Altersvorsorge: Privat über den Betrieb?

Die bAV wird vielfach trotz Förderung als umständlich von Firmen und Arbeitnehmern empfunden. Ein Insurtech bietet nun eine Alternative: eine digitale ETF-Police der dritten Schicht über den Arbeitgeber. Die Veranstaltungswirtschaft ist drauf angesprungen.

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12:12 Uhr | 08. Dezember | 2022
Ein Großteil der betrieblichen Altersversorgung ist wenig renditeträchtig, mit sehr hohem Verwaltungsaufwand und sehr geriniger Flexibilität und Portabilität versehen, sagt Alberto del Pozo. Bild: Mypension

Ein Großteil der betrieblichen Altersversorgung ist wenig renditeträchtig, mit sehr hohem Verwaltungsaufwand und sehr geriniger Flexibilität und Portabilität versehen, sagt Alberto del Pozo. Bild: Mypension

Die Veranstaltungswirtschaft, die vor der Pandemie mit über 100.000 Betrieben und einer Million Beschäftigten die sechstgrößte Branche in Deutschland war, klagt über massive Abwanderung von Fachkräften. Daher stärkt die Bundesvereinigung der Veranstaltungswirtschaft (FWD) ihre Mitglieder nun mit modernen HR-Instrumenten, darunter einem leistungsfähigen Angebot der betrieblichen Vorsorge.

Über die FWD: Servicegesellschaft erhalten Firmen seit Oktober 2022 einen vergünstigten Zugang zu Altersvorsorgelösungen von Mypension, dem ersten Anbieter ETF-basierter digitaler Rentenversicherungen in Deutschland. ETF sind mittlerweile ab 0,15 Prozent pro Jahr zu haben, aktiv gemanagte Fonds (Dachfondskonstruktion) können bis zu 2,5 Prozent pro Jahr des Vertragsguthabens kosten.

Dritte Schicht statt zweiter Schicht in Firmen angesiedelt

Was nach bAV (zweite Vorsorgeschicht) klingt, ist in Wahrheit gar keine betriebliche Altersversorgung (bAV), sondern private Vorsorge (dritte Schicht), allerdings über den Betrieb. Das Prozedere beschreibt Alberto del Pozo, Geschäftsführer von Mypension, auf Nachfrage von procontra wie folgt: „In erster Linie zahlen die Mitarbeiter in das Produkt ein, oftmals beteiligt sich der Arbeitgeber auf freiwilliger Basis finanziell oder unterstützt das Produkt auf andere Art, etwa durch die Übernahme von Kosten.“

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Das klingt für auf klassische deutsche Vorsorge-Schichten getrimmte Berater-Ohren gewöhnungsbedürftig. Daher noch ein wenig mehr inhaltlicher Tiefgang: „Es handelt sich hier nicht um Zahlungen aus dem Bruttogehalt, sondern um zusätzliche Zahlungen, die im Vorfeld versteuert wurden“, erklärt del Pozo. Eine besondere rechtliche Grundlage sei nicht nötig, denn es sei ja eben keine Zusage einer bAV. „Über den Arbeitgeber erhält der Mitarbeiter lediglich Zugang zu einer vergünstigten Vorsorgelösung; Vertragspartner sind Mitarbeiter und Mypension“, stellt del Pozo klar.

Vergünstigungen für Arbeitnehmer und Firmen

Die Vergünstigung erklärt der Mypension-Chef sehr transparent. Es gebe als Preisvorteil 100 Euro beim Einzelabschluss des Vertrages auf die Installationsgebühr (49 Euro für Netzwerkpartner statt 149 Euro). Zudem verzichte Mypension auf die Einrichtungsgebühr der Kundenkonten im Layout des Arbeitgebers, die normalerweise 350 Euro plus Mehrwertsteuer beträgt.

Hintergrund: Auf Wunsch implementiert Mypension die Zugangsmöglichkeiten zum Kundenkonto für Belegschaften im Corporate Design des jeweiligen Unternehmens. „Wir erleichtern kostenseitig so den Einstieg in das Produkt für Mitarbeiter und bieten Arbeitgebern an, die Vertragsverwaltung kostenlos auf deren Bedürfnisse zu adaptieren, etwa durch optische Anpassung an das Corporate Design“, so del Pozo.

