Sie sind aktiv, haben Zeit und Geld und noch viele Lebensjahre vor sich: Angehörige der Generation 50plus. Vor allem sind sie zahlreich: Fast 37 Millionen Menschen in Deutschland gehören zur Gruppe der sogenannten „Best Ager“, wie das Statistische Bundesamt auf Anfrage mitteilte. Dass ein Großteil der Ruheständler in Deutschland derzeit im internationalen Vergleich ein materiell und gesundheitlich gutes Leben führt, bestätigt der Global Retirement Index von Natixis Investment Managers. Dort schafft es Deutschland immerhin in die Top 10.
Länder mit sicherem Ruhestand | |
1. | Norwegen |
2. | Schweiz |
3. | Island |
4. | Irland |
5. | Luxemburg |
6. | Niederlande |
7. | Australien |
8. | Neuseeland |
9. | Deutschland |
10. | Dänemark |
Doch aktuell hat über die Hälfte der Älteren Sorge wegen der anhaltend hohen Inflation, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) ergab. Generell hat die Generation 50plus spezifische Bedürfnisse – und reichlich Fragen. Aus Kundensicht soll das vorhandene Kapital im Alter ausreichen, um den gewünschten Lebensstandard nach Steuern und eben Inflation bis zum Lebensende zu ermöglichen.
Daraus ergeben sich Beratungsansätze hinsichtlich der individuell notwendigen Rendite bei der Wahl der möglichen Anlageprodukte. Daher betont das Finanzberatungsunternehmen Financedoor: „Ruhestandsplanung ist mehr als Altersvorsorge.“ So richtig bewusst wird vielen Menschen das erst ab Alter 50. Der Ruhestand rückt näher und die Gedanken kreisen um das Leben „danach“. Viele fragen sich: Was jetzt?
Breite Zulassung erforderlich
Wer das beantworten kann, erschließt sich eine wachsende Zielgruppe vermögender Kunden. Thematisch geht es weniger um Versicherungen, sondern eher um Vermögensmanagement. Notwendig ist daher – neben 34d – mindestens auch eine Zulassung gemäß 34f Gewerbeordnung. Sich entsprechend aufzustellen, könnte sich lohnen. Heute gibt es einige Makler, die sich auf das Thema Ruhestandsplanung spezialisiert haben.
Auch Siegfried Reitberger hatte sich bereits 2009 als Ruhestandsplaner positioniert. Inzwischen rückt er das Thema Wohlstandsplanung ins Zentrum seiner Aktivitäten. Seine Firma Bamberger Ruhestandsplanung hat er in Deutsche Wohlstandsplanung umbenannt. „Ich habe erkannt, dass Menschen mit Wohlstandsplanung mehr anfangen können als mit Ruhestandsplanung. Sie haben einen besseren Bezug zu Finanzen als zur Ruhestandsplanung“, sagt Reitberger . Und er stellt klar: „Um objektiv und unabhängig eine Wohlstandsplanung zu erstellen, ist es wichtig, Zulassungen wie zum Beispiel 34f, 34d, 34c, 34i zu besitzen“.
Komplexe Materie
Tatsächlich erfordert Ruhestandsplanung Sorgfalt und Expertise. Die Herausforderung beschreiben Experten so: Es ist schon schwer genug, zwischen Entgeltpunkten, Rentenformel und Anrechnungszeiten den Durchblick zu bewahren. Kommen Versicherungen, Fonds, Steuern und Spezialitäten wie betriebliche Altersvorsorge dazu, ist die Komplexität total. Daher bräuchten jene, deren Ruhestand in zehn bis fünfzehn Jahren ansteht, Berater, die ihre Bedürfnisse verstehen und ganzheitlich beraten können.
Typische Fragen von Ruhestandsplanern an ihre Kunden sind: „Wie stellen Sie sich Ihr künftiges Leben vor?“, „Welche Einnahmen und Ausgaben sind zu erwarten?“, „Was müssen Sie heute unternehmen, um Ihre Ziele zu realisieren?“. Thomas Roth, CFP und Finanzberater mit Schwerpunkt Ruhestandsplanung bei MLP, weist auf die besondere Lebenssituation von Menschen über 50 hin: „Deren Leben befindet sich oft im Umbruch: Die Kinder verlassen das Elternhaus. Das Eigenheim ist abgezahlt – oder zumindest fast. Und im Job wurde die angestrebte Position erlangt.“ Vieles sei erreicht und allmählich richteten sich die Gedanken auf den nahenden Ruhestand und dessen Finanzierung. „Auch Themen wie Erbschaft, Testament, Vorsorgevollmacht, Patientenverfügung und steueroptimierte Übertragung von Vermögen – zum Beispiel mit Hilfe von Versicherungen oder Immobilien – rücken dann ins Blickfeld“, ergänzt Roth.
Experten-Netzwerk pflegen
Für eine Beratung, die all diese Aspekte mit einbezieht, bräuchte es eigentlich mehrere Menschen: einen Versicherungsvermittler, einen Bankberater, einen unabhängigen Finanzdienstleister und vielleicht auch einen Steuerfachmann und Rechtsanwalt. Ein Ruhestandsplaner vereint viele dieser Kompetenzen. Und sollte sein Wissen einmal nicht ausreichen, zieht er sein Expertennetzwerk zu Rate. Besonders bei vermögenden Kunden bedarf es in der Regel zusätzlicher Expertise in Steuer- und Rechtsfragen.
Um Best Agern solch eine ganzheitliche Leistung anzubieten, müssen Berater sich permanent weiterbilden. Die Mühe sollte sich lohnen, denn Ruhestandsplaner können ihre Kunden viele Jahre betreuen, auch wenn diese schon lange im Ruhestand sind. Insgesamt eröffnen sich vielversprechende Perspektiven auch für Versicherungsmakler. Wenn sie ihr Finanzwissen erweitern und bereit sind, in kniffligen Rechts- und Steuerfragen mit entsprechenden Fachleuten zusammenzuarbeiten, erschließen sich einen Markt von fast 37 Millionen Menschen der Generation 50plus.