von Änderungen an den jeweiligen Versicherer beauftragen, so Huber weiter.
Zu den Details hakte procontra nach. „Das Fremdvertragsmodul ist nur für Versicherer relevant, die eVorsorge als bAV-Arbeitgeberportal einsetzen“, sagt Huber. Aus Sicht eines bAV-Maklers bietet sich im Prinzip jedoch eine kostenlose Möglichkeit, seinen Firmenkunden über den Versicherer moderne bAV-Arbeitgeberportale und in Bezug auf den bereitstellenden Versicherer auch entsprechend servicierte Verträge anzubieten, denkt Huber weiter. „Da der Arbeitgeber selbst weitere Zugänge zum Portal anlegen kann, hätte ein bAV-Makler die Möglichkeit, dem Arbeitgeber den vollen Service anzubieten, der auch die Einspielung der Fremdverträge und Dokumente sowie deren Aktualisierung umfasst“, so Huber.
Elf Versicherer bis Ende 2021 im Boot
Welche Versicherer den neuen Service nutzen, wollte Huber noch nicht sagen. „Zum Jahresende könnte das Fremdvertragsmodul bei elf Versicherern zum Einsatz kommen“, so der Chef der Softwareschmiede. Einige Versicherer dürften ihre neuen Angebote zeitlich in Richtung der DKM 2021 vorstellen.
Das Fremdvertragsmodul gehöre zum Auslieferungsstandard für Versicherer. Daher entstünden dem Versicherer keine zusätzlichen Kosten - und somit auch nicht dem Arbeitgeber. Auch für einen Berater/bAV-Makler, der vom Arbeitgeber einen Zugang zum bAV-Arbeitgeberportal erhält, entstehen laut Huber keine Kosten.
Bekanntlich sei die Aktualisierung der Daten, Hinterlegung von Dokumenten sowie das Handling von Geschäftsvorfällen eine Herausforderung. „Wir bieten potenziellen Partnern daher demnächst an, dies über eine Dienstleistungstochter zu buchen“, so Huber. Das Preismodell hänge stark vom Digitalisierungsgrad des jeweiligen Versicherers ab und dürfte nach ersten Marktanalysen in einer Bandbreite von ein bis zehn Euro netto pro Jahr und Vertrag bewegen.
Die bekanntesten Portale
Laut der Umfrage „Betriebliche Altersversorgung 2020" der BBG Betriebsberatung unter 308 Maklern und Mehrfachagenten kennen sowie 82,1 Prozent Xempus, 52 Prozent das Allianz-Portal Firmen-Online, 26,6 Prozent eVorsorge und 24,3 Prozent ePension. Tatsächlich genutzt werden von den genannten Portalen ganz überwiegend Xempus (60 Prozent) und Firmen-Online (42 Prozent), wobei Mehrfachnennungen erlaubt waren.
Makler können bei Versicherern schon länger auf digitale Plattform-Lösungen im Vertrieb bauen. Beim HDI kooperiere man seit längerem mit den besten Anbietern des Marktes, so Talanx-bAV-Vorstand Fabian von Löbbecke. Namentlich nennt Löbbecke Xempus und eVorsorge. Aktuell sei ein Feature mit Listenanmeldungen für Berater sowie elektronischer Signatur bei Xempus freigeschaltet worden.
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