Schadenfall der Woche

100.000 Euro, ein Porsche Cayenne und Leonardo DiCaprios Cousin

Wegen eines filmreifen Betrugs wird der Cousin von Hollywoodstar Leonardo DiCaprio demnächst vor einem deutschen Gericht stehen. Gut möglich, dass auch die Leinwandlegende aus Übersee anreisen muss, um im Münchner Zeugenstuhl zu erscheinen.

Author_image
13:04 Uhr | 20. April | 2023
Schadenfall

Auf 100.000 Euro Schadensersatz soll der Cousin von Schauspieler Leonardi DiCaprio in München verklagt werden.

| Quelle: procontra

Mit 16 zieht er in den 1960er Jahren nach New York; nach kleineren Betrugsversuchen schlüpft er in verschiedene Rollen und wird schließlich zum erfolgreichen Scheckbetrüger: Frank William Abagnale Junior gilt als jüngster Hochstapler und Scheckfälscher der Geschichte. Seine Story wird 2002 in Hollywood verfilmt und mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle zum oscarprämierten Kinoerfolg.  

Aktuell macht eine etwas anders geartete Hochstapler-Story Schlagzeilen – diesmal kein Filmstoff, sondern real. Strippenzieher ist der deutsche Cousin von DiCaprio, Niklas In den Birken. Am 4. Mai beginnt gegen ihn ein Strafprozess in München. Der 26-jährige steht dort wegen mutmaßlicher Hochstapelei vor Gericht, er soll sich 100.000 Euro und einen Porsche Cayenne als Dienstwagen erschlichen haben. Gut möglich, dass auch DiCaprio zu einer Zeugenaussage in den Gerichtssaal der bayerischen Landeshauptstadt reisen muss.

Gespräche auf der Hochzeit von Prinz Harry

Doch der Reihe nach: 2018 suchte laut Anklage eine Münchner Produktionsfirma einen Hauptdarsteller für ein internationales Filmprojekt – das rief die erfinderischen Künste von DiCaprios Cousins auf den Plan. Laut „Bild“ habe In den Birken damals der Firma vorgegaukelt, dass sein Cousin aus Übersee an einer Rolle in dem Film interessiert sei. Und dafür kassierte er reichlich Vorschusslorbeeren ab. Die Produktionsfirma zahlte ihm ein Gehalt von 100.000 Euro und händigte ihm einen Porsche Cayenne als Dienstwagen aus. In den Birken leistet im Gegenzug angeblich Überzeugungsarbeit. Um seinem Cousin das cineastische Projekt schmackhaft zu machen, reist er zunächst nach Los Angeles und setzt die akquirierenden Tätigkeiten schließlich im Mai 2018 fort: Auf der Hochzeitsfeier von Prinz Harry habe er mit DiCaprio weitere Gespräche über den Film geführt, die bei einer Feier auf einem Boot auf Mallorca fortgesetzt worden seien.  

Schließlich sei sogar der 13-seitige Text für den Film mit dem Hollywoodstar bei einem Treffen in Mittelamerika durchgesprochen worden. Früchte trugen die an illustren Orten geführten Gespräche indes nicht. Im August 2018 habe eine weitere Zusammenkunft bei einer Geburtstagsfeier folgen sollen – diese soll DiCaprio jedoch kurzfristig abgesagt haben.  

Produktionsfirma gab 300.000 Euro aus

An diesem Punkt zieht die Produktionsfirma die Reißleine, die bis dato rund 300.000 Euro für das Anwerben des Stars ausgegeben hatte. Sie stellt Strafanzeige gegen DiCaprios Cousin und verklagt ihn auf Schadensersatz von rund 100.000 Euro.

„Wenn der Beklagte vor Gericht bei seiner Version bleibt, dann ist zu erwarten, dass Leonardo DiCaprio als Zeuge geladen wird“, erklärte der Anwalt der Produktionsfirma, Dr. Alexander Stevens, gegenüber „Bild“. Laut Anklage habe DiCaprio seit Jahren keinen Kontakt mehr zu seiner deutschen Familie gehabt. Nun könnten ihn seine verwandtschaftlichen Beziehungen zu einer Rückkehr zwingen.