Gold & Silber: „Zwischenzeitliche Rückgänge sind normal“
Was Sie erfahren werden:
Warum Gold und Silber 2025 so stark gestiegen sind
Treiber und Bremsen der Edelmetallpreise in 2026
Strategische Ausrichtung von DJE bei der Edelmetall-Positionierung
procontra: Was waren die zentralen Gründe dafür, dass Gold und Silber in 2025 so stark performten?
Manuel Zeuch: Gold wurde 2025 durch mehrere Faktoren auf neue Allzeithochs getrieben: handelspolitische Spannungen, Sorgen hinsichtlich der Unabhängigkeit der Fed, geopolitische Risiken, weiter steigende Staatsverschuldung in der westlichen Welt sowie Befürchtungen über die Inflationsentwicklung.
procontra: Welche Rolle spielten die Zentralbanken dabei?
Zeuch: Eine sehr große. Seit Beginn des Ukrainekriegs und dem Einfrieren russischer Gelder haben vor allem Länder und Notenbanken des globalen Südens verstärkt Gold gekauft. In den letzten drei Jahren kauften Zentralbanken rund 1.000 Tonnen Gold – im Vergleich zu etwa 500 Tonnen im Durchschnitt vor dem Krieg.
China etwa reduzierte seine Bestände an US-Staatsanleihen und stockte seine Goldreserven von 1.700 Tonnen im Jahr 2015 auf über 2.300 Tonnen 2025 auf, was rund 7 % der Devisenreserven entspricht. Diese Zentralbanken sehen Gold als strategisches Diversifikationsinstrument.
Gold-ETFs, die zuvor drei Jahre lang eher auf der Verkäuferseite standen, kehrten 2025 zurück und kauften im Jahresverlauf wieder Gold. Das war ein weiterer wichtiger Nachfragetreiber.
procontra: Und was trieb den Silberpreis?
Zeuch: Silber wird zu rund 60 Prozent industriell genutzt, vor allem in der Elektronik-, Solar- und Automobilindustrie. Die Nachfrage ist in diesen Bereichen stark gestiegen. Auf der Angebotsseite kam Silber unter Druck, weil rund 60 Prozent der weltweiten Förderung als Nebenprodukt bei anderen Metallen anfällt – und diese Minen in den vergangenen Jahren vielfach unterbrochen waren. Seit 2021 weist der Silbermarkt ein anhaltendes Angebotsdefizit auf. Physisch hinterlegte Silber-ETFs verzeichneten 2025 wieder kräftige Zuflüsse, was die Preise zusätzlich stützte.
procontra: Welche Rolle spielte die Solarindustrie?
Zeuch: Eine entscheidende. Die Nachfrage aus dem Solarsektor hat sich seit 2020 nahezu vervierfacht. Das liegt am beschleunigten Ausbau der Photovoltaik und an der gestiegenen Silberintensität moderner Solarmodule.
procontra: Silber profitiert also sowohl von der Industrie als auch vom Investment?
Zeuch: Genau. Silber hat eine doppelte Rolle: Industriemetall und Edelmetall mit Safe-Haven-Charakter. Es korreliert eng mit Gold, wirkt aber historisch als zyklischer Hebel auf dessen Preisentwicklung. Makroökonomisch profitiert Silber zudem von der Erwartung einer geldpolitischen Wende, fiskalischen Risiken und geopolitischen Unsicherheiten.
Silber hat eine doppelte Rolle: Industriemetall und Edelmetall mit Safe-Haven-Charakter. Es korreliert eng mit Gold, wirkt aber historisch als zyklischer Hebel auf dessen Preisentwicklung.Manuel Zeuch
procontra: Welche Erwartungen haben Sie für 2026?
Zeuch: Die strukturellen Treiber bleiben intakt: anhaltende Staatsdefizite, steigende Verschuldungslevels, handelspolitische Spannungen und geopolitische Risiken. Gold bleibt ein Absicherungsinstrument gegen Rezession, Stagflation, geldpolitische Volatilität und geopolitische Spannungen. Stabilisierte ETF-Zuflüsse und starke Käufe durch Zentralbanken – besonders aus Schwellenländern – unterstreichen die mittelfristige Relevanz.
Zudem zeigt sich, dass professionelle Anleger in westlichen Ländern nach wie vor unterinvestiert sind. Diese Unterinvestition dürfte 2026 tendenziell stützen.
Bei Silber wird die Nachfrage weiterhin durch Photovoltaik und Elektromobilität getrieben. Weltweit bleiben die Ausbaupläne positiv, vor allem in China. Technologische Fortschritte reduzieren zwar langfristig den Silberverbrauch pro Einheit, aber kurzfristig reicht dieser Effizienzgewinn nicht aus, um den Markt ins Gleichgewicht zu bringen.
Die IEA erwartet zwischen 2025 und 2030 einen Ausbau der erneuerbaren Energien von fast 4.600 GW – Photovoltaik ist dabei der größte Hebel. Dazu kommen wieder kräftige Zuflüsse in Silber-ETFs, die inzwischen rund 20 Prozent der Nachfrage ausmachen.
procontra: Was passiert, wenn die Treiber wegfallen? Rechnen Sie mit starken Korrekturen?
Zeuch: Zwischenzeitliche Korrekturen sind normal. Kurseinbrüche wie der kürzliche Rückgang bei Gold um rund 11 Prozent waren im historischen Vergleich nicht ungewöhnlich. Größere Rücksetzer wären vor allem durch steigende Realzinsen, sinkende Nachfrage von Zentralbanken und Gold-ETFs oder eine sehr starke Entwicklung anderer Anlageklassen möglich. Gold steht als Asset ohne laufende Erträge immer im Wettbewerb.
procontra: Welche Bedeutung hat die Gold-Silber-Ratio?
Zeuch: Sie ist volatil und stark stimmungsabhängig: In unsicheren Zeiten steigt sie (Goldübergewicht), in Wachstumsphasen fällt sie (Silber profitiert). Wichtig ist: Fundamentale Faktoren wie Angebot, Nachfrage und Produktionskosten haben Vorrang vor der Ratio.
procontra: Wie sieht die Fondsstrategie für 2026 im DJE – Gold & Ressourcen aus?
Zeuch: Da die strukturellen Treiber weiter gelten, dürfte sich das Engagement in Gold- und Silberminenunternehmen in ähnlicher Größenordnung wie 2025 bewegen. Kupfer bleibt mittelfristig das interessanteste Industriemetall. Entsprechend bleiben Kupferproduzenten und diversifizierte Minenkonzerne ein zweiter Schwerpunkt. Auf der Energieseite bleiben wir zurückhaltend.

