Was Sie erfahren werden
Haupttreiber für Gold- und Silberpreis-Rallye
Kursprognosen für 2026
Gold- und Geldpolitik der Notenbanken
Wie institutionelle Investoren agieren
Gold als „sicherer Hafen“ – das klingt für viele fast schon abgedroschen, weil zigfach zitiert. Aber selten passte der Vergleich so wie in 2025, wo Gold nicht nur für Sicherheit, sondern auch für eine Topperformance im Depot sorgte. Zu Jahresbeginn notierte die Goldunze noch bei 2.577 Euro – Anfang Dezember bei über 3.600 Euro. Ein Plus von fast 40 Prozent – der DAX schaffte in dieser Zeit nicht einmal 20 Prozent. Noch besser lief es beim „kleinen Bruder“ Silber. Der Unzenpreis notierte Anfang Dezember bei über 49 Euro, was ein Jahresplus von 72 Prozent darstellte. Und wie immer drängt sich bei einer solchen Rallye bei Kunden und Beratern die Frage auf: Wie lange geht das noch so weiter? Wann platzt die Blase? Eine Betrachtung der bisherigen Haupttreiber bringt Orientierung.
Gold dominiert Reserven
Da wären die Notenbanken: „Einer der zentralen Treiber sind die seit 2022 stark gestiegenen Zentralbankkäufe von Gold – einem Asset, das im Zweifel nicht so einfach sanktionierbar ist“, meint Andreas Marcinkowski, Senior Portfoliomanager bei Amundi, auf procontra-Anfrage. Und auch wenn die Zukäufe aktuell nicht mehr auf Rekordniveau liegen, hält physisches Gold zum ersten Mal seit fast drei Jahrzehnten in den weltweiten Notenbankreserven einen größeren Anteil als US-Staatsanleihen. Tendenz steigend. Denn laut World Gold Council wollen knapp ein Drittel der Zentralbanken ihre Goldreserven im kommenden Jahr weiter ausbauen – keine einzige plant eine Reduzierung. Dieser Trend signalisiert eine fortschreitende Abkopplung vom US-Dollar und stützt eine weiterhin bullishe Erwartungshaltung. So sei auch laut JPMorgan-Analyst Nikolaos Panigirtzoglou die jüngste, heftige Korrektur Ende Oktober keine Trendwende, sondern lediglich eine Folge von Gewinnmitnahmen. Entscheidend sei, dass (institutionelle) Investoren Gold zunehmend als strategische Beimischung im Portfolio nutzen – nicht mehr primär als Inflationsschutz, sondern als Absicherung gegen Aktienrisiken. JPMorgan hält einen Unzenpreis Ende 2026 von über 5.000 US-Dollar für realistisch, bis 2028 könnte der Preis sogar auf 6.000 US-Dollar klettern.
Grund sei ebenfalls, dass sich das Gemisch der bisherigen Treiber aus geo- und handelspolitischen Unsicherheiten, wachsenden Staatsschulden und möglichen Zinssenkungen in den USA in 2026 nicht in Luft auflösen werde. Im Gegenteil: Die Haushaltsprobleme der USA mit teilweisen „Shutdowns“ könnten im kommenden Jahr zu einem noch größeren Treiber werden als bislang.
Wenngleich diese strukturellen Faktoren für eine Fortsetzung des Trends sprechen, gibt es auch warnende Stimmen im Edelmetallsektor. Goldman Sachs etwa sieht insbesondere bei Silber ein größeres Korrekturrisiko: Zwar habe das Metall stark zugelegt, doch fehle die Unterstützung durch institutionelle Käufer, wie sie Gold genießt. Entsprechend könne es 2026 zu stärkeren Preisrücksetzern kommen.
Die geldpolitische Entwicklung bleibt ebenfalls ein Schlüsselfaktor. Sollte die US-Notenbank im kommenden Jahr tatsächlich Zinsanhebungen ausschließen oder gar Senkungen einleiten, dürfte dies Gold weiter stützen. Umgekehrt könnte eine überraschend stabile Inflation die Renditen von Staatsanleihen wieder attraktiver machen – ein klassischer Gegenwind für Edelmetalle. Silber ist in dieser Hinsicht noch abhängiger von realwirtschaftlichen Faktoren: Die Nachfrage aus dem Photovoltaiksektor, der Elektronikfertigung und dem Automobilsektor, wo Silber – im Gegensatz zu Gold – als Industriemetall viel stärker ge- und verbraucht wird, bleibt entscheidend.
Gold-Silber-Ratio als Kaufsignal
Bei einer Einschätzung der zukünftigen Preisentwicklung von Gold und Silber hilft auch ein Blick auf die sogenannte Gold-Silber-Ratio. Sie spiegelt das Preisverhältnis der beiden Metalle wider. Anders ausgedrückt: Sie gibt an, wie viele Unzen Silber nötig sind, um eine Unze Gold kaufen zu können. Seit rund vier Jahren pendelt das Verhältnis recht stabil zwischen 80 und 90, nachdem es in den 2010er Jahren eher zwischen 60 und 70 lag. Ein Beleg dafür, dass sich der Goldpreis stärker entwickelte. Verlässt diese Ratio signifikant das genannte Mittel, so könnte es ein Signal sein, um in das jeweils unterbewertete Metall zu investieren. So wie im April dieses Jahres, als die Ratio aufgrund des starken Goldpreisanstiegs auf über 100 schoss. Erst Ende Mai sank sie wieder unter 100, just jenem Zeitpunkt als die Silberrallye startete. Mitte November bewegte sich die Ration von 80 auf etwas über 70, da der Silberpreis stärker stieg als der Goldpreis. Die Goldprognose von JPMorgan von 5.000 US-Dollar zugrunde gelegt, wäre bei einer Gold-Silber-Ratio von 80 ein Silberpreis von etwa 62 US-Dollar realistisch – da wären über 22 Prozent Wertsteigerung vom Niveau Mitte November (51 US-Dollar).
Faktor Trump
Neben den strukturellen Faktoren und Kursindikatoren bleibt für einige Experten US-Präsident Donald Trump ein ganz eigener Treiber. In einer ohnehin chaotischen Welt sei Trump ein weiterer Unsicherheitsfaktor, beschreibt es beispielsweise Fondsmanager Daniel Rauch von der Landesbank Baden- Württemberg (LBBW). Seine undurchsichtige Wirtschafts- und launische Zollpolitik befeuern die Unsicherheit – auch von Anlegern. Ebenso sein massiver Druck, den er auf die US-Notenbank ausübt. Das dürfte noch eine Weile anhalten und damit auch die Goldpreistendenz – die nächste Präsidentschaftswahl steht in den USA erst 2028 an. Der Faktor Trump verschwindet dann. Doch ob mit seinem wahrscheinlichen Nachfolger als Kandidat der Republikaner, JD Vance, Sicherheit und Vertrauen zurückkehren, darf man heute zumindest bezweifeln. Insofern hat eine starke Goldpreisentwicklung auch immer ihren Preis, den die Welt und eben auch Anleger, an anderen Stellen zu zahlen haben.
2026: Mehr als nur eine Beimischung
Edelmetalle gewinnen an Bedeutung in Depots – nicht nur aufgrund der wachsenden Nachfrage nach sicheren Anlageformen, sondern auch von ihrer steigenden Bedeutung in der Industrie. Die oft empfohlene Beimischung von 5 bis 10 Prozent dürfte bereits heute in vielen Depots höher liegen. Kursfantasien und eine anhaltende Unsicherheit dürften das auch in 2026 weiter rechtfertigen.


