P&R-Container: Weihnachtsgeld vom Insolvenzverwalter

Den betrogenen P&R-Anlegern steht die nächste Abschlagszahlung aus der Insolvenzmasse ins Haus. Diese soll noch vor Weihnachten erfolgen. Da die Containerverwertung bislang gut läuft, könnten die Gläubiger sogar mehr als jeden dritten Euro ihres verlorenen Geldes zurückerhalten.

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15:11 Uhr | 10. November | 2022
Bild: Ulrik Tofte

Weihnachtsgeld vom Insolvenzverwalter: Noch vor den Feiertagen sollen die geprellten P&R-Anleger die nächste Abschlagszahlung aus der Container-Insolvenzmasse erhalten. Bild: Ulrik Tofte

Gute Nahrichten für die geprellten Anleger des P&R-Container-Konglomerats: Bis Ende des Jahres und voraussichtlich noch vor Weihnachten werden sie die zweite Abschlagszahlung aus der Insolvenzmasse erhalten. Diese wird rund 139 Millionen Euro betragen. Das teilten die beiden Insolvenzverwalter für die vier deutschen P&R-Containerverwaltungsgesellschaften, Rechtsanwalt Dr. jur. Michael Jaffé und Rechtsanwalt Dr. jur. Philip Heinke, am Donnerstag mit.

Die erste Auszahlung hatten die Gläubiger im Mai 2021 erhalten, damals rund 207 Millionen Euro. Insgesamt werden dann 346 Millionen Euro bereits aus der Insolvenzmasse herausgelöst und unwiederbringlich ausgezahlt sein. Dies ist für ein Verfahren dieser Größenordnung und angesichts der Vielzahl der Probleme, die wir auf dem Weg dahin lösen mussten, ein enormer Erfolg“, so Jaffé.

Container werfen gute Erlöse ab

Insgesamt habe man nach der P&R-Pleite im März 2018 für die Anleger, die dem betrügerischen Schneeballsystem zum Opfer gefallen waren, rund 670 Millionen Euro einnehmen können. Diese können aber nicht gleich komplett ausgeschüttet werden. Da im Rahmen des Insolvenzverfahrens ausgezahlte Beträge nicht wieder zurückgefordert werden können, müsse man sichergehen, dass dieses Geld endgültig von der Gesellschaft realisiert wurde. Zur Sicherheit müssten deshalb auch Rückstellungen gebildet werden, die im weiteren Verfahrensverlauf auch wieder aufgelöst werden können, erläutern die beiden Anwälte in einer Presseinformation.

Die bislang angehäufte Insolvenzmasse stammt überwiegend aus der Containerverwertung. Zwar waren von angeblichen 1,6 Millionen Containern bei Insolvenzantragsstellung nur 618.000 tatsächlich vorhanden. Diese würden sich auf dem Weltmarkt aber weiterhin gut vermieten und nach Ablauf ihrer Lebensdauer verkaufen lassen, heißt es in der Mitteilung. Derzeit seien noch 447.000 Stück vorhanden. Künftige Einnahmen würden sich aber auf Basis dieser Zahl nicht einfach hochrechnen lassen, da die Abverkäufe aufgrund des fortschreitenden Alters der Containerflotte zeitnah steigen würden, heißt es. Tendenziell würde das die Einnahmen eher drücken, da die Mieteinnahmen den Großteil davon ausmachten.

Mehr als jeder dritte Anlegereuro könnte zurückfließen

Den etwa 54.000 P&R-Anlegern macht Jaffé dennoch Mut: „Es bleibt unser erklärtes Ziel, aus der Verwertung der Flotte rund eine Milliarde Euro für die Gläubiger zu generieren.“ Zwar bleibe der Containermarkt hochvolatil, so dass eine sichere Prognose derzeit nicht möglich sei. Jedoch halte er auch höhere Erlöse als das angestrebte Ziel für durchaus denkbar. Allerdings liegen die gesamten Forderungen bei 3,1 Milliarden Euro. Die Vorbereitung der zweiten Abschlagsverteilung habe sich extrem aufwendig gestaltet, auch wegen einer Flut von Datenänderungen und Tausenden von Erbfällen, die bearbeitet werden mussten. Insgesamt seien über 86.000 Einzelüberweisungen nötig.

Auf die Frage, ob frühere Anleger, die ihr Geld von P&R in den vier Jahren vor Stellung des Insolvenzantrags erhalten und nicht wieder dort angelegt haben, zurückzahlen müssen, gebe es noch keine höchstrichterliche Antwort, so Jaffé. Er glaubt, dass deren Geld im Wege der Insolvenzanfechtung zurückgefordert werden kann. Diese Anleger haben ihren vollen Buy-Out auf Basis des Schneeballsystems erhalten. Es handelte sich dabei also nicht um tatsächlich erzielte Rendite, sondern Geld, das von anderen Anlegern abgezockt wurde. Somit sieht Jaffé sie doch auf gewisse Weise von der Insolvenz betroffen, auch wenn sie 2018 schon gar nicht mehr investiert waren. Um ein mögliches BGH-Verfahren im nächsten Jahr möglichst schlank zu gestalten, hätten mittlerweile 99 Prozent der gut 125.000 Gläubiger die benötigte Hemmungsvereinbarung unterschrieben.

Die Insolvenzverwalter rechnen im Laufe des Verfahrens noch mit weiteren Abschlagsverteilungen. Womöglich schon im nächsten Jahr, wie es heißt. Über die nun bevorstehende Auszahlung würden die einzelnen Gläubiger auch noch schriftlich ausführlich informiert. Weitere Informationen und relevante Entwicklungen können unter der Seite frachtcontainer-inso.de eingesehen werden.