GDV-Konzept

Vertrieb der Bürgerrente hätte niedrigere Provisionen zur Folge

Verbraucher würden die Eckpunkte des Konzepts der Bürgerrente, laut einer aktuellen Umfrage, offenbar befürworten. Für Vermittler wäre das Produkt indessen offenbar weniger einträglich.

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13:05 Uhr | 23. Mai | 2023
Geld fliegt weg

Der GDV will mit der Bürgerrente ein kostengünstigeres Altersvorsorgeprodukt auflegen. Das senkt Kosten, aber auch Provisionen.

| Quelle: Denis Novikov

Rentabel, kostengünstig, langfristig, einfach aufgebaut und für alle. Damit wirbt die Versicherungswirtschaft für ihr Konzept der Bürgerrente. Eine Idee, mit der der Gesamtverband der Versicherer (GDV) die Altersvorsorge um ein Produkt reicher machen will. Dabei soll der Staat zu jedem eingezahlten Euro 50 Cent bezuschussen. Die Kapital-Garantie soll, um das Geld renditeversprechender anlegen zu können, auf 80 Prozent runtergefahren werden, dazu soll eine Rentengarantiezeit Verbraucher von dem Konzept überzeugen. Der GDV strebt eine Zielrendite von 4,8 Prozent an. „Im Vergleich zur Riester-Rente ist die Bürgerrente einfacher, verständlicher, nachhaltiger und renditestärker“, wirbt der GDV auf seiner Website. Wohl auch um den Bekanntheitsgrad des Konzepts zu steigern, hat der Verband auf einer Pressekonferenz das Produkt näher erläutert und um eine aktuelle Allensbach-Umfrage ergänzt.

Demnach ist für 78 Prozent der Befragten bei der Bürgerrente besonders wichtig, dass die eingezahlten Beiträge sicher angelegt werden. 67 Prozent wollen wissen, wie hoch das angesparte Kapital im Alter sein wird und 58 Prozent geben an, dass ihnen eine qualifizierte Beratung Entscheidungssicherheit gibt. Für 63 Prozent seien staatliche Zuschüsse wichtig, 57 Prozent wollen unkomplizierte Abschlusswege. Sicherheit und Einfachheit bedeutet allerdings nicht, dass für Verbraucher die Rendite zweitrangig ist. Für über die Hälfte von ihnen steht dieser Aspekt im Fokus.

Das GDV-Konzept will mit der staatlich geförderten Bürgerrente vor allem Geringverdiener, Frauen und Familien ansprechen. Pro Kind ist ein staatlicher Zuschlag in Höhe von zehn Prozent angedacht. Letztlich soll es allen steuerpflichtigen Menschen in Deutschland offenstehen, also auch Selbstständigen und Beamten. Das sei insofern sinnvoll, weil bei Selbstständigen der Verdienst oft von Jahr zu Jahr schwankt: „Die Zulagenhöhe hängt nur vom eingezahlten Beitrag ab, nicht vom Verdienst des Vorjahres“, so Katja de la Viña, Vorsitzende GDV-Präsidialausschuss Altersvorsorge und Zukunftssicherung.

Geringere Kosten, niedrigere Provisionen

Spannend für Vermittler sind die angedachten Vertriebswege: So soll die Bürgerrente auch für „digital affine Kunden“ geöffnet, der Online-Abschluss möglich gemacht werden. Dennoch strebe der GDV ein „breites Beraternetz“ an. „Es kommt auf den richtigen Mix an“, so Gerhard Müller, stellvertretender Vorsitzender GDV-Präsidialausschuss Altersvorsorge und Zukunftssicherung.

Ein Standardprodukt, weniger Dokumentationsaufwand, schlankere Prozesse zwischen Anbietern und staatlichen Förderstellen, und auch digitale Vertriebsmöglichkeiten: All das senkt die Kosten. Um wie viel die Kosten zurückgehen könnten, will der GDV indessen nicht sagen. Nur, dass man sich am bAV-Kostenniveau orientiere. Damit werde es auch für den Vertrieb einfacher, das Produkt für die Kunden abzuschließen. Das heißt allerdings auch: „Es wird geringere Vergütungen für den Außendienst für dieses Produkt geben“, so Müller. Wie hoch die Kostenersparnis gegenüber Riester ausfallen wird, könne er nicht sagen. „Die Anbieter entscheiden über die Kosten.“

BVK kritisiert Bürgerrente

Die von der Bundesregierung ins Leben gerufene Fokusgruppe Altervorsorge, in der auch GDV-Chef Asmussen sitzt, wird am 26. Juni ihren Abschlussbericht finalisieren. Das Konzept der Bürgerrente habe Asmussen „ausführlich“ eingebracht. Weitere Details wolle er noch nicht bekanntgeben, es sei strenge Vertraulichkeit vereinbart worden.

Indessen befürchtet Michael H. Heinz, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK), die Einführung der Bürgerrente könnte Riester-Kunden vor den Kopf stoßen. Er kritisierte unlängst in einem procontra-Gastbeitrag, das Konzept könnte „das Signal aussenden, dass das private Altersvorsorge-System versagt hat. Das ist nicht vertrauensbildend und könnte dazu führen, dass sich Kunden vollends von der notwendigen privaten Vorsorge verabschieden“.

Darüber hinaus, moniert Heinz, entsprechen digitale Vertriebswege, die ohne Beratung auskommen, nicht dem angestrebten Verbraucherschutz. Der BVK hält am Riester-System fest und drängt auf entsprechende Reformen des bestehenden Produkts.