Kostenvorteil als Renditehebel

Für Arbeitnehmer der Veranstaltungswirtschaft könnte sich dieses Herangehen als Segen erweisen. Im Vergleich zu marktüblichen Produkten haben sie bis zu 55 Prozent geringere Kosten zu zahlen. Dies wirkt sich über die Zeit überproportional günstig auf die Rendite aus – siehe Grafik.

Dies hatte eine BaFin-Untersuchung bestätigt. Schon kurz danach hatte del Pozo für procontra einen dezidierten Kostenvergleich vorgenommen. Sein Fazit damals: „Ein Großteil der untersuchten Versicherungslösungen ist zu teuer und schmälert somit die Rendite für die finanzielle Absicherung im Alter unter Umständen massiv.“ Speziell bei den Fondspolicen, die im aktuellen Marktumfeld die einzig sinnvolle Alternative darstellen, um Vermögen aufzubauen, stehe das Preis-Leistungs-Verhältnis auf dem Prüfstand.

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Kosten und Renditen des Anbieters im Branchenvergleich

Bei 30 Jahren Laufzeit betragen laut BaFin-Umfrage die Effektivkosten im gewichteten Mittel 1,9 Prozent. Das findet der Mypension-Chef viel zu hoch. „Das bedeutet, dass von einer unterstellten jährlichen Rendite von 6,0 Prozent vor Kosten für den Anleger letztlich nur 4,1 Prozent Rendite nach Kosten übrigbleiben und etwa ein Drittel der Rendite durch Kosten aufgezehrt wird“, so der Experte.

Zum Vergleich: Bei Mypension liegen die Effektivkosten der privaten Altersvorsorge lediglich bei 0,86 Prozent pro Jahr. Was für den Anleger zu 5,14 Prozent jährlicher Rendite führt. Über 30 Jahre Laufzeit summiere sich dieser Vorteil bei 100 Euro Monatsbeitrag auf rund 20 Prozent Mehrrendite (+ 14.000 Euro).

Argument für zusätzliche Honorarberatung durch Makler

Solche Effekte kommen nicht von ungefähr. Es wird konsequent an Kosten gespart. „Grundsätzlich fallen bei all unseren Lösungen keine Abschlussprovisionen an, anders als sonst bei vielen Produkten der privaten und betrieblichen Altersvorsorge üblich“, bestätigt del Pozo. Das wird Makler, die nicht auch auf Honorarberatung setzen, nicht freuen. Produktpartner ist die auf Nettopolicen spezialisierte My Life Lebensversicherung.

Man verzichtet aber nicht nur auf Abschluss- und Vertriebskosten, sondern hat auch niedrige Verwaltungskosten, da viele Prozesse digitalisiert ablaufen, und bietet ein sehr kostengünstiges, ETF-basiertes „Weltportfolio“ an.

Nachteile der bAV zum Vorteil für Arbeitnehmer geändert

Der eigentliche „Baustein für die finanzielle Absicherung der Veranstaltungswirtschaft-Mitarbeiter ist also eine abschlusskostenfreie kostengünstige und flexible private ETF-basierte Rentenversicherung, die darüber hinaus auch deutlich portabler ist als eine bAV“, fasst del Pozo zusammen. Sie könne zudem deutlich höhere Renditen als marktübliche bAV-Produkte mit Garantien erreichen. Und biete Arbeitnehmern – anders als bei der bAV – volle Transparenz, da sie der „Eigentümer“ der Altersvorsorge sind, und nicht der Arbeitgeber.

„Mitarbeiter können täglich per Online-Zugang oder per App den Vertragswert einsehen und besser verstehen als den jährlichen bAV-Jahresauszug“, wirft der Mypension-Chef der bAV den Fehde-Handschuh zu, die häufig ein „garantiertes Verlustgeschäft“ sei. Dies schaffe wirkliche Mitarbeitermotivation. Hinzu komme, dass man die Online-Abschlussstrecke und das Kundenkonto in der Corporate Identity branden kann.

„Die heterogene Struktur unserer Mitglieder bringt sehr spezifische Anforderungen an eine betriebliche Vorsorge mit sich“ sagt Silke Schulte. Mypension habe besonders durch hohe Flexibilität und einfache Zugriffsmöglichkeiten für Mitarbeiter sowie schnellen Einsatz ohne Verwaltungsaufwand für unsere Mitgliedsunternehmen überzeugt, so die Geschäftsführerin der FWD: Servicegesellschaft. Auch mit niedrigen und unregelmäßigen Zahlungen ließe sich so eine auskömmliche Altersvorsorge aufbauen.

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