Elementarschutz in der Hochwasserregion

„Manchmal muss man die Menschen vor sich selbst schützen“

Mit einer Schadenbilanz von 8,5 Milliarden Euro ging die Ahrtal-Flut vom Sommer 2021 in die Geschichte ein. Können sich Anwohner zwei Jahre später noch gegen Elementargefahren absichern? Darüber hat procontra mit dem Makler Michael Pannasch gesprochen.

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11:09 Uhr | 15. September | 2023
Michael Pannasch

Der Euskirchener Makler Michael Pannasch verkauft Wohngebäudepolicen grundsätzlich nur mit Elementarschutz: „Ich hatte noch nie einen Kunden, der gesagt hat: Dann nicht."

| Quelle: privat

procontra:

Zwei Jahre sind seit der Ahrtal-Flut vergangen, die Spuren der Naturkatastrophe sind immer noch sichtbar. Wie gut können sich Anwohner vor Ort jetzt noch gegen Elementarschäden schützen?

Michael Pannasch:

Schon vor der Flutkatastrophe habe ich großen Wert auf Elementarschutz gelegt, meine Absicherungsquote liegt auch jetzt bei nahezu 100 Prozent. Auf persönliche Nachfrage bei verschiedenen Versicherern ergibt sich folgendes Bild: Wer in ZÜRS-Zone eins bis drei wohnt, hat in der Regel kein Problem, Elementarschutz zu bekommen. Bei ZÜRS-Zone vier trennt sich die Spreu vom Weizen.

procontra:

Unabhängig von der ZÜRS-Zone: Wird Elementarschutz seit der Flut stärker nachgefragt oder bemerken Sie eher das, was allgemein als „Flutdemenz“ bezeichnet wird?

Pannasch:

Während der Flut hat das Telefon bei mir nicht stillgestanden. Jetzt ist es eher so: Wer nicht betroffen war, blendet das Thema aus. Grundsätzlich – vor der Flut, nach der Flut – verkaufe ich Wohngebäudepolicen nur mit Elementarschutz. Ich hatte noch nie einen Kunden, der gesagt hat: Dann nicht.

procontra:

Die bundesweite Absicherungsquote in puncto Elementarschutz hat sich auch nach der Flutkatastrophe nicht verändert. Auch die politische Debatte um die Einführung einer Versicherungspflicht kommt nicht richtig vom Fleck. Wie stehen Sie zum Thema Pflicht?

Pannasch:

Zunächst einmal: Ich habe noch nie in meinem Leben so viele Tränen vergossen, wie in der Zeit nach der Flut. 150 Meter von meinem Büro entfernt fließt ein Fluss, der jetzt ausgetrocknet ist. Während der Flut war er circa 300 Meter breit, so dass man fast das andere Ende nicht erkennen konnte. Trotz dieser Erfahrung ist hier in Sachen Prävention nicht viel passiert, es wird immer noch fleißig an der Ahr gebaut. Ich habe zum Thema Pflicht keine klare Meinung. Aber ich denke, dass die Menschen manchmal vor sich selbst geschützt werden müssen.